Dieser Roman wird keine reine BDSM-Geschichte.
Geplant ist der Roman als Zweiteiler mit einer Option auf einen 3. Teil.
Prolog
Oxana steht in der Tür des Arbeitszimmers und schaut sich den Schaden an. Ein Lächeln huscht über die Lippen. Sie löscht das Licht und setzt sich in den ledernen Ohrensessel. In dem jetzt unbeleuchteten Zimmer ist sie in dem schwarzen Lederkostüm auf dem gleichfarbigen Sessel kaum zu erkennen. Mit geschlossenen Augen schraubt sie den Schalldämpfer auf die 9 mm Makarow und lädt die Waffe durch. Diesen Wink des Schicksals ungenutzt zu lassen, wäre fahrlässig. Oxana legt die Pistole auf die rechte Lehne und überprüft in Gedanken den Plan. Doch sie findet nichts, das dem Erlangen des Zieles noch im Wege steht.
1.
Oxana erblickte südwestlich der Provinzhauptstadt Krasnojarsk das Licht der Welt. Das sibirische Dorf am Nebenarm der Mana war so klein, dass es nur in regionalen Karten überhaupt Erwähnung fand und Kolchose SS-216 genannt wurde. Für die UdSSR, wie das Land bei ihrer Geburt noch hieß, war dieses Gebiet aber gar nicht so unbedeutend: Der Boden in der Region war sehr fruchtbar und fast jeder unbewohnte Fleck bewaldet. Dank der Landwirtschaft und dem Sägewerk gab es genug Arbeit und keinem Dorfbewohner mangelte es an Lebensnotwendigem. Während die Mütter auf den Feldern und die Väter in der Sägemühle oder dem Wald arbeiteten, besuchten die Kinder die Schule oder spielten. Nur gelegentliche Schüsse eines Jägers aus dem Wald störten das idyllische Leben fernab der sozialistischen Hauptstadt.
An den Vater hatte Oxana nur blasse Erinnerungen. Er war kein überzeugter Kommunist. Deshalb wurde er kurz nach ihrem vierten Geburtstag als Staatsfeind verhaftet und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Nachdem Oxana in die Schule gekommen war, fiel ihre Intelligenz und schnelle Auffassungsgabe auf: insbesondere die Begabung für Fremdsprachen. So nah an der chinesischen Grenze lebend, war es nicht ungewöhnlich, schon früh Mandarin zu lernen. Doch was fast jeden Nichtchinesen zum Wahnsinn treibt, bereitete ihr große Freude. Wie Laotse persönlich zauberte sie mit dem Pinsel die Schriftzeichen aufs Papier.
Dann änderte sich die Welt von einem auf den anderen Tag!
Das ganze Dorf war 1991 in den Vorbereitungen des Jolkafestes, dem Jahresabschlussfest, als sich die UdSSR in Luft auflöste. Einige wenige Erwachsene, die politisch interessiert waren, hatten diese Entwicklung kommen sehen. Doch Kinder wie Oxana waren zu jung, um die Veränderungen im Land zu begreifen und feierten wie jedes Jahr unter der geschmückten Tanne in der weißen Winterlandschaft. Die Gespräche über Wandlungen, die die Erwachsenen führten, verstanden sie nicht: Denn diese fielen erst nach dem Fest auf den zweiten Blick auf.
Im Boeuf Stroganoff oder Borschtsch war plötzlich mehr Fleisch als früher und es gab Obst, das man vorher nur aus Büchern kannte. Schokolade schmeckte jetzt nicht nur süß, sondern auch nach Kakao. Sonntags versammelte man sich in einem Gebäude, – außer Acht lassend, dass das Dach auf dem im Bau befindlichen Bauwerk noch fehlte – um einen Gott anzubeten. Es wurde auch ein neues Fest gefeiert, das Ostern genannt wurde.
Befreit von der Angst, denunziert zu werden, nahm man die Fastenzeit wieder sehr ernst.
Es verwirrte die Kinder, vor dem Festtag nur spärliche Kost zu bekommen, sie wurden aber danach mit Leckereien entschädigt, die sie nie zuvor gesehen hatten.
Doch die auffälligste Veränderung fand im Fernsehen statt. Jetzt war es möglich westliche Sender zu empfangen und damit auch Werbung. Dort sahen die Einwohner Produkte, die ihnen wie aus einer anderen Welt vorkamen.
Oxana wollte diese Objekte unbedingt haben!
Schnell verstand sie, dass dafür Geld in einer Menge nötigt war, die in der sibirischen Einöde nicht erlangt werden konnte, sondern nur im reichen Westen. Sie beschloss, das Dorf zu verlassen, um vermögend zu werden, was für eine Neunjährige eine sehr ambitionierte Zielsetzung war. Mit Englisch und Deutsch lernte sie zwei wichtige Sprachen bereits in der Schule. Von nun an nutzte sie jede freie Minute, um diese Fremdsprachenkenntnisse zu optimieren. Sie intensivierte ihr Wissen durch Filme in Originalsprache, aus denen sie noch etwas anderes lernte: Um erfolgreich zu sein, durfte man keine Skrupel haben, und Hindernisse auf dem Weg zum Ziel sind Feinde, die beseitigt werden müssen.
*
In der vierten Klasse fand ein Schulprojekt statt, bei dem die Schüler das Modell einer Stadt bauen sollten. Der Preis war die Teilnahme an einem einwöchigen Schulausflug nach St. Petersburg; inklusive eines Besuches der Eremitage. Oxana wollte unbedingt gewinnen, was nichts Gutes für die Konkurrenz bedeutete.
Mit den langen blonden Haaren und dem Engelsgesicht hielten sie alle im Dorf für die Unschuld in Person. Doch aus ihrer Zielstrebigkeit erwuchs eine Skrupellosigkeit, die die Grenze zwischen Recht und Unrecht immer mehr verschwimmen ließ. Nicht, dass sie nicht wusste, was Unrecht war, doch es war für sie kein Hinderungsgrund, sondern nur ein Anlass zu Vorsicht und besserer Planung. Mit der süßen Erscheinung und den unschuldigen kristallblauen Augen, schaffte sie es, dass alle Mitschüler sie peu à peu zu sich einluden; wo sie nichts Böses ahnend Oxana ihr Projekt zeigten. Nach Abschluss dieser Erkundigung sah sie nur eine ernsthafte Konkurrenz. Diese musste sie ausschalten.
Am Abend vor der Entscheidung wartete sie im Zimmer auf die Dämmerung und verließ dann heimlich das Elternhaus. Im Schutz der Nacht schlich sie unbemerkt zum Grundstück der besagten Familie. Das Modell des Mitschülers war zu groß, um es im Wohnhaus zu lagern; deshalb verwahrten sie es in der Scheune, die etwa fünfzig Meter vom Haus entfernt war. Die Dunkelheit nutzend, stahl Oxana sich ungesehen in diese. Es war Herbst und überall lagerten Heuballen, mit denen im Winter die Tiere gefüttert werden sollten. Um nicht durch den Lichtstrahl verraten zu werden, war sie mit einer Blaulichtlampe ausgerüstet. Mit deren Hilfe durchsuchte sie die Scheune und wurde auf dem Dachboden fündig. Auf vier zum Quadrat zusammengestellte Heuballen fand sie das gesuchte Objekt. Sie sammelte loses Heu, verteilte es auf dem Boden und legte es rund um die Ballen, auf denen das Modell stand. Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Sie suchte Schutz zwischen zwei Heuballen und verharrte dort. Doch es waren nur Mäuse, die über den Boden huschten und sich ein paar Halme sicherten. Sie atmete erleichtert auf und verließ noch einmal die Scheune, um sich zu vergewissern, dass sie weiterhin unbemerkt geblieben war. Dann schlich sie wieder hinein, entzündete das Heu und versteckte sich unweit hinter einem Gebüsch. Es dauerte länger als sie erwartet hatte, bis zuerst Rauch und schließlich auch Flammen aus dem Dachstuhl drangen. Das Gebäude brannte schon lichterloh, als die Familie es bemerkte. Eine Zeit lang beobachtete sie die Löschversuche, war sich aber sicher, das Ziel erreicht zu haben und stahl sich davon.
Sie war schon fast außer Sichtweite der Scheune, da hörte sie diese einstürzen. Mit einem Schulterzucken quittierte sie diesen Kollateralschaden und stolzierte siegesgewiss nach Hause.
*
Drei Wochen später saß sie zusammen mit Kindern anderer Schulen und einigen Lehrern in der Eisenbahn auf dem Weg nach St. Petersburg. Dieses hieß noch Monate zuvor Leningrad und wurde im Volksmund nur Piter genannt.
Fast drei Tage dauerte die Reise und Oxana bekam eine Vorstellung davon, wie groß Russland war. Wie riesig musste dann erst die Welt sein?
Am frühen Mittag kamen sie im Moskauer Bahnhof von St. Petersburg an. Aufgeregt stieg sie aus dem Zug und war überwältigt von der Menschenmenge: Selbst alle Dorfbewohner zusammen, hätten dafür nicht ausgereicht. Auf dem Weg zum Reisebus kamen sie an einem Geschäft vorbei, in dem ausländische Zeitungen verkauft wurden. Oxana kaufte eine amerikanische und eine deutsche, denn sie wollte wissen, ob ihre Kenntnisse der Sprachen schon ausreichten, diese zu lesen und zu verstehen. Sie wurden mit einem Bus vom Bahnhof abgeholt. Während der Fahrt staunte Oxana über die vielen hohen Gebäude und den dichten Verkehr, der durch diese große Stadt wuselte. Völlig überwältigt von dem riesigen, prunkvollen Haus stieg sie aus dem Bus und betrat das Hotel. Für die Gewinner des von der Regierung gesponserten Preises waren Zimmer im obersten Stockwerk reserviert. Sie fuhren mit dem Aufzug nach oben und Oxana stürmte dort in ihres. Am Fenster war es ihr möglich wie ein Vogel auf die Stadt hinabschauen und zu sehen, wie die Newa in die Ostsee mündete. Aus der Perspektive erschien ihr das Gewässer wie ein unendlicher Ozean. Kaum hatte sie die Koffer ausgepackt, traf sich die Gruppe zum Essen im Hotelrestaurant.
Während die anderen Schüler sich für einheimische Gerichte entschieden, wählte Oxana ein Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln. Neugierig fragte sie den Ober, wozu die Zitrone und die Kapern seien. Er erklärte es und empfahl passend zur Hauptspeise ein Stück Sachertorte zum Nachtisch, weil diese ebenfalls eine Wiener Spezialität sei.
Nach diesem Essen wurde Wien vorübergehend zu ihrer Lieblingsstadt.
Für eine Aufführung von Tschaikowskis Schwanensee besuchten sie am Nachmittag das Mariinski-Theater. Oxana kam sich bei der romantischen Musik und anmutigen Darbietung vor wie in einem Traum. Die Welt hatte so viel Schönes zu bieten, dass es in ihrem Dorf nicht gab. Sie musste der ländlichen Provinz und dem einfachen Bauernleben entfliehen, damit sie in den Genuss dessen kam, was die weite Welt für sie bereithielt.
Beim Abendessen im Hotelrestaurant verschmähte sie wieder die einheimischen Angebote und wählte einen mediterranen Meeresfrüchtesalat. Nach diesem Genuss beschloss sie, bis zur Abreise alle ausländischen Gerichte auf der Karte ausprobiert zu haben.
Im Anschluss durften die Schüler auf die Zimmer, wo Oxana direkt das Badezimmer inspizierte. Zu Hause konnte sie höchstens zweimal pro Woche in einer Zinkwanne baden, die mit heißem Wasser von der Feuerstelle gefüllt wurde. Hier gab es eine bequeme Keramikwanne mit goldfarbenen Wasserhähnen, aus denen das Nass in der gewünschten Temperatur kam. Man konnte es sogar sprudeln lassen, was sie besonders faszinierte. Eine der Zeitungen lesend, genoss sie die entspannende Wärme des sprudelnden Wassers. Erfreut stellte sie dabei fest, dass sie fähig war, fast alles zu übersetzen. Aber es gab dort auch Artikel, die sie inhaltlich nicht komplett verstand. – Internationale Politik und Kapitalismus waren als Schulfächer noch nicht bis in die Provinz vorgedrungen. Nach dem Bad schaute sie lange verträumt aus dem Fenster auf die Stadt. Die Musik der Ballettaufführung ging ihr dabei nicht aus dem Kopf. Schließlich fiel sie erschöpft von den Erlebnissen des Tages ins Bett und träumte davon, die Welt zu erobern.
Am Morgen erlebte sie die nächste Überraschung. Statt des gewohnten Frühstücks fand sie im Restaurant ein riesiges Büffet vor. Darunter befanden sich viele Speisen, die sie nie zuvor gesehen hatte. Sie packte von allem, was sie nicht kannte, etwas auf den Teller und stellte fest, dass das Meiste köstlich schmeckte.
Für den Tag stand eine Stadtrundfahrt auf dem Plan. In einem roten Doppeldeckerbus, den der Reiseveranstalter in London gekauft hatte, fuhren sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt ab und bekamen dabei an jedem Haltepunkt die geschichtlichen Hintergründe erklärt. Auch für das Mittagessen besuchten sie ein Highlight: das allererste McDonalds in Russland. Es wurde Oxanas erste Erfahrung mit Burger und Pommes. Sie rümpfte die Nase, als sie beobachtete, wie die anderen Kinder das Essen mit den Händen aßen.
Für die nächsten zwei Tage war der Besuch der Eremitage geplant, auf den sie sich so gefreut hatte.
Sie bewunderte die ausgestellten Kunstwerke. Doch auch die vielen Touristen erregten ihre Aufmerksamkeit. Mehrmals testete sie die Sprachkenntnisse an den ausländischen Besuchern und stellte zufrieden fest, dass sie alles verstand sowie verstanden wurde.
Am folgenden Tag wurden sie von einem Angestellten durch das Museum begleitet, der zu den Exponaten der Führung jede Menge Hintergrundinformationen vermittelte. Für Oxana war es unglaublich, was einige der ausgestellten Stücke wert waren. Die Menschen im Dorf verdienten das ganze Leben lang nicht diese Summen. Es war für sie der letzte Ansporn, die Provinz zu verlassen, sobald die Möglichkeit dazu bestand.
Weil alle Schüler sich so vorbildlich verhalten hatten, war es ihnen am letzten Tag des Aufenthalts erlaubt, in kleinen Gruppen, von nur einem Lehrer beaufsichtigt, die Stadt zu erkunden. Oxana nutzte die Gelegenheit, um sich von den übrig geblieben Rubel in einer Buchhandlung zwei Bücher über die Geschichte der Familie Medici zu kaufen. Als der Zug drei Tage später in der Provinzhauptstadt ankam, hatte sie die fast achthundert Seiten komplett aufgesogen. Sie wusste nun, was notwendig wäre, um erfolgreich zu werden und das Dorf verlassen zu können.
2.
Oxanas Hobby wurde es von nun an, Geheimnisse über die Dorfbewohner zu sammeln, um diese zum Vorteil einsetzen zu können. Damit sie Beweise für diese Verfehlungen hatte, stahl sie in einem der neuen kapitalistischen Kaufhäuser eine unerschwinglich teure Digitalkamera und druckte die Bilder am Schulcomputer aus.
Die Mutter ließ ihr viele Freiheiten. Deshalb fiel es nicht auf, wenn sie, kaum dass es dunkel wurde, aus dem Fenster kletterte, um heimlich die Menschen zu beobachten. Wie ein Geist huschte sie lautlos durch die dunklen Straßen und verfolgte verheiratete Männer auf dem Weg zu den Geliebten, um dann kompromittierende Fotos zu schießen. Dabei kam es Oxana entgegen, in einem idyllischen Dorf zu leben: Nur wenige Dorfbewohner verschlossen dort die Türen. Sie sammelte Aufnahmen von gewalttätigen Szenen in Ehen, Vergewaltigungen, Diebstählen und Geschäftsleuten, die ihre Waren im Schutze der Dunkelheit an der Hintertür geliefert bekamen. Der Frau, die sich von ihrem Hund lecken ließ und dem Mann, der kleinen Jungen nachstellte. Bald hatte sie Beweise für jede Leiche, die die Dorfbewohner im Keller hatten.
Bei den anschließenden Erpressungen ging sie sehr geschickt vor. Sie trat dabei nicht persönlich in Erscheinung und verlangte nur Geld, oder Objekte, die nicht auf sie als Täterin hinwiesen.
Niemand hatte das unschuldig aussehende Mädchen in Verdacht.
Noch etwas lernte Oxana aus den Fernsehfilmen und den mitgebrachten Büchern: Einer Frau war es möglich, den Körper einzusetzen, um Männer zu manipulieren.
Doch hatte die Zehnjährige von Sex keine Ahnung und war genötigt, sich dieses Wissen erst anzueignen.
Das Internet war gerade im Kommen, aber noch nicht in ihrem Dorf angekommen. Sie musste dafür eine vierzigminütige Zugfahrt in die Provinzhauptstadt auf sich nehmen, um in einem Internetcafé zu surfen.
Eines Morgens beschloss sie, statt in die Schule dorthin zu fahren und brachte am Nachmittag eine Liste von über hundert DVD-Titeln, die meisten davon harte Pornos, mit nach Hause zurück.
In der Schule fiel sie nur als außergewöhnlich gute Schülerin auf. Obwohl sie recht beliebt war, schien sie kaum engere Freundschaften zu haben. Hätten die Lehrer von ihren Aktivitäten gewusst, wäre ihnen klar gewesen, dass Oxana dafür schlicht keine Zeit hatte. Inzwischen sprach sie Deutsch und Englisch so ausgezeichnet, dass man kaum einen Akzent hörte. Ihr Mandarin war so gut, dass sie Gespräche führen und Zeitungen lesen vermochte. Was die Mitschüler mühsam schriftlich ausrechnen mussten, schaffte sie in der halben Zeit im Kopf.
Man schlug der Mutter vor, sie auf eine Eliteschule zu schicken, die sich in der Provinzhauptstadt befand. Oxana war begeistert von der Idee. Es bedeutete den ersten Schritt aus dem, ihrer Meinung nach, rückständigen Dorf. Außerdem ersparte ihr das, die gelegentlichen Fahrten dorthin zu verheimlichen.
Oxana hatte einen Augenfehler, der positive und negative Auswirkungen hatte. Die Augen funktionierten bei Dunkelheit wie ein Nachtsichtgerät, dafür schmerzten zu intensive Sonnenstrahlen. Deshalb spazierte sie oft durch den Wald. Dabei gelangte sie in Gebiete, die seit Jahren niemand mehr betreten hatte. Auf einem dieser Streifzüge fand sie eine vergessene Jagdhütte, die ihr geheimes Versteck wurde. Diese war zu Zeiten des Sozialismus die Unterkunft für den staatlichen Jäger, der die Wölfe vom Dorf fernhielt. Deshalb gab es hier Strom- und Wasseranschlüsse, die sogar noch funktionierten. Die Hütte wurde ihr Unterschlupf, wo sie Beweise und Beute versteckte.
Nach den Ferien – sie war inzwischen stolze zwölf Jahre alt – fuhr sie jeden Tag mit der Eisenbahn in die Hauptstadt und wieder zurück. Der Unterrichtsstoff in der neuen Schule wurde schneller abgearbeitet als vorher. Das sorgte für geringere Langeweile und weniger Schulstunden. Deshalb verwendete sie trotz der Fahrt die gleiche Zeit für die Schule wie zuvor. Die vierzig Minuten Rückfahrt reichten fast immer, um die Hausaufgaben zu machen. Somit brauchte sie diese nicht, wie vorher, in der Hütte erledigen und hatte sogar mehr Zeit für ihre Hobbys als zuvor.
Im Süden trennte die Wüste Gobi die Region von China. Eine Grenze, die nur schwer zu kontrollieren war. Zumal die dort beheimateten Mongolen zu gerne die Rolle des Handelsvermittlers übernahmen. Schmuggel und Schwarzmarkt blühten in diesem Gebiet fernab des Kremls, von dem aus nur selten Luxusgüter des Westens die Gegend erreichten. Zobel- und Wolfsfelle waren in China begehrt und wurden gegen Elektronikwaren aus deren Provinz Taiwan getauscht. Deshalb hatte fast jeder Haushalt im Dorf einen Fernseher und Videorekorder sowie ein paar Dutzend Videokassetten mit westlichen Filmen. Bei den Frauen waren Streifen mit Doris Day und Marilyn Monroe und bei den Männern Western beliebt. So war es nicht verwunderlich, dass diese beiden amerikanischen Damen, John Wayne und Henry Fonda bekannter in der Gegend waren als die meisten Politiker des eigenen Landes. Etwas, das in Moskau sicher sauer aufgestoßen wäre; hätte man davon gewusst.
Dimitrij Pjotrowitsch Andropow, der Inhaber eines Elektrogeschäfts, kaufte einen Teil seiner Waren auf diese Weise. Oxana wusste davon und hatte dafür auch Beweisfotos.
Eines Tages fand er einen Briefumschlag mit drei dieser Fotos sowie einem Zettel vor. Auf diesem stand eine Liste mit DVDs und der Aufforderung, diese zusammen mit einem DVD-Player, einem Fernseher, einem PC mit Monitor und einem All-in-one-Drucker zwei Tage später im Wald zu verstecken.
Die geforderten Sachen zu besorgen, bereitete ihm keine Probleme. Ebenso war der finanzieller Schaden dabei eher gering. Daher biss er in den sauren Apfel, brachte das Gewünschte in den Wald und hoffte, nicht weiter erpresst zu werden.
Von einem Versteck im Gehölz aus beobachtete Oxana die Lieferung der »Bestellung«. Als sie sicher war, dass Dimitrij den Wald wieder verlassen hatte, brachte sie alles in die Jagdhütte.
Am Tag nach ihrem dreizehnten Geburtstag hatte die Einrichtung der Jagdhütte ein Ausmaß angenommen, bei der jeder Dorfbewohner vor Neid erblasst wäre. Die Hütte hatte achtundzwanzig Quadratmeter Grundfläche und einen Dachstuhl. Es hatte über ein Jahr gedauert, alle Einrichtungsgegenstände zu organisieren, in die fast zwei Kilometer vom Dorf entfernte Hütte zu bringen und dort zusammenzubauen. Eine erstaunliche Leistung für eine Zwölfjährige, was ihre Entschlossenheit deutlich unterstrich. Niemand hätte dem kleinen Mädchen eine solche Performance zugetraut.
An der Rückwand der Hütte war ein vier Meter breiter Schreibtisch aufgebaut, auf dem der PC mit Monitor und Drucker aufgestellt war. Umrahmt von zwei Regalen, die mit Büchern und DVDs gefüllt waren, standen an einer anderen Wand ein Fernseher und der DVD-Rekorder.
Sogar Teppiche lagen auf dem Fußboden. Doch am erstaunlichsten waren der Sessel und der Kühlschrank. Beides hatte sie nachts unter Anwendung aller ihrer physikalischen Kenntnisse über Hebel und Flaschenzüge aus dem Haus eines verstorbenen Dorfbewohners geholt und auf einen Rodelschlitten geschnallt in den Wald gezogen. Der Verblichene hatte keine Familie mehr und so fiel niemandem das Fehlen der Stücke auf. Obwohl sich ihr Körper nach diesem Kraftakt anfühlte, als hätte sie gegen einen Bären gekämpft, und verloren, versetzte sie das Triumphgefühl in einen Glückszustand, der einem Drogenrausch ähnelte.
Auf dem Dachboden, der über eine Leiter erreichbar war, hatte sie sich aus einer zwei mal zwei Meter großen Luftmatratze – die sie in der Provinzhauptstadt in einem Campinggeschäft gekauft hatte – ein Bett gebastelt. Der Zweiplattenkocher und der Staubsauger waren da kaum noch eine Überraschung.
Sowohl die Hütte als auch der kleine, ein paar Meter entfernte Abort, waren mit militärischen Tarnnetzen bedeckt. Diese hatte sie in einem Geschäft gekauft, in dem man von den Streitkräften ausgemusterte Ausrüstung erwerben konnte. Aufgrund der Netze war die Hütte nur zu entdecken, wenn man wusste, dass es sie gab – oder dagegen lief.
Oxana verbrachte jede freie Minute in der Hütte und studierte Bücher über die Geschichten mächtiger Familien, Philosophen wie Machiavelli, sowie der detaillierten Durchforschung der DVDs für Erwachsene. Bald wusste sie theoretisch alles darüber, wie Frauen Männer manipulieren können und wie rücksichtslos jemand sein muss, um Erfolg zu haben. Besondere Freude bereitete Oxana die Serie Dallas, mit ihrem großen Idol J. R. Ewing. Wie jeder Schüler nahm sie sich vor, das Vorbild zu übertreffen.
Nun musste sie das theoretisches Wissen in praktische Erfahrungen umsetzen.
In der Anonymität der Waldhütte streichelte sie sich zu ersten Orgasmen. Bald wusste sie, wie ihr Körper auf unterschiedliche Stimulierungen reagierte. Doch Sex ist nicht für eine einzelne Person gedacht und so brauchte sie ein männliches Forschungsobjekt.
Ein hübsches Mädchen wie sie war natürlich der Schwarm aller Jungen und jeder kam als Opfer infrage. Um möglichst wenig Gefahr zu laufen, die Kontrolle über die Situation zu verlieren, wählte sie den Außenseiter des Dorfes aus. Dieser konnte sein Glück kaum fassen, dass sich dieses hübsche Mädchen für ihn interessierte. Er ahnte nicht, auf was er sich einließ und dass er nur ein Versuchskaninchen sein sollte.
Akribisch bereitete sie in der Hütte alles vor. Zum vierzehnten Geburtstag lockte sie den Jungen an den See am Waldrand. Dem Plan entsprechend schwammen sie zuerst eine Runde, damit beide nur noch spärlich bekleidet waren. Bei dem anschließenden Picknick zog ihr fast nackter Körper seine neugierigen Blicke an. Als dieser Anblick das Gehirn vom Kopf zwischen die Beine teleportiert hatte, überrumpelte sie ihn mit einer Frage.
„Willst du mich komplett nackt sehen und dir alles genau ansehen dürfen?“
Ein vierzehnjähriger Junge, der inzwischen entdeckt hatte, dass das Ding in der Hose nicht nur zum Wasserlassen geeignet war, konnte so ein Angebot nicht ausschlagen.
Mit leuchtenden Augen antwortete er „Ja.“
Er versprach alles zu tun, was sie verlangen würde und sich nicht zu wehren, einerlei was sie anstellen würde. Daraufhin fesselte sie seine Hände und stülpte ihm einen kleinen Sack über den Kopf, den sie mit einer Kordel am Hals zuzog. Dann führte sie das nur mit einer Badehose bekleidete Opfer zum Versteck. Es dauerte etwas, bis sie den blinden, gefesselten Jungen dazu bewegt hatte, die Leiter zum Dachstuhl zu erklimmen. Dort musste er sich auf die Matratze legen.
Diese hatte an den Ecken Schlaufen, die eigentlich dafür gedacht waren, sie zu tragen oder am Boden zu fixieren. Oxana löste die Fesseln und band jede Hand mit einem Seil an eine der oberen Laschen fest, sodass die Arme gespreizt und gestreckt vom Körper zeigten. Dann baute sie ihre Kamera auf und schaltete sie ein. Die Aufnahme würde als Studienmaterial dienen sowie als Druckmittel, damit der Junge hinterher nicht zu gesprächig über die Ereignisse des Tages war.
Oxana zog dem wehrlosen Jungen die Badehose aus und wiederholte mit den Beinen an den unteren Schlaufen, was sie zuvor mit den Armen gemacht hatte. Jetzt, wo sie die absolute Kontrolle über ihn hatte, entfernte sie den Sack und legte ihm ein Kissen in den Nacken. Mit großen Augen schaute er zu, wie sie erst das Oberteil und dann das Höschen des Bikinis auszog. Dabei hielt sie den offensichtlichsten Unterschied zu ihrem Körper genau im Blick. Sie wollte beobachten, ob dieser die Reaktion zeigte, wie sie es in den Filmen gesehen und in den Büchern gelesen hatte. – Er tat es.
Der Penis fing an, sich zu verändern und aufzurichten. Ihr Streicheln daran verhärtete die Schwellkörper weiter und brachte den Jungen zum Keuchen. Schneller als sie es erwartet hatte, schoss eine weißliche Masse hervor und landete, begleitet von Aufstöhnen, auf seinem Bauch. Neugierig untersuchte sie die Konsistenz der Substanz mit den Fingern. Sie hatte entfernt Ähnlichkeit mit Gelatine. Erst recht, als diese mit der Zeit die Farbe verlor und durchsichtig wurde. Der Geruch erinnerte sie an eine Fischsuppe, die nicht mehr frisch war. Deshalb zögerte sie etwas, bevor sie die Masse vom Finger leckte. Sie stellte fest, dass die Suppe sehr stark gesalzen war, was mögliche andere Aromen überlagerte. Inzwischen lag das Glied verwelkt auf dem Schoß und hatte Ähnlichkeit mit einem glitschigen Wurm.
Sie hatte gelesen, dass ein Mann jetzt eine Pause bräuchte, bevor der Vorgang wiederholbar wäre. Deshalb beugte sie sich über seinen Kopf und drückt die Lippen auf die seinen. Wie sie vermutet hatte, war er genauso unerfahren wie sie und presste seine zusammen. Um aber die Zunge in den Mund zu bekommen, war sie genötigt, diesen Zustand ändern. Statt ihn dazu aufzufordern, seinen zu öffnen, hielt sie ihm kurzerhand die Nase zu. Sekunden später war der Weg frei.
Oxana untersuchte mit der Zunge den Mundraum, doch blieb seine komplett passiv, wodurch die ganze Sache nur sehr feucht, aber wenig aufregend war. Enttäuscht brach sie diesen ersten Versuch ab und blaffte den Jungen an.
„Ist deine Zunge erstarrt? Wenn du nicht mitmachst, wird der Inhalt meiner Blase in deinem Mund landen.“
Die Drohung verfehlte nicht ihr Ziel. Erneut küsste sie ihn und als die Zungen jetzt miteinander spielten, spürte sie ein seltsames und aufregendes Kribbeln. Zu Testzwecken wiederholte sie den Kuss mit dem gleichen Ergebnis.
Um die gemachten Erfahrungen zu verarbeiten und ihm Zeit für die nächste Runde zu verschaffen, kletterte sie die Leiter in den Wohnraum hinab und setzte sich Wasser für einen Tee auf.
Nachdem sie das Getränk fertig aufgebrüht hatte, nahm sie mit der Tasse am Schreibtisch Platz und ergriff ihre To-do-Liste. Sie hakte Erledigtes ab und machte sich Notizen wie »sehr salzig« hinter »Geschmack«. Den Tee trinkend, studierte sie die nächsten Punkte auf der Liste.
Als sie ausgetrunken hatte, kletterte sie die Leiter wieder hinauf. Der Junge wirkte erleichtert, sie wiederzusehen.
„Keine Angst, ich werde dich hier nicht vergessen.“
Der Wurm, den sie zurückgelassen hatte, richtete sich bei ihrem Anblick wieder auf. Sie langte mit der Hand zwischen seine weit gespreizten Beine und ergriff die Hoden. Vorsichtig knetete sie den Hautlappen, mit den zwei Murmeln darin. Es schien dem Jungen zu gefallen. Langsam steigerte sie den Druck der Hand, bis er die Augen schloss und wieder anfing schwerer zu atmen.
Noch hatte sie wenig Erfahrung mit dem männlichen Körper und selbst für eine geübte Frau ist es kein leichtes Unterfangen, ein innen liegendes Organ wie die Prostata zu finden. Sie zog sich einen Einmalhandschuh über und tauchte einen Finger in ein Gläschen Vaseline. – Sie hatte beides in der Dorfapotheke besorgt.
Vorsichtig, weniger aus Sorge, den Jungen zu verletzen, sondern aus Angst, den Finger in eine Öffnung zu führen, die sie nicht kannte, drang sie in den Po ein. Wie das Lehrmaterial es beschrieb, übte sie Druck auf die Wand des Rektums aus, bis sich plötzlich das Glied stramm aufrichtete und der Junge lauter stöhnte. Erstaunt zog sie angesichts dieser heftigen Reaktion die Augenbrauen hoch. Etwa eine Minute später schoss erneut eine Ladung weißer Masse aus dem Glied heraus und landete erneut auf seinem Bauch. Diese hatte einen etwas kräftigeren Weißton und war sämiger als bei der ersten Entladung. Doch Geruch und Geschmack waren identisch.
Der nächste Punkt auf der To-do-Liste war die Reaktion ihres Körpers auf seine Berührungen. Dazu hockte sie sich über sein Gesicht, zog die Schamlippen auseinander und forderte ihn auf, mit der Zunge die freigegebene Spalte zu bespielen. Allein von ihm dort berührt zu werden, erzeugte eine aufregende Veränderung des Körpers. Warme Wellen durchströmten sie, was sich anfühlte, als ob sie im Winter nach Hause käme und sich am Kamin in eine Decke einhüllen würde. Plötzlich verstärkte sich alles um den Faktor hundert. Die Zunge hatte den Kitzler erreicht! Ihr wurde schwindelig. Sie war gezwungen, die Hände auf der Matratze abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die zuvor warmen Wellen verwandelten sich in Hitzewellen. Jetzt war sie über die Experimente froh, bei denen sie sich selbst befriedigt hatte. So wusste sie diese Gefühle, auch wenn sie ein vielfaches intensiver waren, einzuschätzen. Sie hätte sich sonst vielleicht aus Furcht den Berührungen entzogen. Dass die Schamlippen nicht mehr auseinandergezogen waren und jetzt wieder die Scham bedeckten, schien ihn nur für ein oder zwei Sekunden zu irritieren. Dann tauchte seine Zunge dazwischen ein und setzte die Stimulierung fort.
Alles war viel intensiver als bei den Selbstbefriedigungen. Die Hitze drohte Oxana zu verbrennen. Als sie eine Brustwarze versehentlich berührte, durchströmte sie eine weitere Erregung.
Es fühlte sich herrlich an.
Dann glaubte sie, ihr Körper würde zerspringen. Wenige Sekunden später war sie so erschöpft, als hätte sie die Strecke von der Hütte nach Hause rennend zurückgelegt. Noch immer schwammen die Bilder vor ihren Augen. Etwas tapsig krabbelte sie neben den Jungen und legte sich lächelnd auf die Matratze. Es dauerte einige Minuten, bis sie die volle Kontrolle über den Körper zurückerlangte.
Erst beim späteren Studium der Filmaufnahmen bemerkte sie ihre spitzen Lustschreie, die ihr zuvor gar nicht bewusst waren.
Der Kunststoff der Matratze klebte an der Haut, als Oxana sich erhob. In diesem Moment merkte sie erst, wie verschwitzt sie war. Sie stand auf, kletterte die Leiter wieder nach unten und wusch sich. Dann kam sie mit einer Schüssel warmen Wasser, Seife, einem Schwamm und einem Handtuch zurück und säuberte den Intimbereich des immer noch erschöpft dort liegenden Jungen. Sie wusste nicht, wie reinlich er war, und ihr Ekel würde verhindern, diesen nun glitschigen Wurm in den Mund zu nehmen.
Der nächste Punkt auf der Liste war zu untersuchen, wie sich ihre Berührungen seines Körpers auf seine Erregung auswirkten. Diese war leicht zu erkennen, hatte er doch ein auffälliges Anzeigegerät dafür zwischen den Beinen. Sie hatte eine Liste mit fast jeder Körperstelle vorbereitet und notierte die Stärke der Auswirkung in einem Notizbuch. Nachdem sie alle Stellen abgearbeitet hatte, verband sie ihm die Augen und wiederholte den Vorgang. Fasziniert stellte sie fest, dass die Berührungen deutlich stärkere Reaktionen erzeugten als zuvor.
Nachdem Oxana die Liste erneut abgearbeitet hatte, leckte sie mit der Zunge das Glied entlang. Sie empfand den Geschmack nicht so negativ, wie sie befürchtet hatte. Jetzt ergriff sie mit der Hand den Lolli und zog die Vorhaut zurück. Vorsichtig berührte sie mit der Zungenspitze die Eichel, was eine sofortige akustische Reaktion seinerseits erzeugte. Animiert von seinem Stöhnen, spielte sie weiter mit der Zunge daran. Er atmete heftiger und der zuvor schon feste Stab in ihrer Hand wurde richtig hart. Das Machtgefühl, die Erregung des Jungen durch ihr Handeln zu kontrollieren, ließ sie die bisherigen Zweifel, den Penis in den Mund zu nehmen, vergessen. Die Lippen umschlossen die Eichel und nahmen sie im Mundraum auf. Ein lauteres Aufstöhnen war die Reaktion.
Daraufhin ließ Oxana den Lolli wieder fast aus dem Mund gleiten, um ihn dann erneut aufzusaugen. Das Stöhnen des Jungen verwandelte sich in ein Wimmern. Nachdem sie diesen Vorgang ein paar Mal wiederholt hatte, spielte sie zusätzlich mit der Zunge an dem Lutscher. Die Frequenz des Keuchens erhöhte sich augenblicklich. Jetzt umschloss sie das Spielzeug in dem Mund wie einen Strohhalm und saugte fest daran. Sie erschrak davon, dass ihr Körper schwankte. Als sie aufblickte, erkannte sie den Grund dafür. Der Junge zappelte, soweit es die Fixierung zuließ, mit den Beinen. Was er sagte, konnte sie nicht genau verstehen, doch ging es dabei um Gott. – Vielleicht war er ja religiös. Weil aber keine eindeutigen Zeichen von ihm kamen, dass sie aufhören sollte, machte sie weiter.
Je fünfmal nahm Oxana die Eichel im Mund auf und ließ sie wieder herausgleiten, wobei sie die ganze Zeit mit der Zunge daran spielte. Danach saugte sie fest an dem Lolli, was jedes Mal ein Zappeln der Beine provozierte. Plötzlich irritierte sie ein Pulsieren an der Hand, die immer noch das Glied an der Wurzel umschloss. Im nächsten Moment hörte sie ein lautes Aufstöhnen und ihr Mund füllte sich mit einer zähflüssigen Masse. Fast augenblicklich wich die Härte aus dem Dauerlutscher. Deshalb gab sie ihn frei und verlagerte ihre Konzentration auf das, was er im Mund hinterlassen hatte. Sie versuchte die Konsistenz mit etwas Bekanntem zu vergleichen, fand aber nichts, was dem gleich kam.
Bei der Planung dieses Tages hatte sie über diese Situation nachgedacht und war zu dem Ergebnis gekommen, dass der beste Weg wäre, die Masse schnell komplett zu schlucken. Also setzte sie diesen Plan in die Tat um. Der Geschmack erinnerte sie etwas an Kaviar. Auch der war sehr salzig, was den Eigengeschmack überlagerte, der sich aber dann im Abgang bemerkbar machte. Sie hatte gelesen, dass sich der Wohlgeschmack des Ejakulates durch verschiedene Lebensmittel verändern konnte. Dazu wurde besonders Ananas hervorgehoben. Sie hatte extra dafür eine Dose mit der Südfrucht gekauft, die sie jetzt holte und den Jungen mit den Stücken fütterte. Mit einem Strohhalm ließ sie ihn auch noch den Saft aufsaugen. Dann ging sie herunter in den Wohnraum und setze sich erneut Wasser für einen Tee auf.
Als sie den ersten Schluck Tee genommen hatte, stellte sie fest, dass das zuvor noch interessante und neue Aroma im Mund, jetzt den Geschmack des Tees komplett unterdrückte. Davon angeekelt stand sie auf und putzte sich die Zähne. Ein weiterer Schluck Tee bestätigte ihr, dass diese Maßnahme erfolgreich war. Zufrieden wandte sie sich wieder der To-do-Liste zu. Aus ihrem Lehrmaterial wusste sie, es würde mindestens zwei, eher drei Stunden dauern, dass die Ananas ihre Wirkung entfaltete. Deshalb legte sie eine DVD in den Rekorder und schaute sich vier Folgen Dallas an.
Nach den Folgen stieg Oxana zurück auf den Dachboden. Ihr Opfer war inzwischen eingeschlafen. Sie kniff in seine Brustwarzen.
„Los, aufwachen, du Schlafmütze. Ich bin noch nicht fertig mit dir.“
„Warum bin ich blind und bewegungslos?“
Oxana entfernte die Augenbinde und der Anblick ihres nackten Körpers brachte die Erinnerung zurück. Ohne Umschweife wandte sie sich mit dem Mund dem besten Stück zu. Inzwischen hatte sie begriffen, dass sie am Stöhnen ablesen konnte, wie sehr ihm gefiel, was sie machte. Keine drei Minuten später hatte sie den Lustsaft herausgesaugt und stellte nach dem Schlucken tatsächlich eine leicht positive Veränderung beim Geschmack fest.
Für den letzten Test holte sie eine Uhr und ein Notizbuch. Sie streichelte an dem Glied, bis es wieder hart wurde. Dann brachte sie ihn mit der Hand zum Höhepunkt und wiederholte den Vorgang, wobei sie jeweils die verstrichene Zeit notiere. Wie zur Bestätigung des theoretischen Vorwissens wurde die Zeitspanne immer größer, die er benötigte, um für eine neue Runde bereit zu sein. Schließlich stöhnte er auf, doch die weißliche Masse blieb aus. Auch darauf war sie durch das Vorstudium vorbereitet, allerdings bedeutete es, dass der Junge für sie keinen Nutzen mehr hatte. Das Forschungsprotokoll war abgearbeitet.
Sie holte den Sack, stülpte ihn über seinen Kopf und zog die Kordel am Hals zu. Dann löste sie die Handfesseln von der Matratze und band die Hände wieder zusammen. Sie befreite die Füße und befahl ihm, aufzustehen. Die Leiter herunter erwies sich noch schwieriger als hinauf. Unten angekommen druckte sie ein Foto von seinem mit Samenergüssen übersäten nackten Körper aus. Dann zog sie ein Kleid sowie Schuhe an und führte den Jungen zurück zum See. Es fing schon an zu dämmern, als sie ihn unweit der morgendlichen Badestelle von den Fesseln befreite. Er sank erschöpft zu Boden. Dann warf sie dem Versuchskaninchen das Bild zu und drohte, dass es jeder im Dorf zu sehen bekäme, wenn er nur ein Wort über den heutigen Tag verlieren würde. Er versprach es glaubhaft und lief zu seiner Kleidung. Nachdem er aus ihrem Sichtbereich verschwunden war, schlenderte sie zufrieden nach Hause.
Die folgenden Tage ignorierte Oxana den armen Jungen und nahm ihm damit jegliche Hoffnung, dass sie ein zukünftiges Interesse an ihm haben würde.
Nach der Schule ging sie wie gewohnt zu Hause essen und anschließend zur Hütte. Dort suchte sie eine Lösung für das Problem mit der Leiter. Es dauerte drei Tage, alles dorthin zu bringen, und zwei weitere, einen kleinen Aufzug mithilfe eines Flaschenzugs zu improvisieren.
Im Laufe der nächsten Wochen entführte sie noch drei Jungen in die Hütte und wiederholte die Tests mit ihnen. – Die zu fast identischen Ergebnissen führten.
3.
Die Mutter konnte ihr nur wenig Taschengeld geben. Doch das war für Oxana kein Problem. Wenn sie Geld brauchte, erpresste sie es sich. Drei besser verdienende Dorfbewohner schliefen nicht immer im eigenen Bett. Damit dieses Geheimnis geheim blieb, zahlten sie jeden Monat zehntausend Rubel – etwa 200 Euro – an Oxana. Dazu begaben sie sich in den Wald und verstauten einen Briefumschlag in einem hohlen Baum. Ab und zu versuchten die Erpressten, sich auf die Lauer zu legen, um den Erpresser beim Abholen zu entlarven. Doch Oxana kannte jeden Zweig sprichwörtlich mit Vornamen und sah nachts so gut wie andere tagsüber.
Der Inhaber einer Buchhandlung fand gelegentlich eine Nachricht von ihr im Briefkasten. Hatte er die Bücher besorgt, die auf dieser Liste standen, ließ er nach Geschäftsschluss eine kleine Lampe im Geschäft brennen. Am folgenden Tag brachte er die Bestellung dann zu einem Versteck im Wald. Denn er hatte eine sehr kreative Buchhaltung, was ihm einiges an Steuern sparte. Oxana wusste davon und bestellte sich auf diesem Weg regelmäßig Lektüren bei ihm, die für Aufmerksamkeit gesorgt hätten, würde sie ein kleines Mädchen kaufen. Eine Vierzehnjährige, die sich Bücher von Marquis de Sade, Lehrbücher über ungewöhnliche Sexpraktiken oder Banken und Börsengeschehen kaufte, müsste sich zumindest einigen unangenehmen Fragen stellen – die Oxana nicht beantworten wollte.
Bald gab es kaum noch Dorfbewohner, die nicht von ihr erpresst wurden. Leise Gerüchte machten die Runde, doch keiner verdächtigte das kleine, unschuldig aussehende Mädchen, dem niemand etwas Böses zutraute.
Wladimir Rudajev war ein einfacher und fähiger Arbeiter im örtlichen Sägewerk. Er lebte allein in bescheidenen Verhältnissen und verdiente somit viel mehr, als er zum Leben benötigte. Mit den Jahren hatte er eine ansehnliche Summe zusammengespart. Dann machte er den Fehler, sich eine teure Anlage von Burmester zu kaufen, weil er die russischen Komponisten in bester Qualität anhören wollte. Niemand glaube ihm, dass er diese gewaltige Summe ehrlich angespart hatte. Von nun an war er der Hauptverdächtige. Als einer von Oxanas Kunden die monatliche Zahlung in den Wald brachte und sich mal wieder auf die Lauer legte, tauchte der Pechvogel dort auf, um Pilze zu sammeln. Am nächsten Tag wurde seine erschlagene Leiche im Unterholz gefunden. Doch die Erpressungen hörten zum Leidwesen der Dorfbewohner nicht auf, dafür hatte Oxana neue eindeutige Bilder für ihre Sammlung. Dass ein Mann ihretwegen getötet wurde, belastete ihr Gewissen nicht. Für sie war das Leben ein Schachspiel und die Menschen die Figuren. Sie war die Königin und ein geopferter Bauer gehörte zum Spiel.
Eines Nachts holte Oxana das monatliches Schweigegeld ab, da hatte sie ein seltsames Gefühl im Bauch. Noch vorsichtiger als sonst nahm sie den Umschlag aus dem Baum und verschwand wieder im Wald.
Einen Monat danach wiederholte sich Erlebtes. Doch dieses Mal verfolgte sie etwas in den Wald hinein. Als kurz darauf ein Zweig knackte, versteckte sie sich zwischen zwei nahe beieinander stehenden Bäumen und wartete mehrere Minuten. Doch das Gefühl von Augen, die sie beobachten, blieb. In dieser Nacht schlief sie in der Jagdhütte, anstatt wie sonst, wieder nach Hause zurückzukehren. Als sie bei Tagesanbruch aufbrach, war das komische Gefühl verschwunden.
Doch einen Monat später, sie war schon an der Hütte angekommen, meldete sich das seltsame Bauchgefühl wieder zurück. Obwohl sie lange lauschte, hörte sie dieses Mal keine fremden Geräusche.
Michail Jegorwitsch Pablow war zweiundvierzig Jahre alt und in der UdSSR Major beim KGB. Das System, dem er geschworen hatte, treu zu dienen und es zu beschützen, löste sich von einem auf den anderen Tag in Luft auf. Das Land verwandelte sich in etwas, das dem früheren Feind sehr ähnlich war. Daraufhin waren seine Dienste nicht mehr gefragt. Aus dem Mann mit einer gesicherten beruflichen Karriere wurde einer mit ungewisser Zukunft. Seiner Frau war diese zu ungewiss, weshalb sie ihn verließ. Immerhin hatte er beim KGB viel gelernt, was in diesem neuen Land von Nutzen war. Mit etlichen der früheren Kollegen, für die der neue Staatenbund ebenfalls keine Verwendung mehr hatte, gründete er ein Netzwerk. Dieses kontrollierte nun die neu entstandenen kapitalistischen Wirtschaftszweige – Drogen, Waffen, Frauen. Einige der ehemaligen Geheimdienstler fanden eine neue Anstellung bei Polizeibehörden, die ihnen zwar die nötigen Rechnungen bezahlten, doch bei Weitem nicht den Machtverlust ausgleichen konnten. Als sie von den früheren Kollegen angeworben wurden, mussten sie nicht lange überlegen. Fast der ganze Polizeiapparat war auf diese Weise infiltriert worden, wodurch die illegalen Geschäfte geschützt waren. Um den kriminellen Hintergrund nicht zu verraten, zeigte er seinen Wohlstand nicht zu öffentlich und gab offiziell an, Handelsvertreter zu sein. Wie er es gelernt hatte, war die Tarnidentität sehr nah an der Wahrheit. Früher war er Auslandsagent und beherrschte darum viele Fremdsprachen. Diese Kenntnisse und die ehemaligen Beziehungen nutze er inzwischen, um für seine Freunde im Ausland Kontakte zu knüpfen.
Die Besonderheit an ihm war, dass er zu den wenigen Menschen im Dorf gehörte, der nicht auf Oxanas Kundenliste stand.
Das Gerücht über Erpressungen im Dorf wurde immer lauter gemurmelt. Ein Spion mag keine Geheimnisse, außer der eigenen. Er beschattete einen der Erpressten, bis dieser mitten in der Nacht in das Unterholz ging und dort etwas in einem Baum versteckte. Ein Wald war nicht das Umfeld, in dem Michail sich wohlfühlte oder wo er sich unsichtbar bewegen konnte. Zumal er bei dem schwachen Mondlicht, das sich durch das Blätterwerk kämpfte, kaum etwas sah. Als es Tag wurde, überprüfte er den Baum und stellte fest, dass Hineingelegtes verschwunden war. Er hatte es anscheinend mit einem Gegner zu tun, für den die Dunkelheit des Waldes der Freund und nicht, wie bei ihm, der Feind war. Am nächsten Tag kaufte er in demselben Geschäft, in dem Oxana die Tarnnetze gekauft hatte, ein Nachtsichtgerät.
Einen Monat später lag er schon auf der Lauer, bevor der Mann seinen Obolus versteckte. Michail musste zwei Stunden warten, bis sich eine Person dem Baum näherte. Durch ein Nachtsichtgerät der ersten Generation konnte er nicht normal, wie am Tag sehen. Das Restlicht wurde zwar 1000-fach verstärkt, doch der Blauanteil des Lichts wurde ins Grüne und der Rotanteil ins Infrarote verschoben. Somit sah er alles in verschiedenen Grüntönen, aber nicht ausreichend, um eine Person für eine Identifizierung zu erkennen. Sofort fiel ihm auf, dass das Zielobjekt ungewöhnlich klein erschien. Die fehlende Ausbildung im Wald machte sich dann bei der Verfolgung bemerkbar. Der leiseste Laut, den er erzeugte, ließ den Gegner für Minuten unsichtbar werden. Mit jedem Schritt der Verfolgungsjagd stieg der Respekt für den Rivalen. Plötzlich war er sich sicher, David Copperfield verfolgt zu haben. Von einer auf die andere Sekunde verschwand die Person und tauchte auch nach über zwei Stunden Warten nicht wieder auf. Aber weil es bei dieser Sache weder um sein Leben noch um sein Land oder seinen Job ging, nahm er es sportlich.
„Twoju matj*“, fluchte er mit einem Unterton von Bewunderung und akzeptierte das eins zu null seines Gegners auf der Anzeigentafel. Für diese Nacht gab er sich geschlagen.
*Äquivalent zum amerikanischen Motherfucker. Kann aber wie im Deutschen das Wort »Bastard« auch anerkennend verwendet werden.
Alternative Übersetzung: Razupaltuff
Er wusste ungefähr, wo er sich im Wald befand, befestigte aber sicherheitshalber ein Bonbonpapier an einem Baum. Mit dieser Markierung stieg die Chance, dass er die Stelle wiederfinden würde. Im Norden musste der See liegen. Zusätzlich zu dem Nachtsichtgerät hatte er auch ein Mehrzweck-Kampfmesser gekauft. Im Knauf des Griffes war ein Kompass mit fluoreszierender Nadel eingebaut. Mit dessen Hilfe ging er vorsichtig nach Norden und zählte dabei die Schritte.
1.752 Schritte später stand er am Ufer des Sees. Diese Stelle war ihm bekannt, war er doch im Dorf groß geworden und hatte selbst als Kind am See gespielt. Deshalb hielt er eine weitere Markierung für unnötig.
Es dauerte drei Tage, bis ein Freund militärische Karten aus Sowjet-Zeiten von dem Waldgebiet besorgen konnte. Sofort machte er sich mit Bleistift und Lineal an den ausgebreiteten Plan. Nachdem er die Uferstelle am See gefunden hatte, setzte er es nach Süden an und zog einen Strich. Dann maß er auf der Karte im Maßstab 1:25000 sechs Zentimeter ab und machte einen Kreis. Augenblicklich fiel ihm die alte Jagdhütte ins Auge. Er musste fast neben ihr gestanden haben, ohne sie zu sehen. Kopfschüttelnd gab er der Unerfahrenheit mit dem Nachtsichtgerät dafür die Schuld.
Am nächsten Vormittag ging er mit dem Messer und der Karte ausgerüstet zu der Stelle am See, an der er gelandet war, als er aus dem Wald kam.
1.752 Schritte südlich suchte er nach dem markierten Baum. Aber entweder reichte seine Orientierungsfähigkeit im Wald nicht aus oder das Bonbonpapier war nicht mehr vorhanden. Auch die Jagdhütte konnte er nicht sehen, obwohl er nicht weit von ihr entfernt sein konnte. Verzweifelt suchte er auf der Karte eine markante Stelle in der Nähe des Gebäudes. Er wollte schon fast aufgeben, da wischte er zufällig mit dem Arm ein paar umher hängende Blätter beiseite. Im nächsten Moment stand er vor der Hütte. Verwundert drehte er sich um und untersuchte die Blätter, die er Sekunden zuvor berührt hatte. Sie entpuppten sich als künstlich, und an einem Netz befestigt. Neugierig ging er auf die andere Seite des Tarnnetzes zurück und umkreiste bewundernd die Hütte. Obwohl er jetzt wusste, dass sie dort stand, konnte er sie nicht erkennen. Die Lichtung, an deren Rand sie ursprünglich gebaut wurde, war inzwischen mit hohen Sträuchern bewachsen, die von den Tarnnetzen nicht zu unterscheiden waren.
„Verdammt, ist der gut! Ein würdiger Gegner.“
Er umkreiste die Jagdhütte ein zweites Mal und stellte fest, die Tarnung war nur an zwei Stellen passierbar. Die Hütte zu betreten, traute er sich nicht. Zu groß war die Gefahr, vom Bewohner überrascht zu werden. Jemand, der sich so souverän im Wald bewegte und ein Gebäude so tarnen konnte, hatte wahrscheinlich eine militärische Ausbildung und wäre ihm möglicherweise in einer körperlichen Auseinandersetzung ebenbürtig. Nachdem er alle Spuren beseitigt hatte, ging er wieder nach Hause.
Am nächsten Tag kehrte Michail an die Stelle zurück. Er hatte einen Rucksack dabei, in dem er neben Verpflegung, dem Nachtsichtgerät und einem Feldstecher auch eine Rosshaardecke verstaut hatte. Zur weiteren Tarnung hatte er sich militärische Tarnkleidung besorgt. Kurze Zeit später war Michail mit dem Lager fertig und hatte sich unter einer dicken Blätterschicht versteckt. Er war überzeugt, selbst ein geübter Waldläufer würde ihn nicht entdecken. Angestrengt hörte er auf jedes künstlich erzeugte Geräusch. Doch lange geschah nichts und er fing an zu ermüden. Wie ein Geist erschien eine Person und schlich auf die Hütte zu. Er gestand sich ein, sie nicht gehört zu haben, was seinen Respekt weiter steigerte. Neugierig setzte er den Feldstecher an die Augen.
„Das ist doch die kleine Oxana! Dich hätte ich als Letztes hier erwartet.“
Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um nicht loszulachen, angesichts der Sorge vom Vortag, der Gegner könnte ihm körperlich überlegen sein.
Dann traf er einen Entschluss, den er später bereute. Anstatt heimzugehen und am nächsten Tag zurückzukommen, wenn sie mit dem Zug zur Schule in die Provinzhauptstadt gefahren war, wollte er warten, bis sie wieder ging. Als er viele Stunden später das Nachtsichtgerät aufsetzen musste, wusste er, wie schlecht die Entscheidung war. Es wurde Mitternacht, bis das Tarnnetz sich bewegte und eine Gestalt im Wald verschwand. Um sicherzugehen, wartete er noch dreißig Minuten. Dann stand er auf, erleichterte sich und ging zur Hütte.
Geräuschlos ließ sich die Tür öffnen. Eine Taschenlampe hatte er nicht dabei, wofür er sich selbst tadelte. Allerdings hatte er auch nicht im Traum damit gerechnet, mitten in der Nacht noch im Wald zu sein. Als Oxana die Hütte verließ, war es schon einige Zeit dunkel. Eine Öllampe oder Kerze hätte er deshalb riechen müssen. Dann fiel ihm ein, dass die Jagdhütten damals mit Strom versorgt waren – für die Funkanlage.
Funktioniert der etwa noch?
Er suchte in den Taschen nach dem Feuerzeug, um das selbst für das Nachtsichtgerät spärliche Licht zu verstärken.
»Klick«
Sofort erblickte er die Lampe an der Decke. Eine Millisekunde, bevor die Hand vermeldete »zu heiß«, fand er den Schalter direkt neben der Tür und ließ das Feuerzeug fallen. Er setzte die Nachtsichthilfe ab und betätigte den Lichtschalter. Was er zu sehen bekam, veranlasste ihn mehrere Sekunden mit offenem Mund zu verharren.
„Respekt Djéwoschka – junge Dame . Du hast meine volle Bewunderung.“
Direkt in Blickrichtung gegenüber der Tür fiel ihm zuerst der Schreibtisch mit Computer und Zubehör auf. Er bemerkte den Teppich und den Sessel.
„Die Kleine hat es sich richtig gemütlich gemacht.“
Ihm fiel auf, dass es unerwartet sauber war. Dann sah er den Staubsauger und musste schmunzeln. Er blickte nach links und sah den Fernseher und die Regale, die voller DVDs und Bücher waren. Neugierig ging er näher heran und schaute sich die Titel an.
„Du kleines Luder.“
Er war sich nicht sicher, ob er brüskiert oder belustigt sein sollte, dass eine Vierzehnjährige eine Sammlung von Hardcore-Pornos hatte, bei der alle Pornoliebhaber vor Neid erblasst wären. Noch mehr Verwunderung erzeugten die Bücher, die man bei jedem, nur nicht bei einem kleinen Mädchen erwartet hätte.
„Die hat es ja faustdick hinter den Ohren.“
Er schaltete den Computer an, der, wie befürchtet, passwortgeschützt war. Doch damit kannte sich Michail aus. Er fuhr ihn herunter und bootete beim Wiedereinschalten manuell. Kurz darauf erschien der Desktop auf dem Monitor. Es handelte sich ausschließlich um selbst erstellte Ordner sowie Fotos. Der Umfang war riesig und würde ihn einige Stunden fesseln. Die Erfindung des USB-Sticks kam für ihn um Jahre zu spät, wodurch er gezwungen war, sich vor Ort die Dateien anzuschauen. Er bemerkte den Teekessel auf der Herdplatte und die verschiedenen Teesorten auf der Ablage darüber. Nachdem er den ganzen Tag nur Wasser getrunken hatte, war Tee eine willkommene Abwechslung. Mit der heißen Tasse setzte er sich wieder an den Schreibtisch und öffnete den ersten Ordner. Eine Liste mit fast jedem Dorfbewohner erschien als Unterordner. In allen fand Michail Zeitprotokolle und Beweisbilder vor. Erleichtert stellte er fest, dass sein Name nicht in der Liste vorkam.
„Du bist ja eine fleißige Spionin.“
Dann öffnete er den Ordner »Forschung«. Vier Unterprogramme erschienen: Test_1, Test_2, Test_3 und Test_4.
„Was für Forschungen betreibst du denn, Liebchen?“
Er klickte auf Test_1 und zwei weitere Unterdateien wurden sichtbar. Eine Text- und eine Videodatei.
Arglos startete er das Video und nahm einen Schluck Tee, – was sich sofort als schwerer Fehler erwies. Nur mit größter Mühe schaffte er es, den Tee in den Ärmel und nicht über den Schreibtisch zu prusten. Ein Junge lag nackt und gefesselt auf einer Luftmatratze und das kleine Luder zog sich vor seinen Augen aus. Ungläubig sah er sich an, wie sie emotionslos ihre sexuellen Experimente an dem Knaben vollzog. Er öffnete die Textdatei und fand einen sachlichen Bericht über das, was er im Video sah. In den anderen drei Ordnern befand sich identisches Material mit weiteren Jungen, die als Testobjekte gedient hatten.
Der Morgen war schon angebrochen, als er den Computer ausschaltete und nach Hause ging. Eigentlich hätte er sofort ins Bett gehen müssen, denn er fühlte sich wie durchgekaut und ausgespuckt. Während der Observierung war er angespannt und das produzierte Testosteron pushte seinen Körper auf wie starker Kaffee. Doch jetzt baute es sich ab und er spürte die Erschöpfung. Bevor er nicht wusste, was er mit den neuen Erkenntnissen anfangen sollte, würde er sowieso kaum Schlaf finden. Sie auffliegen zu lassen, würde ihm keinen Nutzen bringen. Sein Wissen, gegen sie einzusetzen. – Was könnte sie ihm schon geben? Für das Einzige, was er sich vorstellen konnte, müssten noch einige Jahre vergehen, bevor er Interesse daran hätte.
Er ließ sich ein Bad ein und hoffte, so die Anspannung abzuspülen. Das heiße Wasser fühlte sich gut an und versetze ihn in einen Dämmerzustand. Immer, wenn er sich an die kaltschnäuzige Abgebrühtheit erinnerte, die sie bei den Experimenten mit den Jungen an den Tag legte, musste er schmunzeln. Zu gerne hätte er die Burschen dazu befragt, wie sie im Nachhinein darüber dachten. Immerhin waren auch sie auf ihre Kosten gekommen und würden den Tag bestimmt niemals vergessen.
Er hatte keine Anzeichen für einen Helfer gefunden. War eine Vierzehnjährige fähig, die Hütte allein so einrichten? Geheimnisse ausgraben, einsetzbare Beweise besorgen, diese zum eigenen Vorteil ausnutzen, und das alles, ohne erwischt zu werden. Ja, sogar ohne in Verdacht zu geraten. Leute wie Michail hatten eine jahrelange Ausbildung absolviert, um dazu fähig zu werden. Er könnte natürlich seine Beziehungen spielen lassen, um an die Schulunterlagen zu gelangen, doch er würde nur bestätigt bekommen, was er schon wusste: Das Mädel war verdammt clever. Sonst hätte man sie nie auf die Eliteschule geschickt, wo sie inzwischen sogar eine Klasse überspringen durfte. Das ganze Dorf war stolz darauf, dass ein so schlaues Mädchen aus ihren Reihen stammte. Mit jeder Sekunde, die er über sie nachdachte, stieg seine Bewunderung. Was für eine Frau würde aus ihr werden, wenn jemand wie er sie zusätzlich ausbilden würde? Würde das nicht ihn ein Stück weit zu ihrem Vater und sie zu seiner Tochter machen? Ihm gefiel die Vorstellung immer besser, je länger er darüber nachdachte. Allerdings musste er zuerst mehr über das Mädchen erfahren.
Sein Plan war es, sie von nun an nicht mehr aus den Augen zu lassen. Doch was für den gelernten Spion ein Leichtes sein sollte, entpuppte sich als »Mission Impossible«. Er hätte auch eine Fata Morgana beschatten können. In einer Sekunde war sie noch da und in der Nächsten spurlos verschwunden. Jedes Mal fragte er sich, ob sie ihn gesehen hatte, was aber eigentlich unmöglich war.
Immerhin wurden einige Fragen beantwortet, die er sich gestellt hatte.
Warum hatte ein Mädchen wie sie solche Freiheiten, dass sie sogar in einer Waldhütte übernachten konnte, ohne dass die Mutter Alarm schlug? Diese war als Alleinerziehende froh über Oxanas Selbstständigkeit. Die Tochter machte keinen Ärger und war gut in der Schule. Essen gab es zu Hause direkt nach Schulschluss. War sie zu diesem Zeitpunkt anwesend, wurde sie anschließend nicht mehr vermisst. Die Mutter war trotzdem immer für sie da, wenn sie etwas von ihr wollte. Es kostete ihn ein Mittagessen mit einem der Lehrer ihrer Schule, der der Bekannte eines Bekannten war. Von ihm erfuhr er, dass sie in fast jedem Fach die Klassenbeste war. Nur musikalisch talentfrei hörte sie sich aber Musik gerne an. Die Ausführungen von ihren Sprachkenntnissen hielt er für übertrieben, bis er diese hatte überprüfen lassen. Alle drei Tester versicherten ihm, dass sie sprachlich in den Ländern als Einheimische durchgehen würde.
4.
Seit diesem Tag im Wald hatte Oxana oft das Gefühl, beobachtet zu werden. Es machte sich als kalte Welle im Körper und einem komischen Empfinden im Magen bemerkbar. Wann immer sie es spürte, entzog sie sich aller Blicke. Sie verschwand in einem Geschäft und verließ es durch den Hinterausgang. Sie versteckte sich in einem Kellereingang und verharrte dort, bis das Gefühl verschwunden war. Mit der zierlichen Statur konnte sie perfekt in der Masse untertauchen und unbemerkt die Bewegungsrichtung ändern. Im Wald war ihr ohnehin niemand gewachsen. Wie ein Chamäleon hatte sie die Fähigkeit, mit diesem eins zu werden und sich absolut geräuschlos zu bewegen. Doch eine Frage ließ sie nicht mehr los: Litt sie an Paranoia oder wurde sie wirklich verfolgt?
Nach der Schule stieg sie im Dorf aus dem Zug und schlenderte heim zum Essen. Die Hausaufgaben hatte sie bereits, wie meistens, im Zug erledigt. Kaum war der Tisch abgedeckt, verschwand sie in den Wald. Seit ein paar Wochen fühlte sie sich hier oft beobachtet. Doch an diesem Tag blieb das Gefühl aus. Sie war erleichtert darüber.
Aber kaum hatte sie die Hütte erreicht, kam das Empfinden zurück. Besorgt verharrte sie und sah sich um. Doch dieses Mal suchte sie die Gefahr in der falschen Richtung. Sich nervös umschauend öffnete sie die Tür zur Hütte und schlüpfte durch die Öffnung. Sie schloss sie wieder und atmete erleichtert aus. Dann dreht sie sich um und erstarrte.
„Hallo Oxana. Hast hier ein nettes Fleckchen geschaffen.“
Mit großen Augen sah sie Michail an, der grinsend auf ihrem Arbeitsstuhl saß. Der Wasserkessel stand auf der Herdplatte, wo sie ihn nie zurückließ. Die dampfende Tasse Tee auf dem Schreibtisch erklärte sich dadurch. Nicht aber, weshalb der Computer an war, obwohl der Mann das Passwort unmöglich kennen konnte. Sie kannte ihn vom Sehen, doch sie war überzeugt, er gehörte nicht zu ihrem Kundenkreis. Wieso hatte ausgerechnet er sie gesucht und jetzt gefunden? Statt Angst dominierte Wut in Oxana – auf sich selbst, weil sie anscheinend einen Fehler begangen hatte, weshalb dieser Mann jetzt in ihrem Versteck saß.
„Wie haben Sie mich gefunden?“
In Gedanken ergänzte sie:
»Warum haben Sie mich gesucht und was wissen Sie?«
„Das war gar nicht so leicht. Du bist verdammt gut. Ohne meine Ausbildung hätte ich es nicht geschafft.“
Sie entspannte sich etwas. Anscheinend ging von diesem Mann keine direkte Gefahr aus. Er strömte keinerlei Zorn aus, was bei der Entdeckung ihres Geheimnisses zu erwarten gewesen wäre. Vielmehr schmeichelte er ihr und zeigte Bewunderung für ihre Taten.
„Was für eine Ausbildung?“
„Ich war beim KGB.“
Oxana wusste nicht viel über dieses dunkle Kapitel des Landes. Doch KGB hieß Geheimdienst.
„Warum interessiert sich der Geheimdienst für mich?“
In der Stimme lag ein Erstaunen, das Michail zum Lachen brachte.
Er lachte nicht bösartig, sondern als hätte sie ihm einen guten Witz erzählt.
„Vor zehn Jahren hätte er sich für dich interessiert, um so ein Talent anzuwerben. Doch ich arbeite nicht mehr für den Geheimdienst und war einfach nur neugierig, wer hier im Dorf alle an der Nase herumführt.“
„Sie halten mich für talentiert?“
„Du bist besser als manche Ex-Kollegen von mir nach über zehn Berufsjahren.“
Diese Anerkennung machte Oxana ein wenig verlegen. Anscheinend bewunderte dieser Mann sie, obwohl er besser sein musste als sie. Sie erinnerte sich an die Paranoia.
„Seit wann beobachten Sie mich?“
„Seit fast zwei Monaten. Du hättest mich fast in den Wahnsinn getrieben. Ständig warst du plötzlich spurlos verschwunden.“
„Also hatte ich doch keinen Verfolgungswahn?“
„Du hast mich nicht gesehen, du hast mich gespürt?“
Sie nickte.
„Was für Talente hat sie noch?“, fragte Michail sich.
Die Zeit war gekommen, die wichtigen Fragen zu stellen.
„Warum sind Sie hier, und was wollen Sie von mir?“
„Wie gesagt, ich war neugierig. Warum machst du das alles?“
„Ich will nicht in diesem Dorf versauern. Doch um von hier wegzukommen, brauche ich Geld – und Wissen, das ich nicht in der Schule lerne.“
Michail zeigte zum Bücherregal.
„Deshalb die Lektüren über mächtige Familiendynastien?“
„Genau. Wie man Geld verdient oder gar in Macht umwandelt, bringen sie dir in der Schule nicht bei.“
Er lachte und zeigte auf die DVD Sammlung.
„Und mit dem Sexualkundeunterricht bist du auch unzufrieden?“
Oxana wurde aufgrund des belustigten Tonfalls etwas rot. Es war ihr unangenehm, dass ein Fremder mit ihr so über dieses Thema sprach.
„Eine Frau hat Waffen, die zu benutzen man ihr in der Schule nicht beibringt.“
Er startete das Video auf dem Computer.
„Deshalb betreibst du eigene Forschungen?“
Sein Unterton verheimlichte nicht, wie sehr ihn das Gespräch amüsierte.
„Man muss doch die Theorie in der Praxis überprüfen.“
Nun war Michail nicht mehr in der Lage sich zu beherrschen und lachte laut los. Die Situation war zu komisch. Er unterhielt sich emotionsfrei mit einem Mädchen, das gerade erst den Sprung vom Kind zur Frau vollzog, über ein Thema, das selbst Erwachsene verlegen gemacht hätte. Er benötigte ein paar Sekunden, bis er fähig war, die nächste Frage zu stellen.
„Und stimmt die Theorie?“
„Die Bücher untertreiben etwas und …“, sie zeigte auf die DVDs, „…die Filme übertreiben teilweise maßlos.“
Michail konnte sich kaum noch halten angesichts dieser sachlichen Analyse und der Erkenntnis, zu der viele Erwachsenen nicht fähig waren. War es Kaltschnäuzigkeit oder der sprichwörtliche Kindermund, der sie über ein solches Thema so sprechen ließ?
Doch eine Frage hatte er schon, als er die Videos zum ersten Mal sah.
„Du hast fast alles mit den Jungen in den Filmen gemacht, nur eines nicht. Warum?“
Dabei zeigte er ihr den zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmten Daumen – das international verständliche Zeichen für Geschlechtsverkehr.
„Weil es mein Startgeld ist, um hier rauszukommen. Wer das als Erster darf, muss dafür tief in die Tasche greifen.“
Angesichts dieser berechnenden Kaltschnäuzigkeit war jetzt Michail sprachlos. Nein, eine Psychopathin, wie er befürchtet hatte, war sie nicht. Sie verfolgte eiskalt einen Plan. Wahrscheinlich hatte sie soziopathische Tendenzen, aber das wäre für ihn nicht problematisch, schließlich gedachte er sie nicht zu heiraten. Sie hatte ein Ziel und würde deshalb kein unnötiges Risiko eingehen – das dieses und damit ihn in Gefahr bringen würde. Dann traf er eine Entscheidung.
„Ohne Hilfe wird es schwer, die Ziele zu erreichen. Ich würde dich gerne unterstützen und ausbilden.“
Jetzt war es an Oxana, sprachlos zu sein. Damit hatte sie nicht gerechnet, als sie den Mann am Schreibtisch sitzen sah. Mit der Geschwindigkeit eines Hochleistungsrechners von Cray wog sie Vor- und Nachteile ab. Das größtes Handicap war, dass ein Kind wie sie, nur mit Bargeld Geldgeschäfte tätigen konnte. Ein Erwachsener wäre da eine große Hilfe. Wog es das Risiko auf, einen Mitwisser zu haben? Aber er wusste schon genug, um ihr Schaden zuzufügen. Er war hinter ihr Geheimnis gekommen, obwohl sie so vorsichtig agierte. Wer so gut war, konnte ihr bestimmt noch etwas beibringen. Die Vorteile überwogen immer mehr die Nachteile. Außerdem wäre ein starker Mann eine große Hilfe bei der Umsetzung der weiteren sexuellen Forschungen.
„Warum bieten Sie mir das an?“
Er überlegte sich die Antwort gut, denn bis jetzt hatte er mehr aus dem Bauch und weniger mit dem Verstand gehandelt.
„Ich habe keine Kinder und weiß nicht, ob ich noch welche haben werde. Wenn ich dich ausbilde, würdest du ein Stück weit wie eine Tochter für mich, auf deren Erfolge ich mal stolz sein könnte.“
Sie versuchte, sich ihre Mutter vorzustellen, was sie zu Oxanas Treiben sagen würde. Doch der Vergleich hinkte, sie war eine Bäuerin. Wenn sie ihr zeigen würde, wie man eine Kuh melkt, und Oxana würde es schaffen, das nachzumachen – natürlich würde sie stolz sein. So überraschend die Erklärung war, sie fand diese nachvollziehbar. Das Gute daran war: Ihre Ziele wären seine Ziele; nur wenn sie Erfolg hätte, könnte er stolz sein. Er wäre wirklich eine Unterstützung und nicht nur ein Mitwisser mit eigenen Plänen, der sie möglicherweise irgendwann hintergehen würde. Doch hatte er vielleicht noch sexuelle Vorhaben mit ihr? Sie wusste aus den Studien, dass Männer das bei Frauen fast immer haben. Aber er war finanziell besser gestellt, auch wenn sie nie in Erfahrung hatte bringen können, wie er sich das Haus leisten konnte, in dem er wohnte. Er war attraktiv, gepflegt sowie charmant und hatte es bestimmt nicht nötig, sich an einem Mädchen wie ihr zu vergehen. Es wäre wahrscheinlich ein Leichtes für ihn, sich eines dafür zu kaufen, wenn er das Verlangen danach hätte.
„Wie haben Sie sich die Zusammenarbeit vorgestellt?“
„Das Beste wird sein, nach außen so zu tun, als würden wir uns kaum kennen. Wir treffen uns hier in der Hütte, wo uns niemand sieht.“
„Stimmt. Warum Informationen preisgeben, wenn es keinen Vorteil bringt?“
Michail war erstaunt. Er hatte erwartet, den Grund erklären zu müssen. Nicht, dass am Ende sie ihm noch etwas beibrächte.
„Sag mal, hattest du Hilfe bei der Hütte?“
„Nein. Wie hätte ich sie sonst geheim halten sollen?“
„Respekt. Das war für eine zierliche Person wie dich bestimmt nicht einfach. Wie lange hast du gebraucht?“
„Über ein Jahr.“
„Ab jetzt kann ich dir dabei helfen.“
Er nahm einen Schluck Tee, spuckte aber bei der Antwort das Getränk wieder in die Tasse.
„Da könnten auch Gegenstände für Handlungen dabei sein, die ein Vater der Tochter nicht erlauben würde.“
„Was hast du denn vor?“
Sie ging zum Bücherregal und legte ihm die Bücher von Marquis de Sade auf den Tisch.
„Ich will meine Forschungen auf die nächste Stufe bringen und brauche dafür ein paar Hilfsmittel. Außerdem benötige ich ein paar Gegenstände, die man an kleine Mädchen nicht verkauft. Ich könnte sie erpressen, aber wenn Sie die kaufen, ist es ein geringeres Risiko.“
Michail fragte sich, auf was er sich da eingelassen hatte. Dieses Mädchen würde seine Sichtweise auf Frauen erheblich verändern. Sollte er doch mal eigene Kinder haben, so hoffte er, es würden Söhne, die er vor solchen Ludern warnen könnte.
„Mach mir eine Liste, ich schaue dann, was ich besorgen kann.“
Sie unterhielten sich beide noch eine Weile über das gemeinsame Vorgehen und Michail versuchte herauszufinden, was er ihr nicht mehr beibringen brauchte. Gerade ihre Risikominimierung beim Planen erstaunte ihn. Für das Alter war sie sehr vorausplanend.
„Spielst du eigentlich Schach?“
„Wenn Ihr Ego keine Probleme damit hat, von einem Mädchen geschlagen zu werden.“
Sein Lachen wäre ihm im Hals stecken geblieben, hätte er geahnt, was für eine Blamage ihm bevorstand: Als er beim nächsten Besuch ein Schachspiel mitbrachte, konnte er in beiden Partien nur Remis spielen.
Er half bei der Weitergestaltung der Hütte und bei der Organisation der Gegenstände, die sie benötigte.
Zu dem Sessel gesellte sich eine Schlafcouch. Der Küchenstuhl, mit dem sie am Schreibtisch gearbeitet hatte, wurde durch zwei verstellbare Bürostühle mit Laufrollen ausgetauscht. Der Flaschenzug wurde durch einen Aufzug mit Elektromotor ersetzt. Die Luftmatratze wich einem richtigen Bett, an dem rundherum Metallösen waren, um jemanden daran zu fixieren. Auch unter dem Dach darüber brachten sie entsprechende Ösen an. Auf dem Dachboden wurden ein Pranger und ein Käfig aus Stahlstangen aufgestellt. An der einen Giebelseite hing ein Andreaskreuz, an der anderen stand ein Schrank, der mit Sexspielzeugen, Ketten, Fesseln, Peitschen und Spreizstangen gefüllt wurde. In ihm lagen auch mehrere spezielle Fußmanschetten, bei deren Beschaffung Michail einige Probleme hatte. Über eine Fernbedienung konnte man bei ihnen einen Stromstoß auslösen, der zwar nicht gefährlich, aber sehr schmerzhaft war und die Muskulatur in den Beinen kurzzeitig lähmte.
Bei der Renovierung konnte Michail Oxanas handwerkliches Geschick bestaunen. Er trug die Elemente des Bettes auf den Dachstuhl, doch als er nach dem letzten Teil beim Zusammenbau helfen wollte, war sie schon fast damit fertig. In den Pausen brachte er ihr alles bei, was er über Computer und Internet wusste. Mithilfe eines Satellitentelefons hatte er in der Hütte eine Internetverbindung eingerichtet. Sie lernte schnell und selten musste er etwas zweimal erklären. Sie war eine Schülerin, wie sie sich jeder Lehrer wünschte.
Nach und nach lehrte er sie alles, was er selbst mal gelernt hatte. Sogar in Systema, der Nahkampftechnik russischer Spezialeinheiten und Spionen und dem Gebrauch von Schusswaffen bildete er sie aus. Bei Letzterem zeigte sie ein außerordentliches Talent, sodass es nicht lange dauerte, bis der Lehrer gegen die Schülerin das Nachsehen hatte.
Gelegentlich fragte sich Michail, ob seine Ausbildung nicht irgendwann Folgen haben könnte, die nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbar seien. Dann beruhigte er sich damit, dass ein Mädchen keine schlimmeren Sachen anstellen könnte als der KGB. Er ahnte da noch nicht, welche Mühe sich Oxana machen würde, diese These zu widerlegen. Dennoch bereitete es ihm viel Spaß, die Zeit mit ihr zu verbringen und die Fortschritte zu beobachten: Sein Wissen an jemanden weiterzugeben, der es zu würdigen wusste. Wenn er für seine kriminellen Freunde auf Reisen war, vermisste er die Stunden mit ihr und hatte einen weiteren Grund, sich auf die Heimkehr zu freuen.
5.
Auch sie vermisste dann die gemeinsame Zeit mit ihrem Mentor. Aber sie wusste diese zu nutzen, hatte sie ihm doch versprochen, etwas nur zu tun, wenn er verreist war.
Am Dorfrand gab es eine Scheune, die nur zur Erntezeit als Lager Verwendung fand und ansonsten ungenutzt blieb. Bei den Heranwachsenden war das Gebäude am Waldrand für die ersten geschlechterübergreifenden Experimente sehr beliebt. Das nächste Forschungsobjekt hatte Oxana vorher ausgewählt. Sie kannte Juri noch aus der Dorfschule und schon damals himmelte er sie an.
Als Michail mal wieder verreisen musste, war die Zeit gekommen für das nächste »Oxana forscht« Projekt. Sie lockte Juri, dem sie schon Tage zuvor schöne Augen gemacht hatte, unter dem Vorwand, mit ihm Strip-Poker spielen zu wollen, in diese Scheune. Der Junge war sechzehn Jahre alt, doch etwas naiv und körperlich nicht überlegen. Um zu erkennen, dass er sich nicht nur wegen des Äußeren zu ihr hingezogen fühlte, wie es bei den anderen Jungen der Fall war, fehlte Oxana die Empathie. Juri betete sie an, weil sie so taff und klug war und damit für ihn den Status einer über ihm stehenden Göttin hatte. Aber sie hielt sein Interesse an ihr nur für die übliche Schwärmerei der pubertierenden Jungs. Er war für Oxana nur ein weiterer Gambitbauer in ihrem persönlichen Schachspiel.
Michail hatte sie inzwischen, neben den Kampfkünsten, gelehrt, mit Spielkarten so umzugehen, dass es für ein Stadtverbot in Las Vegas gereicht hätte. Der Junge hatte nicht den Hauch einer Chance und saß nach nur fünfundzwanzig Minuten splitternackt vor ihr – während sie bis dahin, nur die Schuhe ausgezogen hatte. Wie sie es vorausgeplant hatte, gesellte sich bei ihm, neben die Scham über die Blöße, zusätzlich die Enttäuschung, nicht so viel von ihr gesehen zu haben, wie er sich erträumt hatte.
Jetzt machte sie ihren nächsten Schachzug. Sie bot ihm ein letztes Spiel mit erhöhtem Einsatz an. Wenn er gewänne, würde sie sich komplett ausziehen. Sonst müsste er sich fesseln lassen und dann alles tun, was sie von verlangte. Die Aussicht, doch noch Erhofftes erblicken zu dürfen und weitere Aufmerksamkeit der Angebeteten zu bekommen, ließ ihn leichtfertig zusagen, ohne nachzufragen, für wie lange. Wenig später blickte er erst triumphierend auf sein Full House und dann schockiert und enttäuscht auf ihren Straight Flush. Sie nutzte den kurzen Schockmoment aus und befahl ihm, sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu legen. Dann setzte sie sich auf seine Oberschenkel und forderte ihn auf, die Arme auf den Rücken zu nehmen. Wenige Sekunden später waren die Hände gefesselt und er wehrlos. Schneller, als das Gehirn die Verschlechterung seiner Lage verarbeiten konnte, waren die Augen verbunden und der Mund mit einem Gummiball geknebelt. Sie zog die Schuhe wieder an, sammelte seine Kleidung ein und stopfte sie in den Rucksack. Zuletzt legte sie eine Schlinge um seinen Hals und befahl ihm, aufzustehen.
Oxana machten die ersten Meter am meisten Sorgen. Die Frage eines Dorfbewohners, warum sie einen nackten, gefesselten Jungen »Gassi« führte, hätte selbst sie nicht zufriedenstellend beantworten können.
Als das Scheunentor geöffnet und Juri hinausgeführt wurde, fingen seine Knie an zu zittern. In diesem Moment war seine größte Angst, nackt durch das Dorf geführt zu werden. Er würde auf ewig zum Gespött werden, weil er sich von einem Mädchen, dessen er nicht würdig war, hatte vorführen lassen.
Mehrmals drohte Juri zu stürzen, denn seine Knie waren weich wie Pudding. Nach nur fünf Minuten waren sie so tief im Wald, dass eine Entdeckung sehr unwahrscheinlich wurde. Auch Juri war zunächst erleichtert, als er unter den Fußsohlen die Zweige spürte. Denn der Wald lag in der entgegengesetzten Richtung vom Dorf. Zuerst machte Juri sich Hoffnungen, dass es in dessen Abgeschiedenheit zu Handlungen kommen würde, die er sich seit Jahren mit ihr erträumt hatte. Doch die Wanderung nahm kein Ende und die Sorge vor der Bloßstellung und die Chance auf intime Berührungen wichen der Angst, was im Wald mit ihm geschehen würde. Er fragte sich, ob er diesen jemals wieder lebend verlassen würde?
Sie hatten die Hütte schon fast erreicht, da blieb er plötzlich stehen.
Auch ihre Aufforderung: „Los, weiter“, führte zu keinem Erfolg.
Verärgert holte sie einen Stock aus dem Rucksack. Es war ein Elektroschocker, wie ihn Viehtreiber benutzten. Sie hielt den Bullentreiber auf seinen Po und jagte 24 Volt durch den Körper.
„Jetzt gehorche, sonst finde ich auch Stellen an dir, wo es noch viel schmerzhafter ist.“
Dabei ließ sie den jetzt abgeschalteten Stock von den Hoden langsam über das Glied gleiten. Schlagartig setzten sich seine Beine wieder in Bewegung.
In der Hütte angekommen, fuhr sie ihn mit dem neuen elektrischen Aufzug in den Dachstuhl.
Kalter Stahl umschloss seine Fußgelenke. Der Knebel wurde entfernt, wodurch der Speichel aus den Mundwinkeln und juckend über die Wangen lief.
„Was hast du mit mir vor?“
Panik und Wut lag in seiner Stimme. Doch auch Enttäuschung, so von dem Mädchen behandelt zu werden, das er anhimmelte.
„Nur deine Spielschulden einfordern.“
Der Unterton sagte ihm, dass diese Schulden höher waren, als er sich vorgestellt hatte.
Erleichtert stellte er fest, dass die Fesseln gelockert wurden. Als die Hände wieder frei waren, riss er sich die Augenbinde ab und wollte flüchten.
Ein brennender Schmerz zuckte durch seine Beine, die daraufhin den Dienst versagten. Er sackte zu Boden und jegliche Aufforderung an die Beine, wieder aufzustehen, blieb unbeantwortet.
„Das war eine sehr dumme Reaktion von dir.“
Sie sagte es im herablassenden Tonfall eines Boxers, der den Gegner gerade zum dritten Mal auf die Bretter geschickt hatte.
„Was hast du getan?“, jammerte er verzweifelt. Er hätte selbst nicht sagen können, was ihn mehr schmerzte, der Stromschlag oder die Enttäuschung und die geplatzten Hoffnungen.
„Ich kleines schwaches Mädchen muss doch sicherstellen, dass du die Schulden bezahlst“, antwortete sie ihm mit zuckersüßer Stimme.
Sie hielt die Fernbedienung so, dass er sie sehen konnte, und drückte noch einmal auf den Knopf.
Der Schmerz, der schon fast vorüber war, flammte erneut auf.
„Hör auf damit. Ich werde ja alles tun, was du verlangst.“
„Du warst immer meine Göttin, für die ich alles tun würde“, vollendete er in Gedanken den Satz.
In seiner Stimme lag ein Schluchzen, das bald durch Tränen ersetzt würde.
Sie glaubte, es läge nur an der erniedrigenden Situation, deshalb führte sie den Plan emotionslos fort und öffnete das Tor zu dem würfelförmigen Gitterkäfig, der ihr gerade bis zur Hüfte reichte.
„Los, krabbel da rein.“
Drohend hielt sie die Fernbedienung hoch, den Finger auf den Auslöser gelegt. Er hatte keinen Zweifel daran, dass eine Weigerung einen erneuten Stromstoß zur Folge hätte. Kaum war er in den Käfig gekrabbelt, verschloss sie die Tür wieder.
„Was hast du mit mir vor?“
„Du bleibst mein Gast, bis du mein gehorsamer Sklave bist.“
„Dein WAS?“, eine Mischung aus Panik und Unglauben klang in seiner Stimme mit.
Das Wort Sklave hatte für ihn eine so negative Assoziation, dass er gar nicht begriff: Es war genau das, was er sich immer gewünscht hatte!
„Ich bin mir sicher, solange du die Schmuckstücke trägst“, sie zeigte dabei auf die Fußmanschetten, „wirst du alles tun, was ich verlange. Aber frei lasse ich dich erst, wenn die dazu nicht mehr nötig sind.“
„Du bist doch verrückt!“, kreischte er.
„Mag sein, aber so etwas sagt man nicht zu einem Mädchen! Du wirst schnell lernen, dass gutes Benehmen belohnt und schlechtes bestraft wird.“
Im nächsten Augenblick durchzuckte ein noch stärkerer Stromschlag seinen Körper, der einen lauten Schmerzschrei zur Folge hatte.
Ohne Juri überhaupt anzusehen, stieg sie die Leiter hinab und ließ ihn mit seinen Leiden allein.
Kaum war sie seinem Blick entwichen, weinte er los. Es waren nicht die Schmerzen oder die Demütigung, sondern die simple Tatsache, dass das Mädchen, für das er freiwillig alles getan hätte, ihn so behandelte.
Nachdem sie einen Tee aufgesetzt hatte, setzte sie sich an den Computer.
Test_5
Tag_1; Zeit_0:00
Proband ist nur nach Bestrafung kooperativ; noch.
Erwarte aber innerhalb der nächsten 48 Stunden eine positive Entwicklung.
Weitere Tests des Gehorsams werden stündlich, mit ansteigender Bestrafung, erfolgen.
Genau sechzig Minuten später stieg sie die Leiter hinauf.
„Dann wollen wir mal sehen, was du gelernt hast.“
Sie öffnete die Käfigtür und ging an den Schrank mit den Spielzeugen.
„Du wirst ab jetzt außer Atmen nichts mehr tun, ohne dass ich es dir befohlen habe. Zuwiderhandlung wird bestraft. Hast du verstanden, Sklave?“
„Ich heiße Jur …“, versuchte er in einem letzten Versuch der Gegenwehr einzuwenden.
„Ein Sklave ist ein Objekt und hat somit keinen Namen“, fiel sie ihm ins Wort.
Als sie sich vom Schrank abwendete, hielt sie eine Reitergerte mit einem Lederpaddel in der rechten Hand. In der Linken befand sich weiterhin die Fernbedienung.
Er war inzwischen aus dem Käfig gekrabbelt und kniete davor.
„Jetzt beuge dich vor, küsse den Boden und recke den Hintern nach oben, damit ich dich für deine Vergehen bestrafen kann.“
„Welche Vergehen?“, erwiderte er verzweifelt.
„Habe ich dir erlaubt zu sprechen?“
Sie schüttelte den Kopf wie ein Turnlehrer, nachdem der Schüler zum wiederholten Mal eine einfache Übung verpatzt hatte.
„Nein, aber …“
„Die korrekte Anrede ist Gospozha. Alle Antworten außer »Nein, Gospozha« sind in diesem Fall inakzeptabel.“
„Ich soll dich Herrin nennen?“, fragte er ungläubig.
Er verstand nicht, wieso sie ihn so schlecht behandelte, nur um so angeredet zu werden. Sie bräuchte ihn nur zu bitten und er hätte sie Moya Boginya –meine Göttin – genannt.
Erneut schüttelte sie den Kopf.
„Du sprichst ja schon wieder ohne Erlaubnis. Damit sind wir bei drei Strafen …eigentlich vier; oder spricht man seine Herrin in der zweiten Person an?“
Er wollte aufspringen, um aus diesem Alptraum zu entfliehen, doch sie drückte die Fernbedienung. Er schrie auf und sackte zu Boden.
Oxana gab ihm eine Minute Zeit zur Erholung.
„Wirst du nun wie befohlen den Fußboden küssen?“
„Ja, ich tue es“, antwortete er flehend.
„Besser, aber immer noch falsch. Es heißt »Ja, Gospozha«.“
„Ja, Gospozha.“
Oxana lächelte über diesen Teilerfolg. Doch obwohl er gehorchte, hob er den Po nicht hoch genug.
„Heb deinen Hintern höher, damit ich ihn besser treffen kann.“
Er gehorchte zwar, aber vergaß etwas Wichtiges. Laut knallte die Gerte zweimal auf den Po.
„Aua.“
Ob aus Überraschung oder Schmerz konnte Oxana nicht mit Gewissheit bestimmen.
„Was hat ein Sklave zu sagen, nachdem er einen Befehl von seiner Herrin bekommen hat?“
„Ja, Gospozha.“
„Unaufgefordertes Sprechen macht jeweils acht Schläge. Ich verlange, dass du laut mitzählst.“
Der Ärmste wollte gerade protestieren, da traf ihn der erste Hieb auf die linke Pobacke.
„Aua.“
Oxana wartete drei Sekunden.
„Das hörte sich nicht nach einer Eins an. Muss ich die Strafe erhöhen?“
Die Gerte traf die rechte Pobacke.
„Aua – eins.“
„O.K. werten wir den ersten Schlag als Test und zählen ihn nicht mit.“
Er wollte gerade wieder protestieren. Klatsch.
„Aua – drei.“
„Bin ich schon so alt, dass mir einer entgangen ist? Also, der wievielte war das?“
„Zwei, zwei, bitte nicht weitermachen.“
„Du stellst also eine Entscheidung deiner Herrin infrage?“
„Nein, Gospozha. Verzeiht mir.“
„Ich will mal nicht so sein, aber jeder weitere Fehler bringt dir vier weitere Schläge ein.“
Weil sie hinter ihm stand und mangels Spiegeln im Raum, konnte sie die weit aufgerissenen Augen nicht sehen, die die letzte Aussage erzeugt hatten. Diese bemerkte sie erst bei der Sichtung der Filmaufnahmen.
Klatsch.
„Aua – drei.“
„Der Sklave ist ja lernfähig!“
Klatsch.
„Aua – vier.“ …
Klatsch.
„Aua – vierundzwanzig.“
„Kommen wir zur nächsten Lektion. Wenn er belohnt oder bestraft wurde, hat sich der Sklave zu bedanken. Hast du noch was zu sagen.“
„Da..nk..e“, brachte er vom Schluchzen unterbrochen hervor.
Klatsch.
„Aua.“
„Wie heißt das richtig?“
„Da..nk..e, Gos..po..zha.“
Offensichtlich weinte der Junge und war nur zu dieser schluchzenden Aussprache fähig. Eine sofortige weitere Bestrafung wäre kontraproduktiv gewesen. Sein schlimmstes Vergehen hatte sie noch nicht pönalisiert, doch war es dafür der falsche Moment. Da sah sie, wie er mit der Hand über seinen Po rieb. Klatsch.
„Au.“
Sie hatte perfekt die Fingerkuppen getroffen.
„Habe ich dir das erlaubt?“
„Ne..ne..ne..in, Gos..po..zha.“
Er würde es wieder machen, wenn sie nicht aufpasste, denn der Po musste brennen wie Feuer. Sie hatte aber keine Lust, auf dem Dachboden zu bleiben, um ihn zu bewachen. Deshalb ging sie zum Schrank und warf ihm ein paar Sekunden später zwei Ledermanschetten zu.
„Leg sie an die Handgelenke an. Aber schön stramm.“
„Ja, Gos..po..zha.“
Er stellte sich dabei ziemlich ungeschickt an. Oxana hatte es selbst ein paar Mal versucht und wusste deshalb, dass es gar nicht so schwierig war. Doch diesen Übungsvorsprung hatte Juri nicht, weshalb sie Geduld mit ihm hatte. Schließlich hatte er es geschafft.
„Knie dich vor das Bett, beuge den Oberkörper vor und strecke die Arme aus.“
Er wollte gerade aufstehen.
„Krabbeln. Ein Sklave hat vor seiner Gospozha nicht zu gehen oder stehen, außer sie befiehlt es.“
„Ja, Gospo..zha.“
Nachdem er die befohlene Position eingenommen hatte, nahm sie zwei Seile und fixierte die Arme mittels der Ösen seitlich am Bett.
„Wenn du mein Bett anpinkelst, wird dir das Bisherige wie eine liebevolle Behandlung vorkommen.“
Als sie an ihm vorbeiging, um zur Leiter zu gelangen, konnte sie nicht widerstehen, mit der flachen Hand auf die festen, feuerroten Pobacken zu schlagen, deren Anblick ein Kribbeln zwischen ihren Beinen erzeugte.
„Aua. Wofür war das denn?“
„Weil mir danach war. Oder darf ich mit meinem Eigentum nicht machen, was mir gefällt?“
Zwar lag ihm eine andere Antwort auf den Lippen, aber er wählte die klügere.
„Doch, Gospozha.“
Er konnte das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht sehen, als sie die Leiter herunterstieg.
Sie machte sich die übliche Tasse Tee und setze sich an den Schreibtisch.
Tag_1; Zeit_1:00
Bestrafung zeigt erste Erfolge.
Proband nur bedingt belastbar.
Musste deshalb die Lektion unterbrechen.
Werde diese in 3 Stunden fortsetzen.
Mit einem Lehrbuch über Beschattungsmethoden, das ihr Michail besorgt hatte, setzte sie sich auf das Sofa. Exakt drei Stunden später kehrte sie zu ihrem Opfer zurück.
Er war eingeschlafen, woraus sie schloss, dass die Schmerzen nicht mehr so schlimm sein konnten. Das Rot des Pos war um einige Nuancen schwächer geworden, wodurch das Kribbeln ihrer Scham beim Anblick noch erhöht wurde. Mit vollem Schwung landete ihre Hand auf dem Po. Sie spürte, wie Feuchtigkeit in die Spalte drang – zog aus dieser Erregung aber nicht die richtigen Rückschlüsse, dass sie mehr für ihn empfand.
„Aua. Nicht schon wieder.“
„Stell dich nicht so an. Das ist ja peinlich.“
„Ich muss mal.“
Oxana grübelte. Sie hatte ihm bisher noch keine Gelegenheit dazu gegeben, es wäre also unfair ihn dafür zu maßregeln und würde deshalb der Erziehung nur schaden. Doch bot sich ihr die Möglichkeit, eine Bestrafung anzudrohen, die ihn bestimmt motivieren würde, zukünftig gehorsam zu sein. Sie holte ein großes Einmachglas und löste die Seile, mit denen seine Arme fixiert waren.
„Mach da rein, aber wehe, du spritzt was daneben.“
„Danke.“ Er blickte in die plötzlich vor Zorn blitzenden Augen.
„Gospozha. Danke, Gospozha“, sagte er hastig.
Der Missmut verwandelte sich so schnell wieder in ein Lächeln, wie er gekommen war.
Neugierig beobachtete sie Juri dabei, wie er sich erleichterte.
Als er fertig war, hielt er fragend das Behältnis hoch, denn er traute sich nicht, etwas zu sagen.
„Verschließ das Glas und stell es in den Schrank.“
„Ja, Gospozha.“
Er krabbelte dorthin und führte Befohlenes aus.
„Wenn ich noch einmal die Fernbedienung benutzen muss, wirst du den Inhalt des Glases austrinken.“
Sie nahm eine Augenbinde aus dem Schrank und warf sie auf die Matratze.
„Jetzt lege dich mit dem Rücken auf das Bett, setz sie auf und strecke Arme und Beine von dir.“
„Ja, Gospozha“, sagte er inzwischen so selbstverständlich, wie er atmete und führte die Anweisungen umgehend aus, was sie zufrieden beobachtete.
„Wenn du dich bewegst, werde ich dich bestrafen.“
„Ja, Gospozha.“
Sie ging zum Schrank, holte vier Seile und acht Kugeln heraus und begab sich zum Bett. Dort nahm sie das erste Seil doppelt, zog es durch eine Öse an der Handmanschette, schob die Seilenden durch die Schlaufe und zog sie fest. Dann maß sie eine Armlänge ab und machte einen Knoten in das Seil.
Anschließend wiederholte sie den Vorgang an den anderen Gliedmaßen.
Sie führte überall die Doppelseile durch eine der mittig durchbohrten Kugeln, bis die jeweilige Kugel auf dem Knoten auflag. Dann stieg sie auf das Bett und zog die Seile durch Ösen an der Zimmerdecke. Auf die losen, von der Decke hängenden Seilenden, schob sie je eine weitere Kugel, die sie mit einer Schlaufe sicherte.
Unter dem Bett befanden sich mehrere Rollkästen, wovon sie jetzt einen hervorzog. Darin lagen unzählige Gewichtsscheiben von je fünf Kilogramm. Alle hatten auf einer Seite eine Öse und auf der anderen einen Haken. Je eine Scheibe hängte sie an die vier Schlaufen, anschließend gleichmäßig an jede der Metallscheiben drei weitere Gewichte, wodurch der Junge zur Decke gezogen wurde und eine Armlänge darunter hängend zum Stillstand kam.
„Hilfe, was machst du mit mir?“
„Zweite Person, ist das dein Ernst?“, fragte sie ihn mit einem resignierenden Unterton.
„Verzeihen Sie, Gospozha.“
Sie nahm ihm die Augenbinde ab, damit er die Frage selbst beantworten konnte. Erschrocken betrachtete er Oxanas Konstruktion.
„Bist du, … sind Sie wahnsinnig?“
Die Gerte traf genau die empfindlichste Stelle eines Mannes, was ihn aufschreien ließ.
„Ich finde das eher genial. Außerdem, beleidigt man seine Gospozha?“
Dem Jungen fiel ein Sprichwort ein, wonach Genie und Wahnsinn nahe beieinanderliegen. Er verkniff sich, dieses Oxana mitzuteilen. Der Gedanke, seine Angebetete könnte eine Verrückte sein, erschreckte ihn.
Sie hängte an jedes Seil ein weiteres Gewicht, um den Schwebezustand abzusichern, dann ging sie zum Schrank, um einige Gegenstände herauszuholen. Die Gliedmaßen waren deutlich im stumpfen Winkel gespreizt, was bei den Beinen nicht ganz schmerzfrei war.
„Du hast bei unserer Ankunft versucht zu flüchten. Das muss noch sanktioniert werden.“
„Bitte nicht, Gospozha.“
„Strafe muss sein. Ein Sklave sollte Bestrafung mit Stolz ertragen und nicht jammern wie ein kleines Mädchen. Denn dann kann auch die Herrin auf ihren Sklaven stolz sein. Willst du, dass ich stolz auf meinen Sklaven bin?“
„Ja, Gospozha.“
Sie zog erst die Vorhaut zurück und legte dann eine Schlinge um die Peniswurzel und den Hodensack. Danach zog sie die Schlaufe zu und hängte ein Bleigewicht daran. Fast sofort versteifte sich das Glied, doch ein Schmerzausruf blieb aus und die Farbe der Eichel veränderte sich auch nicht erkennbar. Sie holte mehrere kleinere Bleikugeln, brachte eine nach der anderen ans erste Gewicht an, wartete ein paar Minuten und notierte sich den Farbton der Eichel, den sie mittels einer RAL-Farbtabelle aus einem Baumarkt ermittelte. Bei der sechsten Kugel stöhnte er auf, was sie als Schmerz einstufte und ebenfalls vermerkte. Zwei Bleigewichte später nahm die Eichel einen leichten Stich ins Lila an.
Zufrieden nahm sie ihr Notizbuch und kletterte nach unten.
Tag_1; Zeit_4:00
Gehorsam des Probanden fast zufriedenstellend.
Konstruktion mit den Metallscheiben funktioniert ausgezeichnet.
Sie fügte eine, CBT* benannte, Tabelle ein und übertrug ihre Beobachtungen mit den verschiedenen Gewichten.
*Cock and Ball Torture: bezeichnet die BDSM-Spielart der Penis- und Hodenfolterung.
Alle fünfzehn Minuten stieg sie nach oben, hängte weitere noch kleinere Bleikugeln dazu und las die neue Farbe ab. Elf Kügelchen später nahm die Eichel den tief lilafarbenen Farbton (RAL 4008) an, den sie zuvor als Zielfarbe festgelegt hatte. Sie rollte ein Kondom über das Glied und schloss ihre Hand fest darum. Mit einer Stoppuhr in der anderen stoppte sie die Zeit, bis die Handbewegungen dazu führten, dass er das Kondom füllte. Dann rollte sie es vorsichtig ab und kletterte nach unten. Dort legte sie es auf eine Apothekerwaage und notierte sich das Ergebnis. Anschließend trug sie Zeit und Gewicht in die Tabelle ein.
Michail hatte ein Elektronenmikroskop besorgt, bei dem man die Ergebnisse sogar auf dem Computer darstellen und automatisch speichern konnte. Sie entnahm dem Kondom einen Tropfen und legte ihn auf einen Objektträger. Fasziniert beobachte sie die wimmelnden Würmchen auf dem Monitor und ließ alle dreißig Minuten das Bild abspeichern.
Nachdem eine Stunde verstrichen war, ging sie wieder auf den Dachboden. Das Glied war im Ruhemodus und die Schlinge mit den Gewichten lag auf dem Bett. Offensichtlich schrumpften nicht nur die Schwellkörper, sondern auch das Umfeld. Oxana speicherte die Informationen im Kopf ab, um sie später dem Protokoll hinzuzufügen.
Juri hatte inzwischen begriffen, dass seine Fragen nur Bestrafungen nach sich zogen, jedoch keine Antworten. Deshalb wartete er schweigend ab, was sie jetzt plante, obwohl die Gliedmaßen vor Schmerz brannten und er schleunigst diese unbequeme Position verlassen wollte.
Oxana nahm die Gewichte ab, die seine Arme hochzogen, wodurch der Oberkörper zurück auf das Bett sank. Allerdings hingen jetzt die Beine senkrecht nach oben. Sie begab sich zum Schrank und holte den kleinsten von drei Plugs heraus und salbte ihn mit Vaseline. Zu Juri zurückgekehrt, hielt sie den Stöpsel an seine Rosette und drückte ihn wie ein Zäpfchen in den Po. Danach nahm sie die anderen Gewichte ab und löste die Seile von den Manschetten. Außer einem erleichternden Aufatmen schwieg er weiterhin. Sie registrierte es mit Genugtuung.
Es war Freitag Abend und in Kürze würde es dunkel werden. Daher wurde es Zeit, alles für die Nacht vorzubereiten. Natürlich sollte die Herrin im Bett schlafen und nicht der Sklave. Außerdem musste er essen und trinken, sonst würde sein Ejakulat bald an Qualität einbüßen.
„Runter vom Bett und knie vor mir auf dem Boden.“
„Ja, Gospozha“, war die Antwort und er krabbelt vom Bett. Doch die Schenkel waren beim Knien vor ihr geschlossen, was Oxana nicht gefiel.
„Die Beine auseinander. Ich will deinen Pimmel sehen. Ein Sklave hat zu zeigen, was er anzubieten hat.“
„Ja, Gospozha.“
Sie tippte mit einem langen Rohrstock von einem seiner Knie zum anderen, bis die Schenkel so weit geöffnet waren, wie sie es sich wünschte.
„Hände in den Nacken. So wirst du immer knien, wenn ich »Sitz« sage, und dich erst bei einem neuen Befehl wieder bewegen.“
„Ja, Gospozha.“
Obwohl der Anblick seines Geschlechtsteils die Feuchtigkeit wieder in ihre Spalte trieb – etwas, das bei den vier vorherigen Tests nicht passiert war – verstand sie ihre Reaktionen auf diesen Jungen immer noch nicht.
Sie bezog das Bett mit frischer Wäsche, darauf achtend, dass er sich nicht bewegte. Als sie damit fertig war, holte sie ein Lederhalsband aus dem Schrank und ging zu ihm.
„Leg deine Hände auf die Oberschenkel.“
„Ja Gospozha.“
Sie legte ihm das Halsband an, verschloss es und sicherte es mit einem winzigen Vorhängeschloss. Nach einem kurzen Bedenken, ob er sich eine Belohnung verdient hatte, streichelte sie ihm mit der Hand über den Schopf.
„In den Käfig, Sklave.“
„Ja, Gospozha.“
Ihr gefiel nicht, dass er immer wieder zu der Fernbedienung in ihrer Hand schaute. Noch wäre es wohl ohne diese Bedrohung sofort mit dem Gehorsam vorbei. Allerdings hatte sie es zu diesem frühen Zeitpunkt nicht anders erwartet. Sie wartete, bis er in dem Käfig hockte und verschloss ihn. Dann stieg sie die Treppe hinunter, um ein Omelett zu braten. Für ihre Experimente war es wichtig, dass er ausreichend Eiweiß zu sich nahm. Sie füllte den Eierkuchen in einen Fressnapf für Hunde und Wasser in einen zweiten. Dann kletterte sie mit den Näpfen nach oben und stellte sie zu dem Jungen in den Käfig.
„Du darfst essen und trinken.“
„Ja, Gospozha.“
Sie verschloss die Käfigtür wieder und sagte:
„Ich habe dir etwas gegeben, also wäre danke passender.“
„Ja, Gospozha. Danke, Gospozha.“
Verbittert stellte sie fest, dass der Sklave mit den Händen aß und wie aus einer Schale trank. Sie durfte ihn aber auch nicht maßregeln, denn es war ihr Fehler, diese nicht vorher gefesselt zu haben. Sie wartete, bis er fertig war, dann nahm sie eine Wolldecke und ging zum Käfig.
„Du darfst jetzt schlafen. Bis ich dich wecke, wirst du ruhig sein und den Stöpsel im Po lassen. Bist du gehorsam, wirst du belohnt.“
Daraufhin hängte sie die Decke über den Käfig. Sie zog sich aus, legte ihr Nachthemd an, stieg ins Bett und löschte das Licht.
Juri dachte nicht an Flucht, wie es Oxana vermutete. Er konnte nur daran denken, dass seine Angehimmelte ihn zu seinem ersten Orgasmus gebracht hatte, den er nicht selbst herbeigeführt hatte. Die Erfüllung eines langjährigen Traumes. Damit dieser Wirklichkeit wurde, war es nur nötig gewesen, dass er ihren Befehlen gehorchte. Er würde nun alles ausführen, was sie verlangte und darauf hoffen, dass noch mehr von seinen Wünschen in Erfüllung gehen würden.
Trotz der Schmerzen schaffte er es einzuschlafen und wachte erst auf, als Oxana geräuschvoll die Käfigtür öffnete.
„Komm raus, Sklave!“
Er benötigte ein paar Sekunden, um vom himmlischen Traum in die Realität zurückzukehren. Es wäre schöner gewesen, wenn sie ihn Diener genannt hätte. Denn der Diener seiner Göttin zu sein, war für ihn eine akzeptable Vorstellung.
„Ja, Gospozha.“
Vor ihm auf dem Boden stand eine Schale mit Wasser.
„Hol den Stöpsel aus dem Po und lege ihn in die Schüssel.“
„Ja, Gospozha.“
Er tat wie befohlen, woraufhin sie ihm einen Stoffbeutel zuwarf:
„Über den Kopf damit, Sklave.“
„Ja, Gospozha.“
Nachdem er Oxanas Befehl ausgeführt hatte, wurde dieser am Hals zusammengezogen und etwas am Halsband befestigt.
„Wir üben jetzt das blinde Krabbeln. Ich werde die Richtung nicht sagen, sondern so anzeigen.“
Das Paddel der Gerte traf seinen Po; wenngleich auch bei Weitem nicht so hart wie bei der Bestrafung am Vortag.
„Rechte Pobacke heißt nach links und linke nach rechts.“
„Ja, Gospozha.“
Mit der Leine in der einen und der Gerte in der anderen Hand dirigierte sie ihn zum Aufzug.
„Stopp.“
„Ja, Gospozha.“
Ein paar Minuten später krabbelte er über den Waldboden und wurde wie ein Hund ausgeführt. Er hatte schon die Hoffnung, sie würde ihn jetzt freilassen und die Erniedrigungen beenden, da wurde er eines Besseren belehrt. Sie befahl ihm, sich breitbeinig hinzuknien und dann den Kopf auf den Waldboden zu legen.
„Jetzt erleichtere dich, Sklave.“
„Ja, Gospozha“, sagte er zwar, doch dachte, dass der Zeitpunkt erreicht wäre, wo er vor Scham sterben würde.
Er wusste wegen der Leine, die auf seinem Rücken lag, dass sie hinter ihm stehen musste und alles genau sehen würde.
Hätte er die Kamera gesehen, die sie aufgestellt hatte, wären seine Gedanken bestimmt nicht angenehmer gewesen.
Auch ohne dieses Wissen konnte er erst nicht auf Befehl.
Hatte er sie nicht immer erhöht, schon bevor sie ihn in den Wald geführt hatte? Sie auf ein Podest gehoben und angebetet? War ihr das noch nicht genug, dass sie ihn jetzt weiter erniedrigen musste, indem sie die schmutzigste Handlung, die möglich war, von ihm verlangte – und dabei auch noch zusah?
Klatsch. Die Gerte traf mit voller Kraft seine Pobacke.
„Wird das noch was oder muss ich deine Exkremente heraus prügeln?“
Die Angst vor weiteren Schlägen ließ ihn die Blase entleeren.
„Sei ein braver Sklave und mach dein Häufchen, damit wir zurückkönnen.“
Er presste in dem Glauben, ihr nie wieder in die Augen sehen zu können. Tatsächlich flutsche, neugierig von Oxana und der Kamera beobachtet, eine Wurst auf den Waldboden.
„Braver Sklave, war doch gar nicht so schwer.“
Sie ließ ihn etwas nach vorn krabbeln, dann drückte sie ihm eine Rolle Toilettenpapier in die Hand, damit er sich säubern konnte. Sie bedauerte seine fehlende Gelenkigkeit, damit er es mit der Zunge ausführen konnte. Michails Witz fiel ihr wieder ein und sie musste kichern.
»Warum leckt sich ein Hund am Hintern? Weil er es kann.«
Eine halbe Stunde später waren sie zurück auf dem Dachboden. Sie zog Seile durch die Ösen an den Handmanschetten und führte sie durch Metallringe an der Decke. Als seine Arme bis zur Gänze gestreckt waren, verknotete sie die Seile und befestigte an den Fußmanschetten eine Spreizstange. Jetzt stand er nur noch auf den Zehen. Sie holte eine Schüssel warmes Wasser, zog einen Gummihandschuh an und wusch ihn.
Oxana hatte lange überlegt, aber keine andere Möglichkeit gefunden. Die Badewanne vor dem Haus kam nicht infrage, weil er die Hütte gesehen hätte. Dennoch war es nötig, ihn zu waschen, wollte sie nicht an einem dreckigen und bald auch übel riechenden Sklaven herumspielen. Sie trocknete Juri ab und befreite ihn von den Seilen und der Stange.
„Sitz.“
„Ja, Gospozha.“
Als wäre er schon ewig ihr Sklave, nahm er die erwartete Position ein. Zufrieden stieg sie die Leiter herab und bereitete das Frühstück zu. Die Mahlzeiten waren etwas ungerecht verteilt. Während sie Brote mit Wurst und Käse aß und dazu Tee trank, bekam er nur Porridge – immerhin mit Milch. Nebenbei essend, lud sie die Aufnahmen aus dem Wald auf den Computer und ergänzte das Protokoll. Mit dem Napf kletterte sie anschließend nach oben, zog sich um und stellte sich hinter ihn.
„Hände auf den Rücken.“
„Ja, Gospozha.“
Mit einem Karabiner verband sie die Handmanschetten, dann stellte sie sich vor ihn und entfernte den Beutel. Sofort richtete sich sein Glied auf.
Sie trug hohe Reiterstiefel. Ein hauchdünnes Spitzenhöschen und das dazu passende Negligée sowie über die Ellbogen reichende Lederhandschuhe: Alles in Schwarz. Sie gönnte ihm ein paar Sekunden lang diesen sexy Anblick. Dann befahl sie ihm, sich wie im Wald auf das Bett zu knien.
„Diese Position wirst du einnehmen, wenn ich sage »Platz«.“
„Ja, Gospozha.“
Dann holte sie den nächstgrößeren Plug, trug Vaseline auf und schob ihm den Stöpsel in den Po.
„Nun darfst du das Bett wieder verlassen und essen.“
„Danke, Gospozha.“
Er krabbelte zu dem Napf und wartete. Doch Oxana machte keine Anstalten, seine Hände zu befreien. Notgedrungen tauchte er den Mund in den Brei und leckte ihn auf. Als er fertig war, säuberte sie mit einem Waschlappen das verschmierte Gesicht und befahl ihm, sich vor das Andreaskreuz zu stellen.
Ein paar Minuten später war er ans Kreuz fixiert.
Oxana ergriff sein bestes Stück und sagte:
„Heute wollen wir mal testen, wie leistungsfähig das Teil ist.“
Dabei bewegte sie langsam die Hand, bis es senkrecht nach oben stand. Als der Junge anfing, die Augen zu verdrehen, hörte sie auf und holte zwei Klemmen und mehrere Gewichte aus dem Schrank. Sie befestigte die Klammern an seinen Brustwarzen und hängte Bleigewichte daran.
Er verzog zwar das Gesicht, reagierte aber nicht mit einer akustischen Schmerzmeldung.
Oxana hatte sich lange auf diesen Test vorbereitet, aber die Literatur war bei dem Thema, sehr vage. Doch Übung macht schließlich den Meister. Um sich Juris Mithilfe zu versichern, war ein weiterer Befehl erforderlich.
„Wenn irgendwas aus dem Ding rauskommt, bevor ich es dir erlaubt habe, werde ich dich bestrafen.“
Dabei tätschelte sie das erigiertes Glied und fuchtelte mit dem einen Meter langen Rohrstock vor seinen Augen herum.
„Ja Gospozhaaaa“, kam ein Stöhnen als Antwort: Denn sie hatte schon angefangen, den Samenspender mit der Hand zu bearbeiten.
In der Literatur hatte sie alles darüber gelesen, wie sich eine Ejakulation ankündigt, damit man sie noch verhindern konnte. Doch was man in der Theorie weiß, klappt in der Praxis deshalb nicht automatisch. Obwohl sie wie beschrieben aufhörte, tropfe es wenige Sekunden später aus der samenspritze heraus: Sie hatte nicht rechtzeitig aufgehört.
„Damit hast du dir die ersten sechs Schläge verdient. Mal schauen, wie viele noch dazukommen.“
Sie entfernte mit einem Feuchttuch den Schlamassel und kletterte nach unten. Dort ergänzte sie das Protokoll und trank eine Tasse Tee.
Auch der zweite Versuch, eine Stunde später, misslang. Doch beim dritten, eine weitere Zeigerumdrehung danach, schaffte sie es, im letzten Augenblick abzubrechen. Jetzt wiederholte sie alle fünf Minuten den Vorgang, der für ihr Opfer zugleich schön, aber auch grausam war. Nach jeder Verweigerung, die Erregung zu befreien, wirkte Juri paralysierter und nahm die Umgebung kaum noch wahr. Fünfzehn Abbrüche später hatte Oxana Erbarmen.
„Weil du so gehorsam warst, bekommst du jetzt deine Belohnung. Du hast jetzt die Erlaubnis.“
Mit diesen Worten kniete sie sich vor ihn und stülpte die Lippen über den Lolli.
Die Göttin, die er anhimmelte, jetzt vor sich knien zu sehen, zu fühlen, wie seine fleischliche Männlichkeit mit ihren weichen Lippen verschmolz, beförderte seine Wahrnehmung in ein anderes Universum. Dort saß seine Angebetete auf einem Thron und er lag zu ihren Füßen. Es dauerte nicht lange, da stöhnte er laut auf und entlud sich.
Erst gedachte sie ihn zurechtweisen, weil er sich nicht bedankt hatte. Dann sah Oxana, dass er dazu nicht in der Lage war. Völlig weggetreten, hing er lächelnd in den Fesseln. Sie ging nach unten und machte einen Milchshake mit einem in Fitnessstudios beliebten Proteinpulver, den er dann mithilfe eines Strohhalms trinken durfte. Einmal hatte sie einen solchen Shake probiert und kam zu dem Schluss, dass der Eiweißdrink, den sie eben zu sich genommen hatte, besser schmeckte. Sie fand sogar, besser als die vier zuvor. Auch dieses Indiz, dass dieser Junge mehr für sie sein könnte, als nur ein Versuchskaninchen, erkannte sie nicht. Nachdem sie das Protokoll aktualisiert und ihm das Getränk verabreicht hatte, lief sie zum Essen nach Hause.
Als sie zurückkehrte, schaute sie kurz nach ihrem Probanden, der trotz der unbequemen Position schlief. Sie wärmte eine reichhaltige Fischsuppe auf, die die Mutter gekocht hatte. Diese kochte oft großzügige Mengen und Oxana nahm sich Übergebliebenes mit, wenn sie an Wochenenden in der Hütte übernachtete. Etwas, dass seit sie Michail kannte, öfter vorkam. Er schlief dann, wie es sich gehörte, auf dem Sofa.
Oxana füllte die Portion des Jungen in den Napf, stellte diesen neben den Käfig und befreite den Sklaven, das sich nach ihrer Erlaubnis über das Essen hermachte. Kaum war er fertig, forderte sie ihn auf, sich auf das Bett zu legen, wo sie ihn mit Seilen an den Manschetten fixierte. Sie verband ihm die Augen und holte eine Kerze. Als sich das Wachs bildete, fing sie an, einzelne Tropfen auf den Körper fallenzulassen. Sie behielt dabei Juris erotisches Anzeigegerät im Blick und die Akustik im Ohr. Immer wieder machte sie zwischendurch Notizen. Als kaum noch ein freier Fleck auf dem Oberkörper vorhanden war, wozu Oxana auch den Bereich zwischen den Beinen zählte, entfernte sie das Wachs wieder. Dazu löste sie die hart gewordene Masse an einer Stelle und riss sie mit einem Ruck ab. Juri war zwar noch kein Mann, doch hatte er trotzdem schon Haare am Körper. Der Aufschrei ließ fast ihre Trommelfelle platzen.
Sofort ergänzte sie im Notizbuch: Proband vorher rasieren.
Sie ging in den Wohnraum und holte Eiswürfel. Diese ließ sie über Juris Körper gleiten. Auch hierbei machte sie regelmäßig Notizen, die sie anschließend in den Computer übertrug.
Jetzt wiederholte sie das Experiment, das sie zuvor am Andreaskreuz durchgeführt hatte. Erneut verbot sie ihm unter Androhung einer Strafe, die Erregung zu befreien, bevor er die Erlaubnis hätte.
Blind und wehrlos blieb Juri ohnehin nichts anderes übrig, als Oxanas Kontrolle über Körper und Erregung zu akzeptieren. Auch ohne Fesseln wäre es ihm unmöglich gewesen, sich den Stimulierungen zu entziehen. Es war für ihn der Himmel auf Erden, die Erfüllung aller Träume, die er je mit diesem Mädchen verbunden hatte. Die Leder überzogene Hand, die seinen besten Freund bearbeitete, brachte ihn fast um den Verstand. Nie hätte er sich vorgestellt, dass die Realisierung seiner Träume so schön sein würde. Sein Wille war inzwischen komplett gebrochen. Für diese fleischgewordene Gottheit würde er alles tun, was sie verlangte. Obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als den angestauten Druck in den Lenden zu befreien, wusste er doch, nur sie würde bestimmen, wann dieser Zeitpunkt gekommen war. Schon beim ersten Mal am Andreaskreuz, dachte er, sein Schwanz sei explodiert und würde nun aussehen, wie eine Brühwurst, die man auf dem heißen Herd vergessen hatte. Überrascht hatte er dann festgestellt, dass dem nicht so war und das gute Stück diese Behandlung unbeschadet überstanden hatte.
Oxana muss ihm schon mindestens ein Dutzend Mal den Höhepunkt verweigert haben, da spürte er, dass es kein Zurück mehr gab. Jeder Muskel des Körpers fing an zu zucken, der Atem verwandelte sich in heftiges Keuchen, dann fühlte er die heiße Erregung aufsteigen und sich durch das Glied fressen. Doch Oxanas Hand griff so fest zu, dass es keinen Ausweg gab. Wie Magma stieg immer mehr Ejakulat auf und wollte in die Freiheit. Das Gehirn stellte alle anderen Funktionen ein und empfahl sich für einen späteren Zeitpunkt. Dass sich der Griff lockerte, merkte er nicht mehr. Nur, dass der Lustsaft, einer Explosion gleich, aus ihm herausspritzte und die warme Masse auf dem Hals landete. Was noch wenige Sekunden zuvor ein fast unerträglicher Schmerz war, verwandelte sich in etwas, das einem Drogenrausch sehr ähnlich war.
„Habe ich dir erlaubt zu kommen?“
Oxana hatte absichtlich unterlassen, ihm den Orgasmus zu erlauben, damit er sich nicht darauf vorbereiten konnte.
Juri hörte ihre Stimme, doch sein Gehirn war nicht fähig, die Laute in Wörter zu verwandeln – und schon gar nicht in einen sinnvollen Satz. Er konnte nicht wissen, dass sie in der letzten Stunde jeden Tropfen Testosteron, den sein Körper produzieren konnte, herausgekitzelt hatte und jetzt dieser Botenstoff fehlte, der ihn normalerweise antrieb. Das Gehirn verweigerte weiterhin den Dienst, weshalb es alle nicht lebenswichtigen Funktionen einstellte und Juri in einen tiefen Schlaf fiel.
Oxana begriff sofort, dass das Versuchskaninchen die Leistungsgrenze überschritten hatte. Deshalb entfernte sie die Augenbinde und ging in den Wohnraum, um selbst ein Nickerchen zu machen.
Etwa eine Stunde später wachte Oxana auf dem Sofa auf. Sie machte eine typisch russische Mahlzeit aus Schwarzbrot, Butter und Dosenfleisch – allerdings ohne Wodka, der bei Männern dazu nicht fehlen durfte. Der Proband würde noch eine Zeit lang ausfallen. Deshalb nahm sie die Pistole, die Michail ihr geschenkt hatte und ging in den Wald, wo sie mit dem Mentor einen Schießstand aufgebaut hatte. Inzwischen schoss sie so gut, dass die beiden schon überlegt hatten, die Schießbahn zu verlängern. Oxana füllte zwei Magazine der Gsch-18 mit je achtzehn 9 Millimeter Patronen, schob das erste in die Waffe und lud durch. Aus fünfundzwanzig Metern erzielte sie 175 Ringe. Aber sie war eine Perfektionistin und ärgerte sich über die fünf, ihrer Einschätzung nach, Fehlschüsse. Oxana klebte die Einschusslöcher zu und legt das zweite Magazin ein. Dieses Mal traf sie fünfzehnmal die Zehn und nur dreimal die 9.
Michail wunderte sich immer, wie sie mit dieser Waffe so gut treffen konnte. Bei einem Wettkampf gegen die besten Scharfschützen des Landes hätte er jede Kopeke, die er besaß, auf Oxana gesetzt. Er selbst schätzte sich schon glücklich, wenn er mehr als 170 Ringe schaffte. Allerdings war der Verstand seine bevorzugte Waffe und nicht die Pistole. Musste er eine Schusswaffe benutzen, hatte der Verstand versagt.
Sie nahm das Magazin aus der Waffe und lud beide nach. Auf der zweiten Zielscheibe waren zwei etwa handgroße Zielflächen, die eine Armlänge getrennt übereinander angebracht waren. Aus zehn Meter Entfernung gab sie auf diese Doppelschüsse ab, wobei der zweite Schuss, dann auf die untere Scheibe, so schnell ausgeführt wurde, dass ein genaues Zielen nicht möglich war. Trotzdem zählte sie dort am Ende neun Treffer, wenngleich so weit verteilt, dass sie sich trotz dieser Leistung über das Ergebnis ärgerte. Das Problem bei der Übung war, dass sie noch zu schwach war, um den Rückschlag der Waffe komplett aufzufangen. Sie bekämpfte dieses Manko mit Hanteltraining und hatte für ein Mädchen ihres Alters schon ungewöhnlich starke Arme. Trotzdem bestimmte der zierliche und fast kindliche Körper Limits, die auch Training nicht beseitigen konnte. Sie wiederholte die Übung aus fünfzehn Meter Entfernung, mit einem ähnlichen Ergebnis. Zufrieden ging sie zurück zur Hütte.
Juri schlug die Augen auf und starrte auf die schräge Decke über ihm. Es dauerte etwas, bis ihm einfiel, wo er sich aufhielt. Die Gliedmaßen waren von ihm gestreckt, gefesselt und ließen sich nicht bewegen. Er war so auf Oxana fixiert gewesen, dass er sich nie für andere Mädchen interessiert hatte. Trotzdem hätte er nie zu träumen gewagt, was er an diesem Tag erlebt hatte. Sie hatte ihn zweimal zu einem unglaublichen Höhepunkt gebracht; davon einmal sogar mit dem Mund. Er hatte seine wunderschöne Göttin fast nackt gesehen. Selbst der intimster Bereich war unter dem dünnen Stoff zu erahnen gewesen. Vielleicht würde sie ihm auch dort irgendwann Einlass gewähren, wenn er weiterhin jeden ihrer Wünsche … Befehle erfüllte. Aber wo befand er sich? Eindeutig in einem Gebäude. Es musste im Wald stehen – doch wo? Dieser war riesig und er hatte dort noch nie ein Haus gesehen.
Ein Luftzug ließ ihn frösteln, dann nahm er von unten Schritte wahr. Kurz darauf hörte er ein Geräusch, das nur eine Schusswaffe machte, wenn man sie durchlud. Will sie mich jetzt erschießen? Schlagartig bekam er Angst, etwas Wunderschönes würde schrecklich enden. Doch obwohl er noch mehrmals das Geräusch hörte, passierte nichts, was die Furcht begründete – denn Oxana reinigte nur die Waffe. Die Sekunden kamen ihm wie Stunden vor. Dann erschien ihr Kopf im Einstieg des Dachstuhls.
„Hat mein Sklave gut geschlafen?“
„Ja, Gospozha.“
Oxana ging um das Bett herum und löste die Seile an den Manschetten. Am Fußende stehend sagte sie: „Sitz“ und zeigte dabei auf den Boden vor dem Käfig.
„Ja, Gospozha.“
Seine Beine waren wackelig, durch die lange Fixierung und die immense Energie, die sie ihn genötigt hatte zu verbrauchen. Er stützte sich am Bett ab, um auf die Knie zu gehen, ohne dabei zu stürzen. Gehorsam krabbelte er vor den Käfig und nahm die geforderte Stellung ein.
Oxana warf ihm das inzwischen vertraute Säckchen zu.
„Aufsetzen, wir gehen jetzt Gassi.“
„Ja, Gospozha.“
Er war erleichtert. Der Druck auf der Blase war doch schon extrem stark – und er hatte sich nicht getraut zu fragen. Er zog das Säckchen über den Kopf und wartete, bis Oxana es zuzog. Nachdem sie die Leine am Halsband befestigt hatte, führte sie ihn zum Aufzug und kurz darauf aus der Hütte hinaus in den Wald. Dort erlaubte sie ihm, während eines fast einstündigen Spaziergangs die Blase zu entleeren.
Nachdem er zum Abendessen ein weiteres Omelett im Napf serviert bekommen hatte, musste er sich mit erhobenen Po vor sie beugen, damit sie die im Laufe des Tages angedrohten Strafen verabreichen konnte. Obwohl die Verfehlungen hauptsächlich dem eigenen Versagen zuzuschreiben waren, glaubte sie, die Bestrafung durchführen zu müssen, um die Autorität aufrechtzuerhalten. Damit diese milder ausfiel, beschloss sie für die achtzehn Schläge, ein Käsebrett zu nehmen, mit dem sie weniger hart zuschlagen konnte als mit der Gerte. Die durch die Löcher im Brett entstandenen Punkte auf dem Po amüsierten sie. Brav zählte er jeden Schlag mit und bedankte sich im Anschluss mit einem demütigen: „Danke, Gospozha.“
Oxana wusste in dem Moment, dass sie gewonnen hatte, aber sie hielt noch immer ihre Ausbildung und nicht seine Gefühle für den Grund.
Nachdem sie Juri in den Käfig eingesperrt hatte, machte sie sich eine Tasse Tee.
Er hatte sich eine Belohnung verdient, die sie ihm auch gewähren wollte.
Mit dem Getränk ging sie wieder nach oben und stellte es auf das Nachttischchen.
„Wenn du dich selbst befriedigst, wird der morgige Tag der schlimmste deines Lebens.“
„Ja, Gospozha.“
Sie setzte sich vor den Käfig auf das Bett und zog die eleganten Handschuhe und Stiefel aus. So erotisch, wie es ihre geringe Erfahrung möglich machte, rollte sie die Strümpfe von den Beinen. Dann stand sie auf, drehte Juri den Rücken zu, beugte sich vor und zog das Höschen aus. Als sie sich wieder umdrehte, saß der Sklave sabbernd und mit prall erigierten Glied im Käfig. Mit einem Knebel aus dem Schrank ging sie zu ihm und reichte dem Jungen den Slip.
„Steck ihn dir in den Mund.“
„Ja, Gospozha.“
Dann hielt sie Juri den Knebel hin. Eigentlich war es nur ein breites Stück Leder, in das ein Loch für die Nase eingelassen war, damit der Träger es nicht in seiner Position verändern konnte.
„Umdrehen und anlegen.“
Sie verschloss den Knebel und sicherte diesen mit einem kleinen Schloss.
„Du darfst dich wieder umdrehen.“
Nur mit dem hauchdünnen Negligée bekleidet, wechselte sie die Bettwäsche und setzte sich dann mit angewinkelten Beinen und der Tasse auf das Bett. Dabei achtete sie darauf, dass er einen guten Blick auf ihre Vulva hatte. Wohl wissend, dass jede Sekunde ihn mit seinen feuchtesten Fantasien belohnte und es doch zugleich die schlimmste Bestrafung war, weil er diese Träume nicht zu Ende bringen dürfte, genoss sie jeden Schluck des Tees. Schließlich zog sie das Negligée aus und warf es durch die Gitter in den Käfig. Dann legte sie sich hin, löschte das Licht und ließ Juri mit der nicht befreiten Erregung zurück.
Am nächsten Morgen bot sich Oxana ein köstlicher Anblick. Juri lag in Fötushaltung im Käfig, das Negligée mit beiden Händen vor die Nase haltend. Sie zog ihr kürzestes Kleid an, stieg hinunter und setzte einen Topf mit Wasser auf den Herd. Dann nahm sie eine Milchflasche aus dem Kühlschrank und kletterte wieder herauf. Dort holte sie eine Spreizstange aus dem Schrank, stellte die Flasche ab, begab sich zum Käfig und schloss ihn auf.
Als Juri die Augen aufschlug, fiel der Blick direkt unter das Kleid. Er war sofort hellwach beim Anblick der unbedeckten Scham. Es war volle Absicht von Oxana, denn die Hoffnung auf eine weitere Belohnung sollte seinen Gehorsam steigern.
„Komm raus und mach »Sitz« vor deiner Herrin.“
Er gehorchte und sie befestigte die Karabinerhaken der Spreizstange an den Handmanschetten. Danach löste sie den Knebel und ließ ihn das Höschen ausspucken.
„Gefällt dir mein Geruch und mein Geschmack?“
„Ja sehr, Gospozha.“
Sie füllte Milch in einen Napf und stellte ihn vor den Jungen auf den Boden. Sein Mund musste nach einer Nacht mit dem Höschen etwa so trocken sein wie ein Zwieback, dennoch machte er keine Anstalten etwas zu trinken.
„Du darfst jetzt trinken.“
„Danke, Gospozha.“
Unverzüglich schleckte er gierig die Milch auf, bis der Napf leer war. Sie füllte nach und nachdem er dieses Mal ausgetrunken hatte, zog sie ihm den Beutel über den Kopf und stieg wieder hinunter. Dort schüttete sie das inzwischen heiße Wasser in einen Kanister und trug diesen in den Wald. Zurück in der Hütte packte sie alles, was sie für ihr Vorhaben benötigte, in eine Tasche und holte den, wieder von der Spreizstange befreiten, Sklaven vom Dachboden. Bei dem Wasserkanister angekommen, nahm sie ihm das Säckchen vom Kopf.
„Ich werde heute mit dir einige Sachen machen, die dir vielleicht nicht gefallen werden. Doch wenn du gehorsam bist, werde ich dich am Ende belohnen. Bist du dazu bereit?“
„Ja, Gospozha. Ich werde alles tun, was meine Herrin von ihrem Sklaven verlangt. Ich bin ihr Eigentum, das sie nach Belieben benutzen darf.“
„Platz.“
Er nahm die befohlene Position ein, wodurch er den Plug direkt unter ihre Nase hielt. Oxana drückte mit einem Rohrstock den Stöpsel ein paarmal weiter in den Po. Juri atmete dabei jedes Mal tiefer ein. Es hörte sich mehr wie lustvolles Stöhnen, als nach Schmerz an. Schließlich hatte sie diesen Effekt ausreichend erforscht, befreite den Jungen von dem Sextoy und ließ es auf den Waldboden fallen. Sie führte den Sklaven ein paar Meter tiefer in den Wald und erlaubte ihm, sich dort seiner Ausscheidungen zu entledigen.
Dann holte sie eine Schüssel und Waschutensilien aus der Tasche. Sie befahl ihm, erst sich selbst und anschließend den Plug zu säubern. Mit dem restlichen Wasser und einem Klistier führte sie mehrere Analduschen bei ihm durch. Schließlich zog sie das Säckchen wieder über seinen Kopf und dirigierte ihn zurück in die Hütte.
Der Pranger war so aufgestellt, dass die dort gefangene Person diagonal, vom Fußende aus, über das Bett schauen konnte. Er war in der Höhe verstellbar und davor waren mehrere Ösen auf dem Fußboden angebracht. Nachdem Oxana Juris Füße, im Abstand einer Armlänge, am Boden fixiert hatte, verband sie die Handmanschetten mit einer Kette und befahl ihm, den Oberkörper vorzubeugen. Als der Sklave sicher in dem Gerät eingesperrt war, zog sie das Kleid aus und ging in den Wohnraum. Sie setzte erneut Wasser auf und bereitete sich ein Bad. Michail hatte dafür eine Badewanne organisiert, die vor der Hütte stand. In das warme Nass eingehüllt, überprüfte sie in Gedanken die weiteren Pläne.
Nach dem Bad kletterte sie splitternackt auf den Dachboden und holte einige Kleidungsstücke aus einer der Schubladen unter dem Bett hervor. So, dass er sie beobachten konnte, rollte sie lange schwarze Seidenstrümpfe über ihre Beine. Dann zog sie die bis zur Mitte der Oberschenkel reichenden schwarzen Stiefel an und schnürte sie zu. Sie hatten zwanzig Zentimeter Absätze und eine hohe Plateausohle unter den Zehen. Anschließend legte sie das Lederkorsett an, das den zarten, mädchenhaften Hügelchen fast weibliche Rundungen verlieh. Mit großen Augen beobachtete Juri dabei jede Bewegung. Das Glied richtete sich steil auf, was Oxana zusätzlich bestätigte, dass ihm der Anblick gefiel. Zuletzt zog sie die Lederhandschuhe vom Vortag an und holte mehrere Gegenstände aus dem Spielzeugschrank. Diese legte sie auf das Bett und ging mit einem der Sextoys zu ihm.
Es war ein Vibrator zur Prostatastimulierung.
„Dann wollen wir mal schauen, was dir gefällt und was nicht.“
Nachdem sie Gleitöl um seiner Rosette verteilt hatte, führte sie den Stimulator dort ein und stellte ihn an. Er hatte zehn Stufen und sie probierte sie nacheinander aus, wobei sie bei jeder genau Juris Reaktionen beobachtete und diese notierte. Die beiden obersten Level schienen eine sehr positive Wirkung zu erzeugen. Da es Juri offensichtlich gefiel, ließ sie den Vibrator auf höchster Stufe und goss sich im Wohnraum einen Tee auf.
Sie vervollständigte am Computer das Protokoll und ging wieder herauf. Den leisen Stöhngeräuschen nach, gefiel es dem Sklaven immer noch. Sie nahm zwei weitere Vibratoren, schaltete sie ein und spielte damit an Hoden und Penis. Es schien Juri sehr zu gefallen. Sie zog ihm ein Kondom über, um zu verhindern, dass er das Schlafzimmer verunreinigte. Bald keuchte er und befreite, nachdem er von Oxana die Erlaubnis erhalten hatte, seine Erregung mit einem tiefen Aufstöhnen. Auch dieser Pariser fand dann nach dem Wiegen den Weg in das Gefrierfach des Kühlschrankes – zu weiteren Untersuchungen. Sie gewährte dem atmenden Sextoy den ersten Proteinshake des Tages und eine Erholungspause, in der sie selbst frühstückte. Er würde bei ihren Plänen noch jedes Gramm Eiweiß benötigen. Der nächster Test sollte die Belastungsfähigkeit der Hintertür feststellen. Dazu führte sie ihm einen Analhaken ein. Es war ein Dildo, der in eine im rechten Winkel angebrachte Stange überging. Am Ende dieser war eine Öse, durch die sie ein Seil führte, es festzog und durch eine Öse an der Decke fädelte. Dann knotete sie in die freien Seilenden eine Schlaufe und hängte dort so lange Gewichte ein, bis seine Fersen den Bodenkontakt verloren. Nachdem sie einen Gummiring über Hoden und Glied gezogen hatte, verließ sie den Dachboden und schaute sich einen Film an. Es war einer der Hardcore-Pornos und auf der Hülle war eine Domina abgebildet, die fast die identische Kleidung trug wie sie selbst. Was diese Frau in dem Video anstellte, plante auch Oxana noch an diesem Tag und studierte deshalb jede der Bewegung genau. Würde es ihrem Probanden genauso gefallen, wie dem Mann im Fernsehen? Sie hielt den Film nach der interessanten Szene an und stieg wieder herauf. Dort nahm sie einen Rosshaarflogger aus dem Schrank und schlug damit auf Juris Pobacken. Im Anschluss an jeden Schlag wartete sie fünf Sekunden, dann folgte der Nächste. Langsam steigerte sie die Schlagstärke, was dem Sklaven aber nichts auszumachen schien. – Im Gegenteil. Bald gab er identische Geräusche von sich wie bei der Stimulierung mit den Vibratoren. Sie hatte Zweifel gehabt, doch anscheinend konnte auch diese Behandlung erregend sein.
Oxana holte zwei Klemmen, befestigte sie an seinen Nippeln, hängte Bleigewichte daran und fuhr mit den Schlägen fort. Doch selbst nach weiteren Gewichten reichte die Stimulierung nicht für einen Orgasmus aus. Auch wenn sie enttäuscht war, hatte der Proband die Behandlung vorbildlich hingenommen. Deshalb nahm sie das nächste Kondom. Sekunden später entlud er sich. Sie hängte die Bleikugeln vom Seil ab und befreite Juri von dem Analhaken. Dann landete dieses Kondom ebenfalls im Gefrierfach.
Nachdem der Junge einen weiteren Shake bekommen hatte, genehmigte sie sich ein Nickerchen. Dabei überdachte sie die nächsten Schritte. In der Box im Gefrierschrank war noch Platz für acht Proben. Sie gedachte diese voll zubekommen, doch sollte er sich jede Abnahme verdienen. Ebenso wollte sie prüfen, ob er inzwischen freiwillig gehorsam sein würde und nach dem Ablegen der Elektrofesseln, weiterhin als Sklave benutzbar wäre.
Bevor sie wieder hinaufstieg, versteckte sie die Fernbedienung unter dem Korsett. Er konnte nicht wissen, dass sie im Nahkampf ausgebildet war und einen Angriff zumindest so weit abzuwehren vermochte, um noch nach dieser zu greifen. Oxana ahnte nicht im Entferntesten, dass diese Sorge völlig unbegründet war. Auf dem Dachstuhl angelangt, befreite sie Juri aus dem Pranger und forderte ihn auf, sich vor den Käfig auf den Boden zu setzen. Sie selbst stellte sich vor ihn und befahl, ihre Stiefel abzulecken. Er legte dabei einen Eifer an den Tag, den sie völlig falsch interpretierte.
„Zieh meine Stiefel aus.“
„Ja, Gospozha.“
So würdevoll, wie es ihm möglich war, löste er die Schnürsenkel, wohl wissend, dass der Anblick ihrer wohlgeformten, seiden bedeckten Beine und Füße seine Belohnung sein würde. Er zelebrierte jede Schlaufe, bis die Stiefel komplett geöffnet waren und er sie abziehen konnte.
„Das hast du schön gemacht.“
Sie warf ihm ein Kondom zu, „zieh es über und befriedige dich.“
„Ja, Gospozha.“
Einem Jungen dabei zuzusehen, wie er sich selbst befriedigt, ließ das Kribbeln bei ihr zurückkehren …
Bis zum Abend hatte sie ihm weitere Aufgaben aufgetragen und sich dabei auch oral befriedigen lassen. Nach jedem erfüllten Befehl erlaubte sie, dass er es sich selbst machte. Die Probenbox war gefüllt und alle geplanten Experimente abgeschlossen. Im Anschluss eines langen Gespräches kam sie zu der Erkenntnis, dass es keine Gefahr wäre ihn freizulassen. Nicht nur, dass er versprach über das Geschehene zu schweigen, er versicherte auch, weiterhin ihr Sklave zu sein. Mit einem Beutel über dem Kopf führte sie ihn zurück an den Waldrand. Nachdem sie seine Kleidung auf den Waldboden gelegt und ihn von den Fesseln befreit hatte, kam es zu einem vorerst letzten Gespräch.
„Man wird bestimmt schon nach mir suchen. Was soll ich sagen, wo ich war?“
„Sag ihnen, du hast dich im Wald verlaufen. Es wäre ja nicht zum ersten Mal vorgekommen, dass sich hier jemand verirrt hat.“
Auch, wenn seine Kleidung in Griffweite lag, unternahm er keine Anstalten sich anzuziehen und kniete stattdessen weiterhin nackt vor ihr – in der inzwischen gewohnten Sklavenhaltung.
Obwohl sie wieder wie das brave Mädchen gekleidet war, das jeder im Dorf zu kennen glaubte, erblickte sie zwischen seinen Beinen deutlich die Erregung. Doch es war nicht ihr Anblick, der ihn erregte, sondern allein ihre Anwesenheit.
„Wird meine Herrin weiterhin für mich Verwendung haben, oder endet es hier und heute?“
In der Stimme hörte sie sowohl Hoffnung als auch Traurigkeit. Sie dachte kurz über die Frage nach und kam zu dem Schluss, dass ein gefügiger Sklave noch einmal nützlich sein könnte. Daher überlegte sie sich die Antwort sehr genau.
„Niemand darf davon erfahren. Erzählst du jemandem von uns, werde ich dich nicht mehr kennen.“
„Das würde ich nie tun, Gospozha, außer ihr befehlt es mir.“
Sie ahnte nicht, mit welchem Stolz er gerne allen erzählt hätte, dass er ihr Sexsklave war.
„Wenn ich wieder Verwendung für einen Sklaven habe, schicke ich dir eine Nachricht mit einem Datum und einer Uhrzeit. Unterschrieben wird sie sein mit einem G.“
„Und was soll ich dann tun?“
„Sollten dort keine anderen Anweisungen sein, kommst du zu dem angegebenen Zeitpunkt genau zu diesem Platz, ziehst dich aus und wartest genau in dieser Position. Ich werde dann kommen.“
„Ja Gospozha. Ich werde gehorsam hier sein und Ihre Befehle erwarten.“
„Du darfst jetzt gehen.“
Juri schaut sie erstaunt an: „Nackt?“
Sie war etwas überrascht von der Frage. Dass er so gehorsam sein würde, hatte sie nicht erwartet.
„Du darfst aufstehen und dich anziehen.“
„Danke, Gospozha.“
Daraufhin erhob er sich, legte die Kleidung an und ging nach Hause …
Die Eltern erwarteten ihn schon aufgelöst. Das halbe Dorf hatte nach ihm gesucht und alle waren erleichtert über seine Rückkehr. Als die Mutter erfuhr, dass er das Wochenende im Wald umhergeirrt war, stürmte sie in die Küche und tischte bis in die Nacht verschiedene Gerichte auf, in dem Glauben, er müsse halb verhungert sein. Die nächsten zwei Tage entschuldigten sie ihn wegen Magenschmerzen in der Schule – ohne zu ahnen, dass ihre Fürsorge und nicht der Aufenthalt im Wald daran schuld war. Wie er versprochen hatte, sagte er niemanden ein Wort über Oxana und die Verbindung zu ihr. Doch sie hatte ihm nicht verboten, von ihr zu träumen. Sobald er die Augen schloss, war er wieder mit seiner Göttin zusammen.
6.
Die nächsten Tage verbrachte Oxana jede freie Minute in der Hütte und untersuchte die Proben mit einem Eifer, als ginge es um eine Forschungsarbeit für den Nobelpreis. Zuerst überlegte sie, ein paar davon aufzuheben, für den Fall, dass sie weitere Untersuchungsmöglichkeiten finden würde. Aber dann verwarf sie die Überlegung, konnte sie doch jetzt jederzeit Nachschub besorgen.
Donnerstag Abend kam Michail von seiner Reise nach Hause. Nachdem er die Koffer ausgeräumt und die dreckige Wäsche für die Haushaltshilfe bereitgelegt hatte, genehmigte er sich ein heißes Bad. Er war die letzten sieben Tage durch etwa zwanzig Zeitzonen gereist und glaubte, nicht einmal sagen zu können, welcher Tag gerade war. Nach dem Bad nahm er eine Schlaftablette und schlief bis zum Vormittag den Jetlag aus.
Als er aufwachte, war die Haushaltshilfe schon dabei, den Haushalt zu erledigen. Es war eine deutlich leichtere Arbeit als noch wenige Jahre zuvor. Dank seiner Kontakte waren die gesamte Küche und das Bad »Made in Germany«. Das beinhaltete natürlich auch eine Waschmaschine und einen Trockner; etwas, das in dieser entfernten Provinz nur bei wenigen Menschen zum Standard gehörte.
Die Haushaltshilfe war die vierundzwanzigjährige Svetlana. Seit fünf Jahren eine Vollwaise musste sie allein mit Gelegenheitsjobs für sich und den noch minderjährigen Bruder sorgen. Bis Michail vier Jahre zuvor in ihr Leben trat. Er rettete sie vor drei Betrunkenen, die nicht einvernehmlichen Geschlechtsverkehr wollten. Zum Dank für die Rettung hatte sie dann mit dem charmanten Retter sehr einvernehmlichen Geschlechtsverkehr. Im Bett an ihn gekuschelt, erzählte sie am nächsten Tag von ihren Lebensumständen und Michail machte ein Angebot, das sie nur schwer ablehnen konnte. – Zumal ihr die Nacht sehr gefallen hatte. Er zahlte ihr ein monatliches Taschengeld, das für das Auskommen der Geschwister reichte und besorgte einen Platz an einer Schule, wo sie den Abschluss nachmachen konnte. Dafür kam sie jeden zweiten Tag zu ihm und erledigte den Haushalt – inklusive einiger Nebenleistungen. Eine dieser Sonderleistungen war die Kleidung, die sie in seinem Haus trug. Dazu hatte er einen Schrank bereitgestellt, den er mit den heißesten Dessous gefüllt hatte. Was sie davon anzog, war ihr freigestellt, fand er es doch unterhaltsam, überrascht zu werden – und sie enttäuschte ihn nie.
Kaum hatte sie gehört, dass er aufgewacht war, klopfte sie an der Schlafzimmertür.
„Komm rein.“
Sie öffnete die Tür und bei ihrem Anblick hob sich augenblicklich das Oberbett an. Sie war mit 175 Zentimeter für eine Frau schon sehr hochgewachsen und zusammen mit den Absätzen der feuerroten High Heels etwa so groß wie der 1,88 Meter große Michail. Die schlanken Beine waren ansonsten nackt; anders als die runden B-Körbchen Brüste, die mit einem bordeauxroten, hauchdünnen Negligée bedeckt waren. Die langen, gewellten, roten Haare wirkten wie ein zusätzliches Muster auf dem Hauch von Seide und Spitze.
„Bonjour, chéri. Tu m'as manqué“, hauchte sie in perfektem, sexy Französisch.
Svetlana hatte inzwischen eine Ausbildung zur Dolmetscherin angefangen und freute sich, wenn sie das Gelernte nicht nur anwenden, sondern damit auch den Liebhaber erregen konnte.
„Ich habe dich auch vermisst.“
Was nicht in gleichem Maßen galt wie für sie. Gerade auf seinen Reisen wurden ihm ständig Frauen zur Entspannung zugeführt, doch für Svetlana war er der einzige Sexualpartner. Für ihn hatte dieser Umstand den Vorteil, dass sie sich besonders auf die Zweisamkeit mit ihm freute, was der Qualität dieser Aktivitäten sehr zuträglich war. Sie schaute an ihm vorbei auf das ausgebeulte Oberbett.
Mit den Worten „Je vois, que j'ai manqué à quelqu'un d'autre, aussi“, tänzelte sie auf das Bett zu und glitt mit den Fingern unter die Zudecke.
„Ja mein Schatz, der hat dich auch vermisst.“
Dann folgte der Kopf den Händen. Michail schloss die Augen und ließ sich von Svetlana verwöhnen.
Kurz vor der Mittagsstunde machte er sich auf, um Oxanas Hütte aufzusuchen. Dafür hatte er extra eine Motorcrossmaschine zugelegt. Unter einem Busch nahe dem Moor versteckte er das Motorrad und legte die letzten fünfhundert Meter zu Fuß zurück. Er hatte von der Reise ein neues Programm für Oxana mitgebracht, mit der sie auf dem Computer verschlüsselte Nachrichten versenden konnte. Nun war es ihnen möglich, in Kontakt bleiben, wenn er auf Reisen war.
Michail betrat die Hütte und entnahm einer Tragetasche zwei Literflaschen Cola, sowie einige Lebensmittel und öffnete den Kühlschrank. Nachdem er alles dort verstaut hatte, entriegelte er das Gefrierfach. Er holte die Eiswürfelform aus dem Eisfach und füllte sie mit Wasser. Während er diese in das Fach zurückstellte, fiel ihm eine seltsame Plastikdose auf. Neugierig nahm er sie heraus und öffnete sie. Beim Anblick der mit einer kristallisierten Masse gefüllten Kondome bereute er die Neugier.
Er stellte Wasser auf den Herd und setzte sich an den Schreibtisch. Das Elektromikroskop stand noch eingeschaltet auf dem Tisch und der Computer war nicht ausgeschaltet, sondern befand sich nur im Stand-by Modus. Nach dem Fund im Kühlschrank ahnte er schon, was Oxana mit dem Mikroskop untersuchte. Sekunden später wurde der Verdacht bestätigt. Grinsend, mit geschlossenen Augen, schüttelte er den gesenkten Kopf, legte die CD ins Laufwerk und installierte das mitgebrachte Programm. Während der Computer die Software verdaute, verwandelte Michail das heiße Wasser in eine Tasse Kaffee. Er setzte sich wieder an den Schreibtisch und beendete die Installation. Mit seinem Satellitentelefon testete er die Anwendung und stellte zufrieden fest, dass es wie geplant funktionierte.
Wie er nach der Entdeckung im Eisfach schon befürchtet hatte, befand sich ein neuer Ordner auf dem Computer – Test_5. Wie auch die Vorgänger beinhaltete dieser eine Text- und eine Videodatei. Michail nahm einen Schluck Kaffee und startete das Video.
„Video sed non credo“, fluchte er mit aufgerissenen Augen.
Auch wenn er, wie der Fluch besagte, nicht glauben konnte, was er sah, amüsierte ihn das Auftreten Oxanas im Stile einer professionellen Domina. Mit Fortschreiten des Videos stieg dafür sein Mitleid mit Juri. Nebenher las er das Protokoll zu dem »Experiment« und lachte angesichts der emotionslosen Analyse mehrmals auf. Gerade war das Video beendet, da öffnete sich die Tür.
„Hallo Michail, war die Geschäftsreise erfolgreich?“
„Ja, danke der Nachfrage. Wie ich sehe, warst du auch fleißig“, dabei schaute er schelmisch lächelnd auf den Monitor.
„Musste ja die Langeweile bekämpfen.“
„Kreierst du gerade eine neue Geschmackssorte für Eiswürfel?“, wobei er den Blick zum Kühlschrank schwenkte.
„Ich glaube, die würde sich nicht durchsetzen. Aber das Zeug ist verdammt instabil und nur dort haltbar.“
„Du hast den armen Kerl ganz schön in die Mangel genommen.“
„Schien ihm aber gefallen zu haben. Brauch jetzt nur noch pfeifen, dann macht der »Sitz« und erfüllt jeden Befehl.“
„Ein gehorsamer Sklave kann immer nützlich sein.“
„Ich befürchte nur, er hat sich etwas erhofft, das er sich nicht leisten kann. Ich habe schon überlegt, jemanden aus meiner »Kundendatei« dazu zu überreden.“
Michail, der sofort verstanden hatte, was sie meinte, dachte nach:
„Ich hätte da vielleicht die Richtige. Kennst du Svetlana?“
„Die Rothaarige, die allein mit ihrem jüngeren Bruder lebt und bei dir putzt?“
„Genau die. Wenn ich sie bitte, wird sie mir bestimmt den Wunsch erfüllen.“
„Aber wo? Hier und bei dir wäre schlecht. Bei ihm zu Hause wären die Eltern – störend.“
„Das Gesicht von denen würde ich zu gerne sehen, wenn Svetlana da klingelt und ihnen sagt, sie will es ihrem Sohn besorgen.“
Beide lachten los.
„Dann wäre das Problem wahrscheinlich gelöst, weil die der Schlag treffen würde.“
„Wenn dir das ein paar Rubel wert ist, könnte ich was in der Hauptstadt organisieren.“
Wenn jemand im Dorf von der Hauptstadt sprach, war damit nicht das viertausend Kilometer entfernte Moskau, sondern die Provinzhauptstadt Krasnojarsk gemeint.
„Was würde das denn kosten?“
Michail griff zum Telefon und wählte eine Nummer, während Oxana in den Kühlschrank schaute und dort die Cola fand. Freudestrahlend goss sie sich ein Glas ein und gab einen geschmacksfreien Eiswürfel dazu.
»Danke, das ist ein fairer Preis. Ich melde mich dann wegen des Termins. Do svidaniya.«
„Er macht mir einen Freundschaftspreis, wenn wir es von montags auf dienstags buchen. Inklusive eines Autos, das die beiden am Ortsausgang abholt, fünftausend Rubel. Es ist ein Arbeitszimmer der Mädchen in einem gehobenen Bordell – mit Whirlpool.“
„Das ist es mir wert, um ihn bei Laune zu halten. Sag Bescheid, wenn Svetlana zugestimmt hat.“
„Ich werde sie morgen fragen, wenn du zum Essen nach Hause gehst. Soll ich dich bis zum Dorfrand fahren?“
„Gerne. Lieber wäre mir aber, wenn du mir das Fahren beibringen würdest.“
„Das Thema hatten wir doch schon. Noch bist du dafür zu schwach. Wenn die Maschine umkippt, bekommst du die nie wieder hoch.“
Oxana setzte ein trauriges Gesicht auf und ließ ein paar Tränen über die Wangen kullern.
„Vergiss es, darauf falle ich nicht rein. Dazu kenne ich dich zu gut.“
Sofort versiegten die Tränen und mit in der Taille gestützten Händen sieht sie ihn beleidigt an.
„Nichts traust du mir zu.“
„Ich traue dir viel zu viel zu, vor allem Sachen, an die ein Mädchen in deinem Alter noch gar nicht denken sollte.“
„Jeder braucht doch ein Hobby“, erwiderte sie mit einer Unschuld, als würde es um das Spielen mit Puppen gehen.
„Hobby …?“, Michail musste laut loslachen.
„Lach nur“, antwortete sie gespielt entrüstet. „Ich muss noch viel lernen und in der Praxis geht das am schnellsten.“
Drei Sekunden lang herrschte Totenstille, dann lachten beide herzhaft los.
„Apropos Praxis. Ich muss nächsten Monat nach Westeuropa. Es sind Schulferien. Möchtest du mitkommen?“
Oxana blickte ihn abwechselnd nachdenklich und begeistert an.
„Mama, du kennst doch den Mann in dem schmucken Haus am Dorfrand. Er will mit mir ein paar Tage nach Europa fliegen. Aber mach dir keine Sorgen, er war früher beim KGB und arbeitet jetzt für die Mafia. Er wird schon auf mich aufpassen. – Klar, mein Kind. Bei so einem Begleiter weiß ich dich in guten Händen.“
„Vielleicht sollten wir nicht ganz so dick auftragen“, antwortete er lachend.
Sie sah ihn schelmisch grinsend an:
„Hast du einen besseren Plan?“
„Ich glaube, jeder Plan wäre besser“, erwiderte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„O.K. Ich höre.“
„Deine Mutter hat doch noch nie die Lehrer auf deiner Schule gesehen?“
„Nein. Die verlässt so gut wie nie das Dorf.“
„Ich gehe verkleidet bei ihr vorbei und stelle mich als dein Lehrer vor. Ich sage, dass es einen Ferienkurs in Irkutsk gäbe, den nur die besten SchülerInnen besuchen dürften.“
„Das könnte klappen. Aber wie bekomme ich in der kurzen Zeit einen Reisepass und ein Visum?“
„Ich habe Beziehungen, das wird kein Problem.“
Sie sah ihn zweifelnd an, denn sie hatte gehört, dass solch ein Antrag durchaus ein paar Monate dauern konnte.
Am Sonntagmittag erschien Michail wie geplant bei Oxanas Mutter, um sich als Oxanas Lehrer vorzustellen. Diese war so stolz, dass die Tochter einen Kurs belegen sollte, der nur für die Besten der Schule ausgerichtet wurde, dass sie keine Einwände hatten.
Auch Svetlana war einverstanden. Mit einem Jungen Sex zu haben, der noch Jungfrau war, stellte sie sich interessant vor. Sie beschloss, dass er dieses Erlebnis nie vergessen würde, und überlegte sofort, was sie für ihn anziehen würde.
Eine Woche vor Oxanas Abreise ließ sie Juri heimlich einen Brief zukommen. Als er ihn fand, rannte er aufgeregt nach Hause und schloss sich in sein Zimmer ein. Auf dem Umschlag stand nur ein großes G. Erwartungsvoll öffnete er ihn und holte den Brief hervor.
Mein Sklave
Weil du so gehorsam warst und wie versprochen nichts über uns gesagt hast,
habe ich eine kleine Belohnung für dich.
Erfinde eine Ausrede für deine Eltern,
warum du Montag und Dienstag nicht zu Hause sein kannst.
Sei dann am Montag um 12 Uhr am südlichen Ortsausgang,
ein Auto wird dich abholen.
Deine Gospozha
Während Oxana mit einem leicht gefüllten Koffer in Michails Wagen zum Flughafen gefahren wurde, hielt ein Auto am Ortsrand an und brachte Juri zu einem Date, bei dem er mit Svetlana das nachholen durfte, was Oxana ihm verwehrt hatte. Zwar wäre ihm dieses Erlebnis mit Oxana lieber gewesen, aber es war schließlich ihr Befehl und deshalb hatte er keine Schuldgefühle, sich von der sexuell erfahrenen und attraktiven Svetlana vernaschen zu lassen. Wenn er passiv sein und die Augen schließen konnte, erlaubte er sich allerdings, dabei an seine Gospozha zu denken. Vielleicht würde sein Traum noch in Erfüllung gehen, gleiches mit ihr zu tun.
7.
Am Flugplatz checkte Michail ein und legte dazu die Pässe und Visa vor. Nachdem sie die Bordkarten hatten und auf dem Weg zur Gangway waren, nahm Oxana ihm die Ausweise aus der Hand und schlug ihren auf.
„Oxana Michailowna Pablow?“
„Als Vater und Tochter wird man uns weniger Fragen stellen.“
„Ich schätze mal, der ist so echt wie ein Dreirubelschein.“
„Der ist so echt, wie aus der Moskauer Staatsdruckerei.“
„Nur, dass er noch nie in Moskau war.“
„Er wird das schon niemandem verraten.“
»Als wären die dreihunderttausend Rubel in dem doppelten Boden des Koffers nicht schon Problem genug«, dachte sie sich.
Doch bei der Ankunft in Zürich gab es keine Probleme. Dem pinkfarbenen Kinderkoffer mit den darauf abgebildeten weißen Einhörnern, den Michail ihr besorgt hatte, trauten die Schweizer Zöllner wohl keinen illegalen Inhalt zu.
Dank der Ortskenntnisse von Michail saßen sie schon nach wenigen Minuten in einem Taxi. Oxana war sich sicher, sie hätte allein aus diesem Irrsinn an Gängen und Abzweigungen nie herausgefunden. Obwohl das Hotel nur wenige Kilometer entfernt war, benötigten sie über eine Stunde, bevor das Taxi vor dem Baur Au Lac vorfuhr. Hatte Oxana in St. Petersburg geglaubt, die Unterkunft wäre nobel gewesen, merkte sie sofort: Das ließ sich noch steigern.
Michail ging zur Rezeption:
„Michail Jegorwitsch Pablow mit Tochter, ich habe reserviert.“
„Grüezi, Herr Pablow. Herzlich willkommen in Zuri. Es freut mich, Sie wieder einmal in unserem Haus begrüßen zu können.“
Die junge Dame winkte dezent. Nur Sekunden später erschien ein Mann in Livree.
„Die Deluxe River Suite ist für sie vorbereitet. Im Schlafzimmer wurde wie gewünscht ein zweites Bett aufgestellt“, sie lächelte Oxana an. „Für ihre Tochter, nehme ich an.“
„Mein Vater macht sich immer so viel Sorgen und möchte immer auf mich aufpassen“, meldete sich Oxana, schmiegte sich an seinen Arm und blickte ihn anhimmelnd an, wie es eine Tochter beim Vater tut.
„Bei einer so hübschen Tochter würde das bestimmt jeder Vater machen. Du sprichst aber ein gutes Deutsch.“
Oxana lag auf der Zunge und Sie ein komisches. Denn sie musste sich angesichts der witzigen Aussprache einiger Buchstaben beherrschen, um nicht loszulachen.
„Danke, mein Vater übt auch viel mit mir.“
Zwar war das viel etwas übertrieben, doch ansonsten das Erste halbwegs Wahre an diesem Tag, das sie von sich gegeben hatte. Während des Gesprächs verstaute der Page die Koffer auf einem Rollwagen und wartete, bis man Michail die Schlüsselkarten ausgehändigt hatte.
„Bitte folgen Sie mir“, sagte der Livrierte und setzte sich in Bewegung – den Wagen vor sich herschiebend.
Sie folgten ihm zu einem Aufzug und fuhren damit nach oben. Die Fahrt war so sanft, dass Oxana sich fragte, ob er sich überhaupt bewegte. In St. Petersburg war der Fahrstuhl noch gute sozialistische Wertarbeit, bei der man nicht nur jede Bewegung spürte, sondern auch hörte. Selbst die Teppiche auf den Fluren schluckten hier jeden Laut. Die kleinste Kleinigkeit zeigte, »billig« gab es nicht. Michail öffnete mit der Schlüsselkarte die Tür und der Livrierte fuhr die Koffer in die Suite. Michail holte die Brieftasche aus der Hose und suchte etwas.
„Das ist mir jetzt peinlich, ich habe nur noch D-Mark“, wobei er dem Pagen einen Zehnmarkschein entgegenhielt.
„Das macht nichts. Man muss den nur sofort umtauschen, solange er noch einen Wert hat.“
Dabei grinste er so offensichtlich, dass die Aussage als Scherz erkennbar war.
„Ihr Eidgenossen, mit eurem Stolz auf euren Fränkli“, lächelte Michail zurück.
Beide Männer schmunzelten, dann empfahl sich der Page und verließ das Zimmer. Michail drehte sich zu Oxana um, die mit weit geöffnetem Mund im Raum stand.
„Ist es für die gnädige Dame angemessen?“
„Ist akzeptabel“, grinste sie ihn an.
„Dann bin ich ja beruhigt“, lachte er zurück.
„Ist das nicht sehr teuer?“
„Zahlen meine Geschäftspartner. Das richtige Ambiente erleichtert oft die Geschäfte. Ich kann ja nicht über Millionengeschäfte verhandeln und auftreten wie ein Bettler.“
Das leuchtete ihr ein und sie nickte. Oxana untersuchte das Bad und das Schlafzimmer und freute sich schon auf ein späteres Schaumbad. Doch es war früher Nachmittag und Michail hatte bestimmt noch Pläne für den Tag.
„Was hast du für heute geplant?“
„Wir gehen jetzt zur Kantonalbank, richten dir ein Konto ein und ich brauche etwas Bargeld. Danach gehen wir etwas essen und ich zeige dir die Stadt.“
Oxana rieb sich den Bauch. „Gute Idee.“
„Hol dein Geld aus dem Koffer, dann können wir los.“
Fünf Minuten später verließen die beiden das Hotel. Oxana hatte erwartet, dass in einer großen Stadt der Weg zur Bank einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Deshalb war sie überrascht, als sie nach nur wenigen Schritten das Gebäude betraten. Auch hier sah es nicht aus, als wäre die Armut ausgebrochen. Sie fragte sich schon, ob in diesem Land alle Menschen reich waren. Ein Mann in einem teuren Anzug kam auf sie zu.
„Grüezi, Herr Pablow. Ich melde sie sofort bei Herrn Oppenhofer an. Darf ich Ihnen so lange einen Kaffee bringen, und eine Cola für die junge Dame?“
„Danke, sehr gerne.“
Der Mann führte die beiden zu einer gemütlichen Sitzgruppe, entfernte sich und kam wenige Minuten später mit den Getränken zurück.
„Eine hübsche Tochter haben Sie. Sie müssen sehr stolz auf sie sein!“
Oxana nahm einen Schluck und hätte diesen aufgrund von Michails Antwort fast durch den Raum geprustet.
„Oh ja, sie ist auch sehr wissbegierig und experimentiert viel.“
„Dann wird sie bestimmt einmal eine erfolgreiche Wissenschaftlerin und bei Cern arbeiten!“
Nachdem der Mann sich empfohlen hatte, tranken beide, sich gegenseitig angrinsend, die Getränke.
„Entschuldigung, dass Sie warten mussten, Herr Pablow.“
„Nicht schlimm, Herr Oppenhofer.“
„Möchten Sie an ihr Schließfach oder geht es um ihr Konto?“
„Ich müsste an mein Schließfach, Geld vom Konto abheben und ein Konto für meine Tochter eröffnen.“
„Selbstverständlich, das ist kein Problem. Gehen wir zuerst in den Tresorraum und danach in mein Büro.“
Michail nickte, leerte die Kaffeetasse und stand auf. Oxana tat es ihm gleich und folgte den Männern. Michail benötigte nicht lange, um einen Schweizer Pass, eine Kreditkarte und ein Päckchen aus dem Safe zu holen, dann gingen sie in das Büro des Bankdirektors.
„An welche Summe haben Sie denn für die Einrichtung des Kontos ihrer Tochter gedacht?“
Oxana griff in die Tasche und legte das Bündel Rubelscheine auf den Tisch. Der Direktor zählte die Scheine und sah auf.
„Da hat die Dame aber fleißig gespart!“
„Ja, meine Tochter ist in vielen Dingen fleißig“, dabei musste er ein Lachen unterdrücken.
„Ich fotografiere gerne und in meinem Dorf sind diese Bilder einigen viel wert.“
Michail fiel es schwer, ernst zu bleiben.
„Soll das Konto der Dame so strukturiert sein wie ihres, Herr Pablow?“
„Ja, nur Kontonummer und Geheimwort wären perfekt. Bieten Sie auch schon Onlinebanking an?“
„Natürlich. Wir haben weltweite Kunden, die nicht für jede Überweisung in die Schweiz kommen möchten. Wünschen Sie für das Konto ihrer Tochter auch ein Nebenkonto in Nassau?“
„Jetzt noch nicht, aber ich komme bestimmt irgendwann darauf zurück.“
Eine halbe Stunde später verließen die beiden die Bank und kaum fühlten sie sich unbeobachtet, fingen sie an zu lachen.
„Ob er geglaubt hat, wir wollen ihn veräppeln?“
„Möglich, aber wie soll man dabei ernst bleiben“, wischte sich Michail die Tränen aus dem Gesicht. „Hast du Appetit auf etwas Bestimmtes?“
„Es sollte satt machen, wir haben heute fast noch nichts gegessen. Was ist denn hier so ein landesübliches Essen?“
„Lass dich überraschen.“
Die beiden schlenderten durch die Straßen der Stadt und Oxana fiel auf, wie sauber es hier war. Auch das Gewässer, an dem sie entlang gingen, roch nicht so übel wie in St. Petersburg. Ganz im Gegenteil, es hatte den frischen Duft des Sees bei ihrem Dorf. Sie gelangten an eine Grünanlage, oberhalb derer auf einer Terrasse mehrere Tische und Stühle aufgebaut waren. Michail wählte einen nahe dem Geländer aus, von wo aus man einen guten Blick über den kleinen Park und den Brunnen hatte. Eine Minute später erschien ein Ober.
„Guete Obig. Was wünschen Sie zu bestellen?“
„Als Vorspeise zwei Nudelsuppen, dann zweimal Cordon Bleu mit Appenzeller und Rösti, einen Tomatensalat, ein Cesar Salad, als Dessert zwei gemischte Eisbecher mit Rahm und als Getränk einen Grauburgunder und eine Weißweinschorle.“
„Sehr gerne“, antwortete der Ober und entfernte sich.
„Und das ist eine typische Schweizer Mahlzeit?“, fragte Oxana nach dem ersten Bissen vom Cordon Bleu.
„In diesem kleinen Land gibt es mehr Käsesorten als Wodkamarken in Russland. Deshalb spielt Käse hier eine sehr große Rolle bei den Speisen. Zu später Stunde isst man hier Käsefondue oder Raclette.“
„Hört sich interessant an, werden wir das auch noch essen?“
„Das lässt sich bestimmt einrichten.“
„Fein. Was machen wir heute noch?“
„Wie ich dich kenne, möchtest du das schöne Bad genießen und ich muss mich mit jemanden treffen. Ich zeige dir noch etwas die Stadt und dann bringe ich dich zurück ins Hotel.“
„Worum geht es bei deinen Geschäften; ist das gefährlich für dich?“
„Ein bisschen Gefahr ist immer dabei, aber ich bin nur der Vermittler, es würde wenig Sinn ergeben, mir etwas anzutun.“
„Man könnte mir unangenehme Fragen stellen, wenn ich allein nach Russland zurückreisen müsste.“
„Mich rührt deine Selbstlosigkeit.“
„Mein Leben würde auch bestimmt langweiliger werden.“
„Dein Leben wird nie langweilig werden“, lachte er los.
„Ich müsste mich dann mehr mit meinen Forschungsexperimenten beschäftigen.“
„Dann sollte ich zum Wohl der Jungen im Dorf auf mich aufpassen.“
„Dabei gehe ich immer so fürsorglich mit ihnen um.“
Statt einer Antwort stützte Michail den Ellbogen auf den Tisch und vergrub die Stirn in die geöffnete Hand.
„Etwa nicht?“, fragte sie empört.
„Natürlich, wie mit einem dressierten Hund.“
„Genau, das ist doch das Ziel. Dass sie Männchen machen, wenn ich es sage.“
Michail blickte sie an. In den letzten Wochen waren ihre Hüften weiblicher geworden und die Brüste gewachsen. Sie verwandelte sich eindeutig in eine Frau. Dazu das Engelsgesicht. Oh ja, die Männer würden Männchen vor ihr machen. Wäre er ihr richtiger Vater, würde bald die Zeit anfangen, wo sie ihm echte Sorgen bereiten würde, weil die Jungen Schlange bei ihr stünden.
Nach dem Essen spazierten sie durch die Stadt, dann blieb Michail ohne Grund stehen.
„Bring uns zurück ins Hotel.“
Oxanas Augen leuchteten. Sie liebte die praktischen Übungen. Er wollte testen, wie gut ihre Orientierung war. Sie sah sich ein paar Sekunden um, dann bog sie zielstrebig in eine Seitenstraße ein. Michail folgte ihr mit drei Schritten Abstand, damit sie nicht an seiner Reaktion erkennen konnte, ob sie auf dem richtigen Weg war. Doch Oxana hatte einen Stadtplan des ihr inzwischen bekannten Teils der Stadt im Kopf erstellt und führt ihn auf dem kürzesten Weg zurück. Michail war stolz, welche Fortschritte sie machte. Er hatte erst vor wenigen Monaten mit der Ausbildung begonnen und hätte schon ohne Sorge mit ihr als Partnerin gearbeitet – ein Status, den beim KGB kein Frischling geschafft hatte.
„Hast du deine Schlüsselkarte dabei?“
Sie griff in die Tasche und wedelte mit der Karte.
„Warte nicht auf mich, es kann spät werden. Wenn du noch Hunger bekommst, bestelle etwas beim Zimmerservice.“
„Hallo Zimmerservice. Einen Hummer und ein halbes Dutzend Riesengarnelen dazu eine Knoblauchcrème mit schwarzem Trüffel und eine Flasche 59er Dom Pérignon bitte.“
Michail lachte laut los: „Eine gute Auswahl, aber erst nach dem Baden, sonst gehst du unter.“
„Keine Sorge, ich kann schwimmen“, erwiderte sie lachend.
Zurück in der Suite packte sie den Koffer aus und verstaute außer dem Nachthemd alles in einem der Schränke. Dann ließ sie ein Bad ein und schaute in die Minibar. Sie fand dort einen ausreichenden Vorrat an Cola, von denen sie zwei Flaschen mit ins Bad nahm. Nach dem Schaumbad trocknete sie sich ab und hüllte sich in den weichen weißen Bademantel mit dem Wappen des Hotels, der ihr viel zu lang war. Sie hatte Hunger – Zeit für den Zimmerservice. Neben dem Telefon lag eine Broschüre, in der alle Leistungen aufgeführt waren, die man ordern konnte. Bis zweiundzwanzig Uhr gab es kaum Beschränkungen, weshalb sie vermutete, dass man Essen außerhalb bestellen würde. Sie hatte noch nie Pizza gegessen, aber schon viel davon gehört. Zeit, das zu ändern. Dreißig Minuten später klopfte es und ein Page trat ein. Nachdem er die Pizza Hawaii serviert hatte, fragte ihn Oxana:
„Gibt es den auch in meiner Größe?“, dabei zupfte sie an dem Bademantel.
Der Page schaute sie schmunzelnd von oben bis unten an und sah, dass die Füße auf dem Mantelsaum standen.
„Bestimmt, ich schau mal.“
Sie hatte gerade angefangen zu essen, da klopfte es erneut. Der Page trat mit einem neuen Mantel über dem Arm herein.
„Probieren Sie diesen. Der müsste passen.“
Sie nahm den Bademantel und sagte in einem Tonfall, den Juri gut kannte:
„Los, umdrehen!“
Der Page blickte sie irritiert an, um sicherzugehen, dass es sich um ein vierzehnjähriges Mädchen und keine fünfundzwanzigjährige Domina handelte und drehte sich grinsend um.
Mit den Worten: „Ja, der passt viel besser“, drückte sie ihm den ersten Mantel in den Arm.
„Freut mich. Hat die Dame sonst noch einen Wunsch?“
„Nein, danke, alles bestens.“
Nachdem sie die Pizza mit großem Genuss verzehrt hatte, schaute sie sich im Fernseher den neuesten James-Bond-Film an und ging danach ins Bett.
Michail spazierte zum Hauptbahnhof und nahm den Zug nach Basel. In der Schweiz war der Zug das zuverlässigste Verkehrsmittel und viele Verbindungen verkehrten auch nachts. Neunzig Minuten, nachdem er das Hotel verlassen hatte, betrat er in der Basler Altstadt einen Sexclub. Der 38-jährige albanische Inhaber Eldi Luka begrüßte Michail und führte ihn in ein Hinterzimmer. Michail drehte das Radio lauter und setzt sich zu dem Mann an den Tisch.
„Warst du mit der letzten Lieferung zufrieden?“, fragte Michail.
„Alle Pferdchen laufen, ich kann nicht klagen. Was hast du dieses Mal für uns?“
„Die bestellten Friedensstifter liegen bereit. Habt ihr unser Nasenpuder?“
„Ist noch in Marseille. Wäre ein zu großes Risiko, es hier rein und wieder rauszuschaffen. Wo soll die Übergabe stattfinden?“
„Auf der Ostsee. Es gibt da einen kleinen Streifen internationales Gewässer. Soll unsere Lieferung an die gleiche Adresse wie die letzte gehen?“
„In die Nähe davon, ihr erfahrt die genaue Adresse, wenn die Ware im Land ist. Leider sind unsere Bullen nicht so kooperativ wie eure.“
„Ich muss die Qualität und Menge prüfen, bevor ich grünes Licht geben kann.“
„Verstehe ich. Bist du wieder in Zuri abgestiegen?“
„Ja, aber eine andere Suite. In der Deluxe River, ich bin nicht allein gekommen.“
Eldi feixte: „Hast du dir Unterhaltung mitgenommen? Die kannst du auch bei mir bekommen.“
„Nein, ich habe eine Schülerin und führe sie in die Praxis ein.“
„Das kann ich auch“, grinste er.
„Sie ist erst vierzehn und würde dir bei der erstbesten Gelegenheit das Herz rausschneiden, es in eine Pfanne schneiden, mit schwarzen Trüffeln garnieren und mit einem Bordeaux ablöschen.“
Eldi lachte, hielt dann aber inne, als er in Michails Gesicht las, dass dieser keinen Scherz gemacht hatte.
„Muss ja ein interessantes Herzchen sein.“
„Sie hätte beim KGB eine steile Karriere hingelegt. Mit der Gsch-18 führt sie mich regelmäßig vor. 178 Punkte ist ihr bester Wert. Nur eine Frage der Zeit, bis sie eine 180 schießt.“
„Aus 10 Meter?“
„Aus 25.“
Eldi ließ ein langgezogenes fuck entweichen. Nach fünf Sekunden fand er die Sprache wieder.
„Hört sich an, als wäre es klüger, sie auf unserer Seite zu wissen.“
„Da kannst du einen drauf lassen.“
„Ich muss ein paar Telefongespräche führen, damit man dich in Frankreich erwartet. Such dir ein Mädchen aus. Du kannst Zimmer 101 haben.“
„Die Blonde mit dem roten Höschen. Ich gehe schon einmal nach oben, sie soll in fünfzehn Minuten nachkommen.“
„Chantal ist eine gute Wahl. Sie wird kommen.“
„Sollte sie nicht dafür sorgen, dass ich komme?“
Eldi lachte: „Touché.“
Michail ging ins Zimmer und ließ Wasser in den Whirlpool laufen. Dann zog er sich aus, legte die Kleidung ordentlich über einen Stuhl und stieg in den Pool. Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür.
„Hallo, ich bin Chantal.“
Chantal war Anfang zwanzig und selbst mit hohen High Heels nicht größer als 1,70 Meter. Zwei fast perfekt runde D-Körbchen Halbkugeln prangten auf dem Brustkorb, die gegen Newtons Gesetze immun zu sein schienen. Michail vermutete, dass dabei nachgeholfen worden war. Der String bestand aus so wenig Stoff, ihm fiel sofort auf, dass sie depiliert war.
„Ich bin verspannt, massiere mich.“
Er setze sich so in den Pool, dass sie dafür ins Wasser steigen musste. Sie holte aus einem Schränkchen eine Flasche Öl, zog das Höschen aus und stieg zu ihm. Sie hatte sehr weiche, zarte Hände und ihre Berührungen erregten ihn schnell. Nach zehn Minuten Schulter- und Rückenmassage hockte sie sich auf seinen Schoß und fuhr mit der Massage an seiner Vorderseite fort. Als ihre Hände in tiefere Regionen vordrangen, setze Michail sich auf den Beckenrand.
„Mach dort mit dem Mund weiter.“
Ohne ein Kondom zu holen, nahm sie den Lustspender auf. Daher vermutete er, Eldi hatte sie informiert, dass er kein normaler Kunde war. Michail ergriff die Brüste und schloss die Augen. Nachdem sie seine Lust befreit hatte, fing er an, mit ihrem Körper zu spielen. Besonders die dicken, fleischigen Nippel hatten es ihm angetan. Ihr schien das zu gefallen, denn die Knospen wurden immer härter. Als das Wasser abkühlte, ergriff er ihre Pobacken und zog sie zu sich. Sie korrigierte geschickt mit der Hand und schon tauchte er in sie ein. Es war ein langer sanfter Ritt von ihr und führte bei beiden zu der angestrebten Befreiung. Anschließend unterhielten sie sich, wobei Michail Geschichten erzählte, die er sich für solche Abenteuer zurechtgelegt hatte. Schließlich hatte er beim KGB gelernt, dass man Frauen gerne zur Beschaffung von Informationen benutzte. Dort gab es die Spatzenschule, wo Mädchen vom Geheimdienst ausgebildet wurden. Nach einer einstündigen Pause trug er sie zum Bett, für eine dritte und letzte Runde.
Er zog sich an und ging zu Eldi. Dieser teilte ihm mit, dass er in drei Tagen nach Zürich kommen würde. Dann rief er ein Taxi. Michail erreichte kurz vor drei das Hotel, öffnete die Schlafzimmertür und dachte, so ein Biest. Natürlich lag Oxana in dem größeren, für ihn gedachten Bett. Er biss in den sauren Apfel, legte sich in das deutlich schmalere und schlief schnell ein.
Morgens um acht wachte Michail auf. Das andere Bett war leer, aber er wusste, wie leise Oxana sich bewegen konnte. Deshalb wunderte er sich nicht, dass er nicht aufgewacht war. Auf dem Weg ins Bad bemerkte er, sie hielt sich auch nicht in der Suite auf. Er vermutete sie beim Frühstücksbüfett, wo er sie, nachdem er eine Dusche genommen hatte, dann schließlich fand. Nach einem Blick über das Schlachtfeld auf dem Tisch fragte er sich, ob Kinder einen anderen Stoffwechsel haben als Erwachsene. Denn bei dem, was Oxana schon gegessen haben musste, hätte sie eigentlich wie eine Kugel aufgebläht unter dem Tisch liegen müssen. Trotzdem hatte sie noch die gleiche zierliche Figur wie immer.
„Guten Morgen Michail. Wie spät ist es geworden?“
„Gegen drei.“
Er formte mit den Händen die Silhouette seines Körpers nach und danach die viel Kleinere von Oxana.
„Nach welchen Kriterien hast du die Betten zugeordnet?“
„Du hast doch Mutter versprochen, auf mich aufzupassen. Da willst du doch bestimmt nicht, dass ich aus dem Bett falle, weil es zu schmal ist?“
„Und auf einem Teppich aufschlägst, der so dick und weich ist wie ein Luftkissen!“
„Und deshalb nicht aufwache und in den langen Fasern ersticke?“
Dabei sah sie ihn mit unschuldigen und hilflosen Augen an.
Michail gab auf, er konnte nicht gewinnen. Kopfschüttelnd ging er zum Buffet, suchte sich das Frühstück zusammen und setzte sich an den Tisch.
„Haben deine Geschäfte geklappt?“
„Ja, ich bekomme in drei Tagen Besuch. Anschließend müssen wir noch einen Abstecher nach Frankreich machen.“
„Heißt, wir haben zwei freie Tage? Hast du schon Pläne?“
„Heute fahren wir zum Bodensee, das wird dir gefallen und morgen müssen wir früh aufstehen.“
Sie blickte mit dem Croissant am Mund, wovon sie gerade abbeißen wollte, auf: „Warum?“
„Wir nehmen den Frühzug nach Mailand, um dich vernünftig einzukleiden.“
Ihre Augen fingen an, zu strahlen: „Hört sich aufregend an.“
Anscheinend war Kleidung einzukaufen ein weibliches Gen, das sich schon in jungen Jahren entfaltete. Nachdem sie das Frühstück beendet hatten, verließen sie das Hotel und fuhren mit dem Zug nach Kreuzlingen.
Auf dem Bahnsteig zog Michail einen Stadtplan aus seiner Jackentasche und reichte ihn Oxana.
„Du hast eine Minute. Danach gibst du ihn mir zurück.“
Sie nahm den Plan entgegen, sah zuerst nach der Uhrzeit und dem Sonnenstand, drehte sich Richtung Norden und blickte dann auf den Stadtplan. Genau dreiundfünfzig Sekunden später reichte sie ihm die Straßenkarte zurück.
„Führ mich zur Schiffsanlegestelle.“
Sie setzte sich in Bewegung und schon nach wenigen Minuten wusste er, dass sie auf dem kürzesten Weg das Ziel erreichen würden. Sich in einer fremden Stadt, nur anhand eines Stadtplans aus dem Gedächtnis zu orientieren, den man nur wenige Sekunden gesehen hatte, war Spionagekunst für Fortgeschrittene – für weit Fortgeschrittene. Michail war stolz und beeindruckt von seiner Schülerin. Er kaufte zwei Fahrkarten und Colas und setzte sich mit Oxana auf eine Bank am Wasser, um auf das Schiff zu warten. Bis es anlegte, erzählte er ihr alles, was er selbst über dieses Gewässer wusste. Er würde Oxana im Laufe des Tages abfragen, doch war er sich sicher, sie würde bei keiner Frage fehlen.
Das Schiff legte an. Sie reihten sich in die Schlange ein. Vor ihnen befand sich ein Mittfünfziger mit einer Frau Ende zwanzig.
„Finde bis zur nächsten Anlegestelle alles über den Mann heraus, was möglich ist.“
Oxana sah in freudestrahlend an und nickte. Michail suchte sich einen Platz, von wo er sie im Auge behalten konnte, während sie sich an die Fersen des Paares heftete. Als sie die Geldbörse des Mannes an sich nahm, wurde ihm etwas mulmig. Zwei Minuten später steckte sie die Börse wieder unbemerkt zurück und machte sich an der Handtasche der Frau zu schaffen. Oxana bewegte sich so unauffällig, dass die beiden Turteltauben das Mädchen nicht bemerkten, das jedes Wort des Gespräches im Kopf abspeicherte und wie ein Computer analysierte.
Auf Mainau gingen sie wieder von Bord. Während sie sich die schöne Botanik der Insel anschauten, fragte er seine Schülerin nach dem Mann.
„Walter Neumann, geboren am 24.11.1943 in Saarbrücken, wohnt jetzt in Trier, ist verheiratet und hat einen volljährigen Sohn. Er ist Abteilungsleiter einer Versicherung. Seine Begleitung heißt Evelyn Reuter, geboren 12.04.1969 in Mayen, wo sie immer noch wohnt. Ich habe zwar noch nie etwas von dem Dorf gehört, vermute aber aufgrund der Postleitzahl, dass es in der Nähe von Trier liegt. Sie ist in der gleichen Versicherung, aber in einer anderen Stadt als Sachbearbeiterin angestellt. Die beiden haben seit zwei Jahren eine Affäre. Er verspricht ihr, sich scheiden zu lassen, was ich ihm aber nicht glaube. Vermute, seine Frau hat Geld, das er dann verlieren würde. Er steht darauf, mit Handschellen ans Bett gefesselt und dann von ihr im Latexkostüm gekleidet ausgepeitscht zu werden. – Was sie heute Abend in einer Pension in Bregenz auch machen wollen. Seine Frau kann mit dieser Neigung nichts anfangen, warum er überhaupt Affären hat.“
Michail war darüber amüsiert, mit welcher emotionslosen Sachlichkeit sie über sehr intime und peinliche Sachen sprach. Aber er war auch beeindruckt, wie viel sie in der kurzen Zeit herausgefunden hatte. Am Nachmittag setzten sie nach Friedrichshafen über und besuchten das Zeppelinmuseum, wo Michail das Lehrprogramm fortsetzte. Vor der Rückfahrt kehrten sie in ein Raclette Restaurant ein, wo Oxana diese gemütliche Form des Speisens kennenlernte. Gegen dreiundzwanzig Uhr waren sie zurück im Hotel und gingen nach einer Tasse Tee ins Bett – wobei er wieder die Bettenwahl verlor.
Am nächsten Morgen klingelte um fünf Uhr das Telefon.
„Herr Pablow, Sie wollten geweckt werden.“
„Danke. Können sie zwei Frühstücksgedecke aufs Zimmer bringen?“
„Selbstverständlich. Können wir sonst noch etwas für Sie tun?“
„Zwei Zugfahrtkarten nach Mailand und Return für heute. Wir wollen den Frühzug nehmen.“
„Wird erledigt, die Karten werden in dreißig Minuten an der Rezeption bereitliegen. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag in Mailand.“
„Ich bedanke mich; werden wir bestimmt haben.“
Oxana sah ihn verschlafen an.
„Müssen wir schon aufstehen?“
„Ja, du kannst im Zug noch etwas schlafen, die Fahrt dauert vier Stunden.“
„Nein, wird schon gehen – wenn ich geduscht habe.“
Sie sprang im Satz aus dem Bett und rannte lachend an ihm vorbei.
„Erster.“
Michail musste grinsen. Der Göre sollte man mal den Hintern versohlen; nur hatte er Angst, sie würde sich mit etwas aus Leder revanchieren. Er tauschte seine Nachtwäsche gegen den Bademantel und wartete auf den Pagen mit dem Frühstück. Dieser war gerade dabei, das Essen zu servieren, als Oxana aus dem Bad kam.
„Guten Morgen junge Dame, gefällt Ihnen der neue Mantel?“
„Ja sitzt perfekt. Kann man die auch kaufen?“
„Natürlich. Was uns auch viel lieber ist, als wenn sie im Koffer versteckt herausgeschmuggelt werden.“
„So etwas tun Leute, die sich ein solches Zimmer leisten können?“ Ihr Erstaunen in der Stimme war nicht gespielt.
„Ja unglaublich, oder?“
An Michail gewandt fuhr sie fort: „Hast du Verständnis für so Kriminelle?“
Er musste sich auf die Lippe beißen:
„Nein, für solche Verbrecher habe ich kein Verständnis.“
Nachdem der Page das Zimmer verlassen hatte, lachten beide los. Dann ging Michail ins Bad, um zu duschen, während Oxana sich auf das Essen stürzte.
Zum Glück wusste er um die großzügigen Portionen, sodass noch genug für ihn übrig geblieben war, als er sich nach der Morgentoilette an den Tisch setzte.
Eine Stunde später saßen sie im Zug und verließen den Züricher Bahnhof. Neugierig schaute Oxana aus dem Fenster und verliebte sich in die Landschaft. Vieles erinnerte sie an die Heimat, nur die riesigen Wälder fehlten und Berge hatte sie noch nie so nah gesehen. Plötzlich wurde das Abteil erleuchtet und man fuhr in einen Tunnel. Nach ein paar Minuten schaute sie Michail an:
„Scheint ein längerer Tunnel zu sein.“
„Die Schweizer bohren gerne Löcher in Berge. Wir fahren gerade durch den Gotthardtunnel, der die Schweiz und Italien verbindet. Die Alpen lassen nur zwei Optionen zu, mittendurch oder oben drüber.“
„Hat bestimmt etwas gedauert, den zu graben? Wie lang ist er denn?“
„Bei Weitem nicht so lang, wie der neue Tunnel werden soll.“
„Wieso ein neuer Tunnel, der sieht doch noch gut aus?“
„Er ist immerhin schon hundertsechzehn Jahre alt und nach den heutigen Maßstäben nicht mehr sicher genug. Der Neue wird mit siebenundfünfzig Kilometer der längste Eisenbahntunnel der Welt und die Fahrt, die wir gerade machen, um über eine Stunde verkürzen.“
„Wow, wird bestimmt nicht billig?“
„Etwa siebenhundert Milliarden Rubel.“
Oxana war angesichts dieser gewaltigen Summe, die jenseits ihrer Vorstellung lag, sprachlos.
Die Landschaft veränderte sich hinter dem Tunnel. Weite Ebenen mit endlosen Ackerfeldern, durch die die Flüsse in Richtung Meer flossen. Ab und zu wurden sie von Ortschaften unterbrochen, die der Zug passierte. Dann verschwanden die Felder und wichen einer großen Stadt. Sie waren am Ziel angekommen. Kaum waren sie aus dem Zug ausgestiegen, fielen Oxana Unterschiede zu Zürich auf. Waren dort die Bewohner diszipliniert und unauffällig angezogen, herrschte hier ein gewisses Chaos und die Menschen legten viel Wert auf die äußere Erscheinung. Oxana hatte den Eindruck, als würden sie untereinander konkurrieren, wer am besten gekleidet war. Leute, die sich unterhielten, gestikulierten wild mit den Händen und Armen, als ob ihre Sprache nicht genug Wörter hätte, um die Inhalte der Gespräche zu übermitteln. Nachdem sie den Bahnhof verlassen hatten, steuerte Michail eine Cafeteria an.
„Wenn man in Italien ist, muss man auch einen Cappuccino trinken.“
Sie setzten sich an einen Tisch vor dem Café. Sofort stürmte ein Kellner herbei und überfiel sie mit einem Wörterschwall in einer Oxana unverständlichen Sprache. Er redete so schnell, dass sie glaubte, es wäre ein einziges sehr langes Wort. Mit seinen limitierten Italienisch-Kenntnissen bestellte Michail. Ein paar Minuten später stellte der Kellner zwei, mit einer weißen Haube versehene Tassen vor die beiden. Auf der Untertasse lag ein kleines eingeschweißtes Gebäck. Er packte das Plätzchen aus, zog es durch den Milchschaum und biss ein Stück ab. Oxana tat es ihm gleich.
„Was ist das?“
„Milch. Man schlägt mit hoher Geschwindigkeit Luft in die Milch, bis sie sich in einen festen Schaum verwandelt.“
„Hat das einen bestimmten Grund?“
„Man macht hier nicht nur einfach Kaffee, man kreiert ihn. Italiener legen viel Wert auf die optische Erscheinung – nicht nur bei sich, sondern bei allem.“
„Ja. Mir ist schon aufgefallen, dass hier alle sehr elegant gekleidet sind.“
Von zu Hause kannte sie Kaffee als starkes bitteres Gesöff, das nur mit viel Zucker genießbar war. Doch dieses Getränk hatte einen milden, aromatischen Geschmack und nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem heimischen Gebräu.
Im Anschluss eines Spaziergangs durch die Stadt gelangten sie an eine Straße, wo ein Bekleidungsgeschäft sich an das andere anschloss, unterbrochen von Schneidereien, wo die Kleidungen vor Ort nach Maß gefertigt wurden. Oxana hatte in der Kirche etwas vom Paradies gehört. Dieses musste das für Frauen sein. Zu ihrer Enttäuschung suchte Michail zuerst einen Schuster auf, in dessen Auslage nur Männerschuhe lagen. Er unterhielt sich länger mit dem Inhaber, dann vermaß dieser den Fuß des Kunden und sie diskutierten erneut. Vermutlich stritten sie um den Preis. Schließlich einigten sich die beiden und Oxana durfte endlich ihre Garderobe auffüllen gehen. Bald kam sich Michail vor, wie ein Packesel, angesichts der vielen Einkaufstüten. Trotzdem ging er am Abend noch einmal bei dem Schuster vorbei und holte die bestellten Schuhe ab. Der Taxifahrer, der die beiden zum Bahnhof bringen sollte, grinste mitfühlend, aufgrund der vielen Tragetaschen, die Michail in den Kofferraum stopfte. Er hatte auch eine Tochter und konnte nachempfinden, was der Mann hinter sich hatte. Auf dem Weg zum Bahnsteig trug Oxana die Tüten mit der wertvollsten Beute selbst. Es war ein elegantes ärmelloses Sommerkleid, ein paar Pumps in ihrer Augenfarbe und ein goldgelbes Satinnachthemd. Es war nicht wie viele Satinstoffe aus Baumwolle, sondern aus Seidenfäden gewebt und fühlte sich herrlich auf der Haut an. Michail war sich sicher, sie würde es heute Nacht tragen wollen.
Noch bevor der Zug die Schweiz erreichte, wurde es dunkel. Als sie kurz vor Mitternacht im Züricher Bahnhof einfuhren, war Oxana eingeschlafen. Michail sammelte die Tüten ein und hob Oxana vorsichtig in die Arme. Der Taxifahrer gab sich für die kurze Fahrt große Mühe, sanft zu fahren. So schaffte Michail es, seine Schülerin ins Bett zu legen, ohne dass sie aufwachte. Bevor er sich selbst in das breite Bett legte, streckte er ihr triumphierend die Zunge heraus. Heute hatte er die Bettenwahl gewonnen.
Am Morgen wachte er von knisternden Einkaufstüten auf. Er schlug die Augen auf und sah Oxana in dem neuen Sommerkleid vor dem Spiegel posieren. Dieser spontane Wechsel zwischen Kind und Frau bei ihr amüsierte ihn. Es erinnerte Michail gleichzeitig schmerzhaft daran, keine eigene Tochter zu haben, bei der er die komplette Entwicklung vom Baby bis zur Frau hätte verfolgen können. Er fragte sich, ob er dieses Versäumnis mit Svetlana nachholen könnte. Vielleicht in zwei Jahren, wenn ihr Bruder volljährig war und sie diese Verpflichtung nicht mehr hätte. Dann wäre auch ihre Ausbildung beendet und sie nicht länger finanziell von ihm abhängig. Etwa zu dem Zeitpunkt würde Oxana ebenfalls das Dorf verlassen. Dadurch könnten sie, frei von sonstigen Bindungen, entscheiden, ob sie aus der heimlichen Affäre eine offizielle Beziehung machen und eine Familie gründen wollten. Damit Oxana nicht bemerkte, dass er wach war, beobachtete er weiter die Modenschau. Sie zog das Kleid aus, unter dem sie nackt war, um es in den Schrank zu hängen. Als er sie kennenlernte, hatte sie nichts Frauliches an sich gehabt. Jetzt konnte man fast täglich erkennen, wie sie immer deutlichere weibliche Attribute bekam. In wenigen Monaten würde Oxana von erwachsenen Männern mit sexuellen Hintergedanken angeschaut werden. Noch waren die Brüste mehr süß als erotisch, doch die Hüften und der Po waren schon jetzt eher fraulich. Er fand es als Mann aufregend, diesen Wandel beobachten zu können. Bei Jungen, wie er mal einer gewesen war, findet die Phase des Lebens ohne solch offensichtlichen körperlichen Veränderungen statt. Mädchen sehen fast täglich im Spiegel ihre Verwandlung zur Frau. War das der Grund dafür, dass die Damenwelt mehr Wert auf das Äußeres legte und sie von Männern ebenfalls meistens nach der Optik ausgewählt wurden?
Nun probierte sie die neuen Seidenstrümpfe an. Er musste zugeben, auch diese Handlung war inzwischen viel weiblicher als auf dem Video mit Juri, das nur wenige Wochen zuvor gedreht worden war. Entwickelte sich diese Fähigkeit synchron zur Verwandlung des Körpers? Bei jeder anderen Frau oder auch Mädchen hätte ihn dieses erotische An- und Ausziehen erregt, doch anscheinend war Oxana für ihn inzwischen so sehr eine Tochter, dass etwas in ihm dieses Gefühl nicht zuließ.
Auf ihrem Bett türmten sich die leeren Tüten und er fragte sich, wie viel von der Modenschau er verschlafen hatte.
„Passt alles?“
Oxana drehte sich überrascht zu ihm um.
„Oh, du bist schon wach. Ja, fragt sich nur wie lange, bei mir wird ja jeden Tag alles größer. Danke für den schönen Tag.“
„Gerne geschehen, brauchte eh ein Paar neue Schuhe und in meiner Begleitung solltest du auch angemessen gekleidet sein.“
„Hmmm, heißt das, ich darf dich bei deinen Geschäften begleiten?“
„Wenn du glaubst dazu noch nicht bereit zu sein, kannst du auch gerne im Schlafzimmer warten oder solange in die Sauna gehen.“
„Welche Rolle hast du mir denn zugedacht?“
„Ich habe deine Schießkünste anklingen lassen. Du wirst meine Bodyguard sein.“
„Bewaffnet?“
„Natürlich“, er ging zu seinem Koffer und holte eine Waffe und ein Holster heraus, „ohne hätte ich deine Schießkünste nicht zu erwähnen brauchen.“
Er gab ihr die ungeladene Pistole, woraufhin sie diese bewundernd anschaute.
„Schicke Knarre“, in wenigen Sekunden zerlegte sie die Waffe und setzte sie wieder zusammen.
„Gut verarbeitet. Was ist das für eine?“
„9 mm Glock“, dabei reicht er ihr das Magazin.
Als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, führte sie es ein, lud die Waffe durch und machte Zielübungen.
„Liegt gut in der Hand. Die ist besser ausbalanciert als die in der Hütte.“
„Bei so etwas sind die Schweizer genauso gut wie bei Geldgeschäften – und Uhren.“
„Bekomme ich auch eine Schweizer Uhr?“, ihre Augen fingen an zu leuchten.
„Zu einer Dame wie dir, passt eine französische Marke besser.“
Sie sah ihn mit großen Augen an.
„Da wollten wir doch auch noch hin, hast du gesagt“, die letzten drei Worte sagte sie mit dem bettelnden Unterton von kleinen Mädchen, die ein Eis möchten und hätten auch bitte, bitte, bitte lauten können.
Michail musste loslachen: „Ja, da fahren wir noch hin!“
„Toll, ich kann es kaum erwarten.“
Hatte er sie wenige Minuten zuvor als Frau erlebt, war sie nun wieder wie ein kleines Mädchen, das sich auf einen Jahrmarktbesuch freute.
Sie besichtigten am Vormittag die Stadt, bis sie zur Mittagsstunde in einem Café eine Rast machten. Nach einem heißen Getränk und einem Stück Gebäck gingen sie weiter und kamen dabei über eine Brücke. Sie schauten sich von dort die Menschen darunter im Park und die Schwäne auf dem See an. Plötzlich sagte Michail:
„Siehst du den Mann mit dem braunen Mantel?“
„Natürlich. Was ist mit ihm?“
„Verfolge ihn, ohne dass er etwas bemerkt.“
Es gab keinen direkten Weg hinunter, deshalb überlegte sie einen Moment, in dem sie den im Gehirn gespeicherten Stadtplan abrief; dann ging sie zügig los. Michail folgte mit etwas Abstand, mit jedem Schritt stolzer, dass sie genau so handelte, wie er es getan hätte. Obwohl sie den Mann nicht im Auge behalten konnte, bog sie nur zwölf Minuten später um eine Ecke und folgte ihm nun in sicherer Entfernung. Michail schloss zu ihr auf.
„Woher wusstest du, dass er diesen Weg nehmen würde?“, fragte er.
„Seine Kleidung. Die einzige frühere Abzweigung hätte ihn in ein Bankenviertel geführt. In dieser Stadt geht kein Mann dorthin, ohne einen Anzug und Krawatte zu tragen.“
Er streichelte ihr sanft übers Haar.
„Du wärst der Stolz des KGB gewesen.“
Glücklich über die Anerkennung sah sie zu ihm auf und lächelte.
„Du bist stolz darauf, beim KGB gewesen zu sein?“
„Wir waren der beste Geheimdienst der Welt.“
„Aber die CIA, waren die nicht auch gut?“
„Gut ja, aber nicht so gut wie wir. Doch sie konnten lockerer mit Geld umgehen als wir, das ermöglichte ihnen, den Rückstand etwas auszugleichen. Wenn überhaupt jemand uns das Wasser reichen konnte, dann war es der Mossad. Aber die waren viel kleiner und nicht so breit aufgestellt wie wir.“
„Das heißt, ich lerne vom Besten der Besten.“
Michail lachte auf: „Ob ich der Beste war, weiß ich nicht. Aber ich war gut – bin ich hoffentlich immer noch.“
„Wahrscheinlich der Zweitbeste – nach mir.“
„Du freches Biest“, sagte er lachend und versuchte, sie zu fangen.
Doch sie war darauf vorbereitet und schon außerhalb seiner Reichweite.
Lachend erwiderte sie: „Für Platz 1 bist du zu langsam“, und streckte ihm die Zunge raus.
Ein paar Sekunden lang versuchte er, Oxana zu fangen, doch sie war zu flink und hatte zu viele Fluchtmöglichkeiten.
Zwei Stunden später kamen sie am Hotel an. Sie aßen zu Mittag, bevor sie in die Suite gingen. Dort suchte Michail ihr das passende Kostüm heraus und zog sich selbst um. Als beide damit fertig waren, half er ihr, das Holster anzulegen und die Gurte so auf ihre Größe einzustellen, bis es perfekt saß. Sie übte ein paar Mal die Waffe zu ziehen und dabei zu entsichern. Dann zeigte sie ihm den erhobenen Daumen. Sie zog einen Bolero über, der die Pistole und vor allem die Lederriemen des Holsters bedeckte. Sie drehte sich vor ihm. Michail nickte ihr zu und nahm das Telefon in die Hand. Er teilte der Rezeption mit, dass er Besuch erwarten würde und bat, diesen in die Suite zu führen. Des Weiteren bestellte er Snacks und Getränke, die serviert werden sollten, wenn die Gäste eingetroffen wäre.
Die beiden überbrückten die Zeit damit, dass er sie instruierte, wie sie sich zu verhalten hätte. Er erwartete keine Schwierigkeiten; genau das richtige Szenario, um einen Anfänger einzuarbeiten. Dann klingelte das Telefon und man kündigte den Besuch an. Eine Minute später klopfte es. Ein Page führte die Gäste in die Suite, während ein zweiter einen Servicewagen in das Zimmer schob. Kaum hatten sie den Raum wieder verlassen, öffnete Oxana den Bolero und klemmte den Kragen, in der Gestik eines Revolverhelden aus einem Western, unter dem Gurt des Holsters fest. Wie die geschrumpfte Ausgabe eines Türstehers stellte sie sich innen vor die Zimmertür und beobachtete mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck die Männer, die am Tisch Platz nahmen. Bevor sich Michail zu den Gästen setzte, schaltete er den Fernseher ein und suchte den Sender MTV. Er glaubte zwar hier nicht an Wanzen, hatte er doch jeden Tag die Räume untersucht, aber wäre es nicht professionell, sich darauf zu verlassen. Eldi kannte er und zwei der Gäste hatte er schon früher gesehen. Nur der Dritte war ihm unbekannt, was Eldi sofort korrigierte und diesen als »Clément, ihren Mann in Marseille« vorstellte. Es war also die Person, die er in Frankreich treffen würde. Clément war einer der Gründe für diese Zusammenkunft. Denn Michail sollte ihn zu Gesicht bekommen und nicht vor Ort in die Falle eines verdeckten Ermittlers laufen. Natürlich war Oxana schnell einer der Gesprächsstoffe, passte sie so gar nicht in diese Gesellschaft. Als die Männer hörten, zu welchen Leistungen sie mit einer Pistole fähig war, erntete Oxana anerkennende Blicke. Schließlich wandte man sich Geschäftlichem zu und Michail reichte Eldi eine Liste mit den Waffen, die seine Freunde liefern würden. Dieser studierte diese und nickte dem Franzosen zu. Der holte daraufhin ein Tütchen aus der Tasche und gab dieses Michail. Der nahm ein Prüfset aus der Jackentasche und füllte den Inhalt des Tütchens in das Röhrchen. Dann knickte und schüttelte er das Set. Sofort verfärbte sich die Flüssigkeit darin blau, woraufhin er ebenfalls zufrieden nickte. Er fragte, wann er die Ware sehen könnte. Daraufhin nannte der Franzose ihm Ort und Zeitpunkt. Vierzig Minuten nach dem Erscheinen verabschiedeten sich die Männer und verließen die Suite.
„Die zwei, die vorne saßen, hatten ebenfalls eine Waffe!“
„Gutes Auge, ich habe es auch gesehen. Sie sind sowas wie Eldis Bodyguards und haben sonst nichts mit dem Geschäft zu tun.“
„Soll ich bei dem Treffen in Frankreich auch eine Waffe tragen?“
„Ja, aber versteckter, ich werde dort auch eine tragen. Ich habe noch eine 22er mit, die passt in das Handtäschchen, das du dir in Mailand gekauft hast.“
„Wie kommen wir dorthin?“
„Mit dem Zug. In Europa gibt es kaum Grenzkontrollen und aus der Schweiz kommend sucht man höchstens nach Bargeld.“
Er erklärte den Grund dafür.
„Wann müssen wir los und wie lange fahren wir?“
„Wir fahren übermorgen am Vormittag. Die Fahrt dauert zehn Stunden, weshalb wir erst am Abend ankommen werden. Wir übernachten dort im Hotel, erledigen am nächsten Tag das Geschäftliche und fahren dann nach Paris. Dort machen wir noch ein paar Tage Urlaub und fliegen dann zurück nach Hause.“
„Was passiert mit den Waffen? Die willst du doch wohl nicht mit zurücknehmen?“
„Ich werde in Paris einen Kumpel treffen, der bringt die zurück nach Zürich.“
„Alles durchorganisiert?“
„Sind doch keine Stümper.“
„Habe ich auch nie behauptet. – Nur nicht mehr die schnellsten“, warf sie lachend hinterher und rannte ins Schlafzimmer.
„Na warte, du Frechdachs.“
In der Suite waren die Fluchtmöglichkeiten beschränkt und eine Minute später warf Michail sie auf ein Bett und kitzelte sie so lange, bis sie sich ergab und um Gnade bat.
Es war zu früh für ein Abendessen und die Sonne schien. Deshalb wollten die zwei noch einmal das Hotel verlassen. Auf dem Weg hinaus hielten sie an der Rezeption und Michail informierte die Dame dort über seine Reisepläne. Als sie nach einem Spaziergang zurückkehrten, winkte sie ihn zu sich und überreichte ihm die Fahrkarten und Hotelbuchungen. Er bedankte sich mit einem großzügigen Trinkgeld, gab noch eine Bestellung auf und ging mit Oxana zurück in die Suite. Nachdem das Hotel das bestellte Käsefondue serviert hatte, sahen sie sich einen Film an, bevor sie sich schlafen legten.
Am folgenden Tag fuhren sie im Anschluss des Frühstückes mit dem Zug nach Pfäffikon.
Sie spazierten gemütlich durch das Örtchen und kauften sich dann im Seedamm Center Badekleidung. Bis zum späten Nachmittag verbrachten sie im angeschlossenen Alpamare Spaßbad. Vor allem die Wasserrutschen gefielen Oxana, wo sie sich austobte, bis sie Michail beim Sonnenbaden Gesellschaft leistete. Auf der Rückfahrt besuchten sie im Sihlcity Einkaufszentrum den Mediamarkt und kauften ein paar Sachen für Oxanas Computer, die in Russland schwer zu bekommen waren. Von dort fuhren sie zurück ins Hotel und packen die Koffer.
Nach dem Frühstück holten sie das Reiseproviantpäckchen von der Rezeption ab und checkten aus. Im Bahnhof kaufte Michail, der selbst für das Vorhaben ausreichend Französisch beherrschte, ein Wörterbuch sowie eine Zeitung in dieser Sprache und gab beides Oxana als Reiselektüre. Sich selbst kaufte er einen Roman. Obwohl sie von der Landschaft abgelenkt wurde, wechselte sie noch, bevor der Zug die Schweiz verließ, mit Michail die ersten französischen Sätze. Als sie am Abend im Bahnhof von Marseille einfuhren, führten die beiden schon einfachere Gespräche. Das Hotel war um einige Preisklassen niedriger angesiedelt als in Zürich, doch für eine Übernachtung akzeptabel.
Gegen Mittag fuhren sie mit dem Taxi ins Hafengebiet. Oxana hatte das Kostüm an, das sie schon bei dem Treffen in Zürich getragen hatte. Dazu trug sie eine Handtasche, in der sie die 22er verstaute. Michail hatte einen Anzug an und versteckte die Glock hinten im Hosenbund. Doch die Vorsichtsmaßnahmen waren überflüssig. Am vereinbarten Café trafen sie den Mann aus dem Hotel. Er führte sie auf ein Boot und zeigte Michail die Ware. Nachdem er drei der Drogenbeutel geprüft hatte, umwickelte er alle mit einem Klebeband und beschriftete sie. Neben der erkennbaren Schrift mit einem Eddingstift markierte er heimlich jeden Beutel mittels eines Spezialstifts mit einem unsichtbaren Zeichen, das nur unter Schwarzlicht sichtbar wurde. Bevor man sich verabschiedete, gab er dem Franzosen einen Zettel mit den Koordinaten und einem Zeitpunkt. Während der ganzen Aktion stand Oxana unauffällig Schmiere und achtete darauf, dass niemand das Boot betrat. Kaum hatten sie den Kai verlassen, legte es ab. Sie fuhren zurück ins Hotel, holten die Koffer und bestiegen den Zug nach Paris. Oxana staunte die Fahrt über, mit welcher Geschwindigkeit der Zug durch die Landschaft schnitt und fragte sich, warum, angesichts der Entfernungen, solche Züge nicht in Russland verkehrten. Nach dem Einchecken ins Hotel genossen sie dort ein siebengängiges Menü. Erschöpft und müde fiel Oxana, kaum in der Suite, ins Bett und schlief ein.
Als sie aufwachte, wunderte sie sich zuerst über das Fehlen von Michails leisem Schnarchen. Mit dem neuen Nachthemd bekleidet kletterte sie aus dem Bett, öffnete die Tür und sah sich im Zimmer um, das sie am Vorabend aufgrund der Müdigkeit nur vage wahrgenommen hatte. Zur Linken verriet die elektronische Verriegelung, dass es sich um die Außentür der Suite handelte. Voraus war Michails Schlafzimmer. In dem Hauptraum stand ein Konferenztisch mit sechs Stühlen und etwas abseits davon eine Couchecke. Sie schritt ins Zimmer und sah gegenüber der Couch eine weitere Tür sowie noch eine, die hinauszuführen schien. Sie ging zu der Ersten und öffnete sie. Ein Bad, ähnlich vornehm wie in der Schweiz, kam zum Vorschein. Ihre Neugierde ließ sie dieses vorerst ignorieren und die Tür nach draußen öffnen. Sie trat auf einen Balkon mit einem kleinen Esstisch und zwei Stühlen. Er war von einem schmiedeeisernen Gitter begrenzt, das einen freien Blick über Paris erlaubte. Etwa zwölf Meter darunter quetschten sich Autos durch die Straßen. In dieser Stadt schien es keine Verkehrsregeln zu geben – zumindest konnte Oxana solche in dem Verhalten der Fahrer nicht erkennen. Über dem gegenüberliegenden Haus ragte ein stählender Turm in den Himmel. Plötzlich schreckte sie auf, weil sich ein Körper von hinten an ihren legte und Arme sie sanft umschlossen.
„Bewunderst du den Eiffelturm?“
Oxana ärgerte sich, so abgelenkt gewesen zu sein, dass sie Michail nicht gehört hatte.
„Der Anblick ist schon beeindruckend.“
„Wollen wir auf dem Balkon frühstücken?“
„Das wäre toll.“
Während er das Frühstück bestellte, verschwand Oxana im Bad. Dieses stand schon angerichtet auf dem Balkon, als sie es wieder verließ und Michail es aufsuchte. Waren es in der Schweiz noch Hartkäsesorten, die inflationär angeboten wurden, wollte dieses Land wohl jedem zeigen, dass es ebenso viele Weich- und Frischkäsesorten gab. Allein von der dargebotenen Käseplatte wäre eine halbe Kompanie satt geworden. Sie hatte schon fast das erste Baguette verbraucht und trotzdem nicht einmal die Hälfte der angebotenen Sorten probiert. Grinsend schaute Michail über das Schlachtfeld, als er frisch geduscht und rasiert den Balkon betrat und sich eine Tasse Kaffee einschenkte.
„Schmeckt es?“, fragte er mehr rhetorisch.
„Der Hunger treibt's rein.“
Ihre Blicke trafen sich, dann lachten beide los.
Es klopfte und ein Page brachte Michail einen Teller mit zwei Scheiben geröstetem Brot, Speck und Spiegeleiern. Oxana warf einen skeptischen Blick über das Gedeck.
„Du wirst noch mit verstopften Adern krepieren“, kommentierte sie vorwurfsvoll.
„Du bist nicht meine Frau. Es schmeckt mir halt. Basta.“
„Mach ruhig Svetlana zur Witwe, bevor du sie überhaupt geheiratet hast.“
Er verschluckte sich und musste husten.
„Du vorlaute Göre, gleich setzt es was.“
„Mit dieser Ernährung wirst du mich nie fangen“, dabei streckte sie die Zunge heraus.
„Woher weißt du das von mir und Svetlana eigentlich?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du weiblichen Versuchungen abgeneigt bist. Dazu blickst du zu oft Röcken hinterher. Bei mir hast du nie etwas in diese Richtung unternommen, also muss es eine Frau in deinem Leben geben. Viel Zeit kannst du mit ihr nicht verbringen, wenn ich bedenke, wie oft wir zusammen sind. Da bleibt eigentlich nur deine Haushaltshilfe übrig.“
Er war beeindruckt, wie sie aus wenigen Fakten eine präzise Analyse anfertigte.
„Mal schauen, ob sie überhaupt noch etwas von dir will – nach dem Abenteuer mit meinem Sklaven.“
Hastig ergriff er eine Serviette und hustete.
Mit Tränen in den Augen erwiderte er: „Wir hätten eine Kamera in dem Zimmer verstecken sollen.“
„Sei ehrlich, du liebst sie. Wäre es da nicht komisch, sie beim Sex mit einem anderen zu sehen?“
„Ich bin auch nicht monogam und sie macht es ja nicht hinter meinem Rücken.“
„So wie du!“
„Frechdachs“, er wischte lachend mit der Hand durch ihre Haare.
Nachdem sie zu Ende gefrühstückt hatten, zogen sie sich um und besichtigten die Stadt. Natürlich gehörte dazu ein Ausflug auf den Eiffelturm. Oxana, die nie zuvor auf einem so hohen Gebäude war, konnte sich an dem Ausblick nicht sattsehen. Nach über drei Stunden musste Michail sie fast vom Turm zerren, damit er ihr bei einem Juwelier noch eine goldene Armbanduhr von Cartier kaufen konnte. Die Kreditkarte der Geschäftsfreunde räumte ihm ein großzügiges Limit für Spesen ein. Das Geschäft, das er für sie organisiert hatte, würde ein paar Millionen einbringen, welche Rolle spielten da schon zwanzigtausend Franken. Doch auch wenn er die Uhr selbst bezahlt hätte, wären die strahlenden Augen des Schützlings jeden Rappen wert gewesen.
Beim Besuch des Louvres am nächsten Tag, blickte Oxana häufiger auf das linke Handgelenk als auf die Kunstwerke. Am letzten Tag in Paris entführte Michail sie ins Disneyland. Für Oxana war es, wie ein Ausflug auf einen fremden Planeten. Diese beiden Tage verbrachten sie fast wie Vater und Tochter. Das Erlebnis steigerte seinen Wunsch nach eigenen Kindern.
Am nächsten Morgen packten sie und verließen das Hotel. In der Lounge saß ein Mann, der genau im richtigen Moment aufstand, um von Michail angerempelt zu werden. Entschuldigungen wurden ausgetauscht, dann entfernten sie sich in verschiedene Richtungen. Nicht einmal Oxana hatte die Übergabe des Päckchens mitbekommen, in dem sich die Pistolen und der falsche Pass mit der Kreditkarte befanden. In achtundvierzig Stunden würde sich alles wieder im Züricher Bankschließfach befinden und der Kurier, den Michail als Boris kannte, von seiner Frankfurter Wohnung aus die Waffenlieferung in die Schweiz organisieren, die Michail gerade in die Wege geleitet hatte. Boris Spezialität war es, jede grüne Grenze in Europa zu kennen. Außerdem hatte er in fast allen Ländern Zöllner auf der Lohnliste, die ihm Tipps gaben, wo Kontrollen durchgeführt wurden.
8.
Auch dieses Mal gab es keine Probleme am Flughafen. Es war schon später Abend, als sie in Irkutsk das Flugzeug verließen. Michail fuhr in einen Sexclub, der den Geschäftsfreunden gehörte. Dort wurde er schon von Nikolaj, dem Bezirksleiter Süd-Sibiriens und anderen Kumpeln erwartet.
„Priwét Mischa.“ Die Männer küssten sich gegenseitig auf die Wangen. „Hat alles geklappt?“
„Lief alles perfekt. Aufgrund meiner Begleitung wurde ich nicht einmal kontrolliert“, er schwenkte den Arm in Richtung seiner Schülerin, „darf ich dir Oxana vorstellen!“
Zu ihr gewandt: „Das ist Kolja, mein Freund und ehemaliger Vorgesetzter.“ „Noch ein Spion? Bei dem Umgang kann aus mir ja keine brave gesetzestreue Bürgerin werden“, dabei ließ sie die Schultern hängen, als würde ihr Weltbild gerade zusammenstürzen.
Dann wandte sie sich zu dem Mann, der etwa zehn Jahre älter als Michail war:
„Priwét Nikolaj.“
Als fremdes, kleines Mädchen stand es ihr nicht zu, ihn mit dem Kosenamen anzusprechen, wie Michail es getan hatte. Auch diesen hätte sie aus Respekt nie unaufgefordert Mischa gerufen.
Alle Anwesenden lachten.
„Mischa, die Kleine ist ja ein Herzchen. Ich fange an, deine Geschichten über sie zu glauben.“
Oxana stützte die Hände auf die Hüfte und baute sich mit einem empörten Gesichtsausdruck vor Michail auf: „Petze!“ Dann drehte sie sich zu Nikolaj um. „Glaub ihm kein Wort oder würde so etwas ein braves kleines Mädchen machen?“
Das Lachen, das gerade am Verebben war, schallte erneut auf.
„Du hast wirklich einen Jungen entführt und zu deinem Sklaven abgerichtet?“
„Wer weiß, wann man einen braucht. Möchte sich einer von euch bewerben?“
Jetzt übertönte das Lachen der Männer die Musik.
„Ich muss dich bei Gelegenheit mal Maria vorstellen. Mit der Peitsche reicht ihr niemand das Wasser. Ihr werdet euch prima verstehen.“
Plötzlich tippte Roman von hinten auf ihre Schulter.
„Mischa erzählt tolle Geschichten von deinen Schießkünsten. Wie wäre es mit einem Wettkampf?“
„Würdest du vor deinen Kumpeln nicht ziemlich blöd dastehen, wenn ein kleines Mädchen mit dir den Boden aufwischt?“, dabei blickte sie dem Mann selbstbewusst und siegessicher in die Augen.
Er stutzte, doch die Kumpel krümmten sich inzwischen vor Lachen.
„Zehntausend auf die Kleine!“, rief jemand in den Raum und weitere Einsätze folgten.
Lächelnd registrierte sie, dass Michail die höchste Wette auf sie abgab.
„Selbst deine Kumpel wissen, wer gewinnen wird“, dabei schaute sie ihn provozierend an.
Unter stichelnden Zwischenrufen wurden die beiden in den Keller geführt, wo sich ein Schießstand befand.
Als Nikolaj ihr eine Waffe reichte, fragte sie ihn: „Hab ich einen Probeschuss, ich muss sie einschießen?“
Er nickte, nahm sie zurück, lud sie durch, füllte eine weitere Patrone in das Magazin und schob es wieder in die Pistole. Sie ergriff die Knarre und schritt zum Schießstand. Ohne Vorwarnung legte sie an und schoss. Sie erschrak von dem lauten Knall, hatte sie bisher doch nur im Freien geschossen. Trotzdem traf sie mittig die auf einem der äußeren Ringe geschriebene 5 – auf die sie gezielt hatte. Wie geplant, steigerte dieser scheinbare Fehlschuss das Selbstbewusstsein des Herausforderers.
„Was ist der Einsatz?“, fragte sie Roman.
Nach diesem schlechten Schuss fühlte er sich siegessicher.
„Wenn ich gewinne, musst du bis zu deinem achtzehnten Geburtstag mit mir ein Wochenende im Bett verbringen.“
„Hoffe, es ist groß genug, sonst wird das unbequem, wenn ich dich vorher darauf gefesselt habe.“
Das Lachen der Kumpel verwandelte sich in ein Gegacker.
„Und was, wenn ich gewinne?“
„Was stellst du dir vor?“
„Du schuldest mir einen Gefallen, den ich irgendwann einfordern werde.“
Sie reichten sich die Hände und schlugen ein. Dann marschierten sie zum Schießstand, Oxana links und Roman rechts. Sie steckten sich Stöpsel in die Ohren und legten an. Keine Minute später hatten beide das Magazin leer geschossen. Die anderen im Raum nahmen die Hände wieder von den Ohren. Nikolaj trat zu ihnen und zog Romans Scheibe zu sich.
„174 Ringe, das ist schwer zu schlagen.“
Er zog Oxanas Zielscheibe nach vorn und noch, bevor sie diese direkt vor Augen hatte, sahen alle drei das klaffende Loch in der 10. Nur zwei Treffer waren in der 9. Zwar konnte er die Einschüsse in der 10 nicht zählen, aber Nikolaj zweifelte daran, dass sie die Scheibe auch nur einmal komplett verfehlt hatte.
„Würde ich es nicht sehen, würde ich es nicht glauben: 178 Ringe.“
Provozierend blickte Oxana die anderen Männer an: „Traut sich noch jemand?“
Augenblicklich war es still im Raum, nur vereinzelt „Nein, muss nicht sein“, war leise zu hören. Dann fing der Erste an zu klatschen und die anderen fielen in den Applaus ein. Oxana spürte Hitze im Kopf aufsteigen, die die Wangen rötete.
„Mit der Kleinen legt man sich besser nicht an“, rief einer und die Kumpel stimmten ihm zu.
Roman reichte ihr die Hand: „Schade, wäre bestimmt ein aufregendes Wochenende geworden. Gut geschossen.“
Sie nahm den Handschlag an und erwiderte: „Warst aber auch nicht schlecht, für Michail hätte es gereicht. Frag ihn mal, vielleicht lässt er sich auf den gleichen Wetteinsatz ein.“ Dabei lächelte sie ihn schelmisch an.
„Du bist ganz schön frech für dein Alter!“ Er konnte jedoch nicht anders, als mitzugrinsen. „An was für einen Gefallen hast du gedacht?“
„Es wird bestimmt mal etwas geben, um das ich Michail nicht bitten möchte.“
Dabei betrachtete sie den Gegner genauer. Er war um die dreißig, ein paar Zentimeter kleiner als Michail, aber kräftiger. Auf dem rechten Arm war ein Tattoo – eine Faust, die ein Kalaschnikow-Sturmgewehr umschloss. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er Mitglied der SpezNas, das russische Gegenstück zur Delta-Force, war. Sie fand ihn sympathisch, weil er die Niederlage mit einem einnehmenden Lächeln hinnahm.
Er nickte verständnisvoll und gesellte sich zu den Kumpeln. Trotz der Demütigung, von einem kleinen Mädchen geschlagen worden zu sein, lästerte niemand. Denn sie wussten alle, sie hätten nicht einmal die 174 Ringe geschafft und sich deshalb noch mehr blamiert.
Die Gruppe verließ den Keller.
Nikolaj setzte sich mit Michail und Oxana an einen Tisch im Club.
Während sich die Männer über die Reise unterhielten und dabei Wodka tranken, beobachtete Oxana an einer Cola nippend die Prostituierten, die sich fast nackt den Freiern anboten. Ihr fiel auf, dass sie von einige Gäste in einer Weise anschaut wurde, wie man Mädchen in ihrem Alter nicht anschauen sollte. Aber niemand traute sich in die Nähe des Tisches. Nikolaj schien hier der uneingeschränkte König zu sein, zu dem man nur durfte, wenn er eine Audienz erlaubt hatte. Obwohl sie das Ambiente spannend fand, fingen ihre Augen an, schwer zu werden. Sie stupste Michail an, der sofort verstand.
„Kolja, hast du ein Zimmer für uns, war ein langer Tag.“
„Zwei Betten?“
„Bitte.“
Er winkte einen der Kumpel heran und flüsterte ihm etwas zu. Der verschwand und kehrte zehn Minuten später zurück. Er nickte Nikolaj zu und setze sich wieder an einen Tisch.
„Zimmer 107 ist vorbereitet.“
Das Zimmer war zwar ein krasser Absturz nach den letzten Unterkünften, doch immerhin sauber. Beide waren so müde, dass sie fast sofort einschliefen.
Am nächsten Tag fuhren sie zurück ins Dorf. Während Oxana von der Mutter erwartet wurde und über einen Kurs erzählen musste, der nie stattgefunden hatte, wurde Michail von einer atemberaubend gekleideten Svetlana empfangen und ins Bett gezogen. Als sie sich Stunden später an den völlig Erschöpften kuschelte, erinnerte er sich an die Idee, mit ihr eine Familie zu gründen. Ihr Verhalten heute war nicht allein mit Dankbarkeit zu erklären; ob sie ihn wirklich liebte – und er sie?
Am nächsten Tag trafen sie sich wieder in der Hütte. Auf dem Weg dorthin holte Oxana zwei Briefumschläge mit Spenden ihrer Kunden aus dem hohlen Baum. Jetzt, wo sich der größte Teil ihres Bargeldes in der Schweiz befand, musste sie schließlich wieder flüssig werden. Anscheinend hatten böse Staubgeister während der Abwesenheit in der Hütte eine Party gefeiert. Oxana hatte gerade Wasser aufgesetzt und leerte den Staubsauger im Wald, da hörte sie ein Knacken. Es kam aus Richtung des Sumpfes und deshalb konnte es nur Michail sein. Sie schüttelte resignierend den Kopf. Er würde es nie lernen, sich lautlos im Wald zu bewegen. Sie setzte für ihn eine Tasse Tee mit auf und platzierte sich der Tür zugewandt am Schreibtisch. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt weit.
„Du stampfst durch den Wald wie ein Mammut! Ich konnte dich schon kommen hören, als du dein Haus verlassen hast.“
„Finde es auch schön, dich zu sehen“, konterte Michail trocken. „Ich bin eben ein Stadtmensch.“
„Dein Tee ist schon fertig, wusste ja früh genug, wann du kommst. Soll zur Abwechslung ich dir mal etwas beibringen, damit ich keine Angst mehr um den Wald haben muss?“
„Jetzt übertreibst du, nur weil ich nicht wie eine Katze durch den Wald schleichen kann wie du.“
„Trink den Tee, danach gehen wir in den Wald.“
„Machen wir, vorher gibst du Quälgeist sowieso keine Ruhe.“
Eine halbe Stunde später führte Oxana ihn durch den Wald und zeigte Michail Dinge, die ihm vorher nie aufgefallen waren. Plötzlich sah er Nester, die Höhleneingänge von Mäusen und ob ein Baum gesund oder krank war. Nach drei Stunden fing er an, Zweige unter dem Laub zu sehen und wie fest der Boden vor ihm war. Er war erstaunt darüber, wie blind er vorher durch den Wald gegangen war und was er alles übersehen hatte. Der Abend brach schon an, als sie wieder in der Hütte eintrafen.
„Zum Schluss warst du gar nicht so schlecht. Es wird zwar noch etwas Übung nötig sein, aber du scheinst kein hoffnungsloser Fall zu sein.“
„Ich sehe den Wald jetzt mit ganz anderen Augen.“
„Liegt vielleicht daran, dass du sie jetzt öffnest!“
„Damit hast du wohl gar nicht so unrecht.“
„Mama hat Borschtsch gemacht, möchtest du auch was?“
„Gerne, deine Mutter ist eine gute Köchin. Außerdem bin ich nach der Lauferei hungrig.“
Oxana holte die Schüssel aus dem Kühlschrank und schüttete die Kohlsuppe in einen Topf, den sie auf dem Herd erwärmte. Michail deckte in der Zeit den Tisch und kurz darauf löffelten sie die Suppe.
„Du hast meine Freunde ganz schön beeindruckt.“
„Sie scheinen nett zu sein – ich glaube aber nicht zu jedem.“
Michail lachte auf: „Sie haben auch eine Seite, die dir gefallen würde – du hast von Maria gehört.“
„Nikolaj hat sie erwähnt – meinte, ich sollte sie kennenlernen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob es gut für die Männerwelt wäre“, dabei zog er die Augenbrauen hoch. „Sie fände deinen Blockbuster mit Juri bestimmt amüsant.“
„Wie meinst du das?“
„Was du mit ihm gemacht hast, tut sie für Geld – und ich würde wetten, auch, weil es ihr Spaß macht.“
„Unterhaltsam fand ich es auch, aber wer zahlt denn dafür?“
„Es gibt Männer, denen eine solche Behandlung durchaus gefällt. Denk an Juri!“
Oxana runzelte die Stirn und überdachte die Aussage.
„Möglicherweise kann ich von der Frau noch etwas lernen. Aber nach Irkutsk ist nicht gerade um die Ecke.“
„Mit einem Sportflugzeug sind es nur 2,5 Stunden.“
„Und der Herr Meisterspion will mir jetzt noch erzählen, er könnte fliegen?“
Michail lachte über ihre Stichelei: „Leider nein, aber zum Chartern eines Flugzeugs wird es reichen.“
„Schade, hatte schon gehofft, du würdest es mir beibringen.“
Die nächsten Tage lernte Michail, sich im Wald zu bewegen. Obwohl er große Fortschritte machte, schaffte er es nicht, sich Oxana zu nähern, bevor sie ihn bemerkte. Beim Tee in der Hütte wurde der Unterricht theoretisch fortgeführt.
„Du darfst nicht mit der Ferse auftreten, sondern musst mehr wie eine Frau auf High Heels gehen.“
„Glaube nicht, dass die mir stehen würden!“
„Stimmt, würde mit den haarigen Beinen nicht schick aussehen.“
„Wie alt bist du?“
Oxana schaute ihn verwundert an: „14.“
„Willst du noch 15 werden?“
„Du würdest doch einem kleinen, hilflosen Mädchen nichts antun?“, dabei sah sie ihn mit ihrem unschuldigen Engelsgesicht an.
„Hilflos? Das kannst du jemandem weismachen, der dich nicht kennt.“
Beide nahmen kichernd einen Schluck Tee.
„Die Ferse ist ein Knochen und kann dein Gewicht nicht abfedern. Du musst das Gewicht auf die Zehen verlagern.“
„Und das lässt mich leiser gehen?“
Sie nickte und im selben Augenblick klingelte Michails Telefon.
…
»Freut mich, zu hören.«
…
»Natürlich bringe ich sie mit. Sorge dafür, dass Maria da ist, dann können die Frauen über ihr Hobby schnacken.«
Auch ohne Freisprechen konnte Oxana ein dreckiges Lachen hören.
»Dann bis morgen Abend, Kolja.«
Er legte auf und rief den Flugplatz an, um ein Flugzeug für den nächsten Tag zu chartern. Oxana sah ihn mit schrägem Kopf an.
„Hast du Neuigkeiten für mich?“, flötete sie.
„Jetzt, wo du mich fragst: Kolja lädt uns ein, den erfolgreichen Abschluss des Geschäftes zu feiern.“
„Ich hoffe, es war so gut, dass es für mehr reicht als Salzstangen und Billigcola wie beim letzten Mal.“
„Wenn nicht, lassen wir uns was vom Burger King kommen“, erwiderte er lachend.
„Wie wäre es mit Käsefondue? Wenn man den Weißwein durch Wodka ersetzt, finden auch deine Freunde Gefallen daran.“
Beide lachten los, bis die Tränen rollten.
„Speichere den Ordner »Test_5« auf eine CD. Maria findet das bestimmt interessant.“
„Kennst du sie?“
„Kennen wäre zu viel gesagt, aber sie hat eine auffallende Erscheinung, die man nicht mehr vergisst.“
„Du machst mich neugierig.“ Dabei stand sie auf und zog die Dateien auf eine CD.
„Kannst du deiner Mutter eine Ausrede erzählen, damit wir zwei Tage wegbleiben können?“
„Sicher, ich übernachte bei meiner Schulfreundin Sonja in der Hauptstadt.“
„Wer ist Sonja?“
„Meine Standardausrede, wenn ich keine Lust habe, zu Hause zu essen.“
„Und deine Mutter nimmt dir das ab?“
„Wieso nicht, sie ist so echt wie mein Reisepass.“
Michail senkte das Haupt, bis das Kinn die Brust berührte, dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf. Sie verabredeten, dass Oxana am nächsten Tag zu seinem Haus kommen sollte, sobald sie sich zu Hause loseisen konnte. Dann machten sich beide auf den Heimweg.
9.
Oxana schaffte, dass es früher Mittagessen gab als normalerweise. Auch die Ausrede mit Sonja erzielte den gewünschten Erfolg. So stand sie um zwei Uhr vor Michails Haus. Wenige Minuten später fuhren sie zum Flugplatz und flogen von dort nach Irkutsk.
Was in jedem westlichen Land Beobachter dazu veranlasst hätte, die Polizei zu rufen, war in Russland nicht einmal einen zweiten Blick wert. Deshalb verwunderte es niemanden – wenn es überhaupt jemand bemerkte – dass ein kleines Mädchen am frühen Abend den Sexclub betrat. Roman empfing die beiden und führte sie in den Keller. Auf einem Tisch lagen hundert mit Klebeband umwickelte Beutel von der Größe einer Kilopackung Mehl. Oxana erkannte sie sofort als die, die sie auf dem Schiff in Marseille gesehen hatte. Nikolaj begrüßte die Neuankömmlinge. Ihm fiel auf, dass Oxana die Drogen betrachtete.
„Was geht in deinem Köpfchen vor?“
„Was ist das Zeug wert, das da liegt?“
„Eine Milliarde Rubel.“
„Und was hat es euch gekostet?“
„Etwa 50 Millionen.“
„Ein gutes Geschäft!“
„Ja und weißt du, warum es wirklich ein gutes Geschäft ist?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Weil die Albaner genauso denken. Sie werden für unsere Waffen auch das fünfzehn bis zwanzigfache dessen bekommen, was sie das Pulver gekostet hat.“
„Verstehe, Wenn beide Seiten zufrieden sind, gibt es weniger Probleme.“
„Genau. Warum eine Gans schlachten, die goldene Eier legt!“
„Nur kann die Gans nicht unbegrenzt Waffen legen. Schätze, ihr braucht mehr Pulver, als ihr Waffen liefern könnt.“
„Mischa hat recht: Dein Verstand ist nicht der eines kleinen Mädchens.“
„Kennst du Michail schon lange?“
Nikolaj lachte auf: „Oh mein Gott. Ich kannte ihn schon, da warst du nicht einmal ein feuchter Gedanke deiner Eltern.“
„Und seither seid ihr Freunde?“
„Das ist schwer zu verstehen, wenn man die Zeiten nicht miterlebt hat. Beim KGB hatte man keine Freunde, alle waren nur Genossen. Aber wir verstanden uns gut und respektierten einander. Ich erteilte ihm Aufträge und er hat mich nie enttäuscht – auch danach nicht. Freunde wurden wir erst, nachdem Väterchen Russland keine Arbeit mehr für uns hatte.“
„Immerhin seid ihr ein paar Gehaltsstufen nach oben gefallen“, grinste sie ihn an. „Oder hat der Staat so gut bezahlt?“
Nikolaj schmunzelte:
„Nicht ansatzweise. Aber er bezahlte in Transferrubeln und damit konnte man Sachen kaufen, die ansonsten nicht erhältlich waren. Damals war man damit etwas Besonderes.“
„Aber es gibt keine Transferrubel mehr und ihr könnte euch trotzdem kaufen, was ihr wollt.“
„Schon, aber Rubel in größeren Mengen sind außerhalb Russlands immer noch nicht besonders beliebt. Da will man Dollar, Franken, D-Mark oder demnächst Euros.“
Oxana hatte einen Geistesblitz. Sie beschloss, den Gedanken in einem ruhigen Moment zu Ende zu denken.
„Euch fehlt also noch die Möglichkeit, eure nicht ganz sauberen Rubel in strahlend reine westliche Währungen zu tauschen?“
„Eine Gesellschaft, in die man Rubel einzahlt und die westliche Währung auszahlt, wäre sehr hilfreich.“
„Warum gründet ihr dann keine?“
Nikolaj schaute sie an, als hätte sie ihn gefragt, warum er keinen Urlaub auf Alpha Centauri machte.
„Wie meinst du das?“
„Ich habe viel über die Einführung des Euros gelesen. Zypern und Malta sollen da irgendwann Mitglieder werden. Geringe Steuern und käufliche Beamte. Ich werde das mal in meinem Köpfchen durchdenken, wenn ich etwas Muße habe. Dauert ja noch etwas, bis der Euro eingeführt wird.“
Nikolaj sah ein kleines Mädchen vor sich, doch was sie sagte, konnte unmöglich von einem Kind kommen.
„Ich kann kaum erwarten, zu hören, was dein Gehirn ausbrüten wird.“
„Was springt dabei für mich raus?“
„Es wird sich bestimmt für dich lohnen, aber brüte erst einmal das Ei aus und lass uns sehen, wie das Küken aussieht.“
Oxana winkelte die Arme an und schlug damit gackernd um sich. Dann schaute sie unter sich und danach Nikolaj enttäuscht an: „Dauert noch etwas.“
Er lachte los, legte den Arm um ihre Schulter und ging zu Michail.
„Mischa, da hast du vielleicht ein Früchtchen gefunden.“
„Stimmt, man muss sie einfach liebhaben.“
In dem Moment sah und hörte man hohe schwarze Schnürstiefel die Treppe herunterkommen. In dem Keller wurde es totenstill. Die Absätze, die länger waren als Oxanas Füße, sahen aus wie Pfeilspitzen und klackten gefährlich bei jedem Schritt. Am Vorderfuß war die Sohle übertrieben dick, sonst hätte die Frau auf Zehenspitzen laufen müssen. An dem rechten Stiefel war eine Peitsche befestigt. Ein schwarzer Lederbody kam zum Vorschein, der die Wespentaille hervorhob – und wie man zwei Stufen später sehen konnte, auch die Oberweite. Die Arme steckten in weißen Seidenhandschuhen, die bis zur Mitte der Oberarme reichten. In der rechten Hand hielt sie eine Reitgerte, deren Paddel sie mit der linken umschloss. Der Body endete so an den Brüsten, dass er die Nippel gerade noch bedeckte. Dann erschien der Kopf mit glatten schwarzen Haaren, die genau an der Oberkante des Bodys abschlossen. Die Lippen waren übertrieben Rot und das hübsche Gesicht auf blass geschminkt. Oxana verstand Michails Andeutung, dass man ihre Erscheinung nicht vergessen würde. Es musste sich um Maria handeln.
„Wer von euch Würmern war böse und verdient eine Bestrafung?“
Die Stimme erinnerte Oxana an eine Lehrerin der Dorfschule – kalt und gefühllos. Sie schritt durch den Raum auf einen der Männer zu. Ihre Hand zuckte und ein Knall ertönte.
„Aua“, schrie der Mann vor ihr – die Finger schüttelnd – auf.
„Wo ist mein Sekt?“
„Kommt sofort, Lady Maria.“
Er entfernte sich zügig und kam wenige Sekunden später mit einem gefüllten Sektglas auf einem Tablett zurück.
„Bitte, Lady Maria, ihr Sekt.“
Sie nahm das Glas entgegen, sah ihn verächtlich an, nippte daran und schritt zu Nikolaj.
„Maria, du siehst umwerfend wie immer aus.“
„Danke, Kolja.“
Er griff mit beiden Hände unter den Haaren durch und legte sie auf ihre Schultern. Dann küsste er Maria auf die Wangen. Sie erlaubte ihm diese Handlung ohne jede Gegenwehr – offensichtlich wusste sie sehr genau über die herrschende Hierarchie Bescheid.
„Darf ich dir unseren Neuzugang vorstellen?“, dabei zog er Oxana am Ellenbogen heran.
„Das ist Oxana. Ihr werdet euch bestimmt gut verstehen, wo ihr doch das gleiche Hobby habt.“
„Welches Hobby soll das sein?“ Der Unglaube, mit diesem Kind ein Hobby zu teilen, war ihrer Stimme deutlich anzuhören.
Michail trat heran und reichte ihr eine CD: „Schau dir das an, dann verstehst du.“
„Hallo Mischa, ist das deine Schülerin von der man schon erzählt?“
„Ja und wenn du dir das angesehen hast, wirst du sie richtig lieben.“
Sie griff nach der CD und sagte im Gehen: „Ich hoffe für euch, dass ihr nicht meine Zeit verschwendet.“
Sie setze sich an einen Tisch, auf dem ein Laptop stand und schob die CD ins Laufwerk. Nach etwa einer Minute lehnte sie sich zurück und nippte am Sekt. Langsam hoben sich ihre Mundwinkel an. Mit einem letzten Schluck leerte sie das Glas und hielt es mit ausgestrecktem Arm in den Raum. Sekunden später eilte ein Mann mit einer Flasche Krimsekt herbei und füllte es auf. Sie würdigte ihn nicht eines Blickes, nippte aber an dem Sektglas. Inzwischen waren die Mundwinkel weit nach oben gewandert. Sie lächelte Oxana an und winkte sie mit dem rechten Zeigefinger heran, wandte sich aber sofort wieder dem Bildschirm zu. Oxana sah zu Michail, der andeutete, zu Maria zu gehen. Sie zögerte kurz und überlegte. Sie durfte Maria gegenüber keine Schwäche zeigen, wenn sie deren Respekt erlangen wollte. Selbstbewusst ging sie auf die Frau zu.
„Hallo Maria, gefällt dir mein Forschungsprojekt?“
„Forschungsprojekt? Was wolltest du denn erforschen?“
„Ob man sich einen Sklaven heranziehen kann.“
„Oh ja, das kann man“, antwortete Maria.
„Ich weiß. Ich brauche jetzt nur noch zu pfeifen, dann springt er.“
„War auch nicht schwer, so verknallt, wie er in dich ist.“
„Für meinen ersten Versuch bin ich ganz zufrieden.“
„Dein erstes Mal? Woher hast du gewusst, wie es geht?“
Oxana flüsterte ihr einige Buchtitel zu, woraufhin Maria auflachte.
„Wie bist du denn daran gekommen? Die sind erst ab 18 und selbst dann schwer zu bekommen?“
„Ich habe so meine Quellen“, erwiderte sie geheimnisvoll.
„Dafür, dass es dein erstes Mal war, hast du das gut gemacht. Aber ist dir auch aufgefallen, dass du mehr für ihn empfindest?“
Sie zeigte ihr die Szenen, an denen sie das erkannt hatte. Oxana begriff: Von dieser Frau konnte sie noch viel lernen.
Michail hörte die zwei Frauen immer wieder kichern und fragte sich, ob es nicht ein Fehler war, die beiden einander bekanntzumachen. Offensichtlich verstanden sie sich hervorragend und waren auf dem Weg, so etwas wie Freundinnen zu werden.
Er wusste inzwischen, dass für Oxana das, was einer Freundschaft an nächsten kam, zuallererst einmal ihr selbst nützen musste. Außerdem wollte sie immer möglichst wenig Angriffsfläche bieten und nicht manipulierbar sein.
Die Vorstellung, dass Maria mit ihrer Erfahrung für Oxana nützlich sein konnte, war nicht schwierig. Wie nützlich, würde er zu sehen bekommen, sobald es eine Datei »Test_6« gab.
Der Keller war größer, als man von außen vermutet hätte. Das lag daran, dass er nicht nur zu einem, sondern gleich zu zwei Häusern gehörte. Gäbe es eine Razzia, was ohne Vorwarnung fast ausgeschlossen war, würde sich auf Knopfdruck eine Wand vor den hinteren Teil des Kellers schieben. Der große eingemauerte Safe, der Drogentisch sowie der Schrank mit den Waffen würden augenblicklich unsichtbar. Selbst der Tisch mit den zwei einzigen Frauen wäre verschwunden, was die Antwort darauf ersparen würde, wieso sich eine 14-Jährige im Keller eines Sexclubs befand. Alles, was man sehen würde, wären etwa zwanzig Männer, die eine Party feierten. Nikolajs Erfolg beruhte auch darauf, dass er die Sicherheit niemals vernachlässigte. In diesem Keller befanden sich nur Kartellmitglieder, die ihre Loyalität mehrfach bewiesen hatten und noch alle Finger besaßen: Ein Opfer, das viele in der russischen Unterwelt bringen mussten – als Preis für ihr Versagen. Zwei Männer waren neu in diesem Kreis und die einzigen, die nicht mitfeierten, sondern an einem der Tische arbeiteten. Darauf standen eine Briefwaage und zwei große Rührschüsseln. Die Arbeit, die sie verrichteten, war monoton. Einer nahm eines der Drogenpakete, öffnete es und schütteten den Inhalt in eine Rührschüssel. Dann holte er einen vorbereiteten Beutel mit Milchpulver, entleerte ihn in dieselbe Schüssel und verrührte die beiden Substanzen. Der andere füllte aus dem zweiten Gefäß, in dem zuvor das Gleiche geschehen war, je hundert Gramm der Pulvermischung in Beutel und verschweißte sie. War er damit fertig, tauschten die Männer die Schüsseln. Der Erste trug die frisch verpackten Plastikbeutel in den Safe und holte sich ein neues Drogenpaket vom Tisch. Für jedes Päckchen brauchten sie zwölf bis fünfzehn Minuten, was bei hundert einen ganzen Tag bedeutete – ohne Pausen. Am Ende lägen zweitausendfünfhundert dieser Beutel im Safe und jeder würde Nikolaj vierhunderttausend Rubel einbringen. Bis das Pulver im Körper eines Konsumenten verschwinden würde, verdienten noch zwei oder drei Zwischenhändler daran und aus den hundert Gramm würden zweihundertfünfzig bis dreihundert Gramm werden. Keiner der Männer im Keller konsumierte selbst, sonst wären sie nie in den Genuss dieses Privilegs gekommen. Ihre Droge waren die Mädchen eine Etage über ihnen, die sie jederzeit kostenlos benutzen durften – wovon sie auch regen Gebrauch machten.
Michail bekam langsam Hunger, doch es gab hier fast nur Getränke. Krimsekt, Russian-Standard-Wodka und deutsches Bier gab es en masse. Das einzig Essbare waren Cracker und reichlich Kaviar. Lecker, aber nicht zur Sättigung geeignet. Den beiden Frauen schmeckte es zwar, doch wusste er, dass es Oxana nicht dauerhaft ruhig stellen würde. Als könnte er hellsehen, schalteten die Frauen den Computer aus und kamen schmunzelnd zu ihm.
„Mischa, deine Schülerin ist sehr talentiert.“
„Ich wusste doch, dass dir das Video gefallen würde“, sagte er zu Maria. Dann an beide gewandt: „Habt ihr auch Hunger?“
„Kolja muss endlich mal lernen, dass zu einer Party mehr als Wodka gehört“, antwortete Maria.
Michail grinste: „Ich weiß, habe aber wenig Hoffnung, dass er das noch lernt. Würdet ihr losziehen und was besorgen?“
„Was hast du dir denn vorgestellt?“
Er nahm einen Geldschein aus seiner Brieftasche: „Überfallt Burger King und holt Karte rauf, Karte runter, was ihr dafür bekommt.“
Maria steckte den Schein ein: „Wird aber etwas dauern.“
Daraufhin gingen die Frauen die Treppe hinauf und verschwanden.
Michail dachte schon, er müsste verhungern, als nach über zwei Stunden die Kellertür geöffnet wurde und vier Tüten die Treppe herabschwebten. Ein Blick auf Oxana und er wusste, seine schlimmsten Albträume wurden wahr. Anscheinend gab es Marias Stiefel auch in Oxanas Größe. Dazu trug das Mädchen Minirock und Top aus saphirfarbenem Leder und lange gleichfarbige Seidenhandschuhe. Dass Maria auf solchen Absätzen laufen konnte, hatte er öfter gesehen. Doch dass auch Oxana sich darauf bewegte, als wären es Sneakers, verwunderte ihn schon. Immerhin schien sie ein Höschen unter dem Kostüm zu tragen, es glänzte in einem etwas dunkleren Farbton. Auch die Farbwahl hielt er für gelungen, denn Oxana sah keineswegs nuttig aus, was für ein Mädchen ihres Alters unpassend gewesen wäre. Beide Frauen hatten an den Stiefeln Flogger, Gerte, Rohrstock und Peitsche befestigt.
Sie packten den Inhalt der Tüten auf einen Tisch.
„Wer von euch wertlosen Würmern möchte etwas essen?“
Michail erschauderte, denn nicht Maria, sondern Oxana rief das in den Raum. Die Männer, die die Rückkehr der Frauen noch nicht bemerkt hatten, drehten sich um und schmunzelten. Oxanas Erscheinung ließ vermuten, dass sie schon seit Jahren als Domina arbeitete; ein Anblick, der aufgrund des Alters eine gewisse Komik beinhaltete. Wie zwei kampfbereite Amazonen warteten die Frauen hinter der Tafel mit den Burgern. Der erste Mann traute sich trotzdem an den Tisch und wollte sich einen der Hamburger nehmen. Fast gleichzeitig klatschten zwei Gerten auf seine Finger.
„Wo ist deine Erziehung geblieben? Nimmt man sich ohne zu fragen etwas vom Tisch?“, kanzelte ihn Maria ab.
„Du musst entweder Lady Maria oder Gräfin Oxana um Erlaubnis bitten, du Flegel!“
Bei der Bezeichnung Gräfin Oxana zuckte der Schmerz einer befürchteten Gewissheit durch Michails Körper. Sie würde ihm jetzt häufiger diesen Adelstitel unter die Nase reiben.
„Gräfin Oxana, dürfte ich Sie untertänigst um einen Whopper bitten?“
Mit skeptischem Blick reichte sie ihm den Burger, „Ich will mal nicht so sein.“
Nacheinander kamen die Männer zu den Frauen und baten um Hamburger oder Pommes. Dann trat Roman an den Tisch:
„Wyattine Earp, dürfte ich auch etwas von ihren köstlichen Speisen haben?“, dabei grinste er sie an.
Oxana musste kichern: „Was möchtest du Spinner denn haben?“
Sie gab ihm den erbetenen Cheeseburger und die Pommes.
Maria schaute sie fragend an: „Wyattine Earp?“
Oxana erzählte ihr von dem Duell mit Roman.
„Du hast beim Schießen gegen ihn gewonnen? Er hat noch nie verloren!“, flüsterte sie erstaunt.
Es dauerte nicht lange, und die Tafel war bis auf drei Hamburger und eine Portion Pommes geplündert. Oxana nahm zwei der Burger und eine der Einkaufstüten und ging zu dem Tisch mit dem Laptop. Maria ergriff eine Flasche Sekt und zwei Gläser und folgte ihr. Michail beobachtete die Szene, überzeugt davon, dass dieses Gespann nichts Gutes für die Männerwelt bedeutete.
„Da haben sich zwei gesucht und gefunden“, sprach ihn Kolja lachend an.
„Wir Männer werden uns warm anziehen müssen.“
„Stimmt, wenn deine Kleine groß ist, werden die Männer nichts zu lachen haben.“
„Erst, wenn sie groß ist?“
„Glücklicherweise ist sie für uns etwas zu jung.“
Nikolaj lachte los und Michail fiel in sein Lachen ein.
Die Frauen legten die CD wieder ein und analysierten das Video. Oxana hatte aus der Tüte je eine Flasche Cola und Orangensaft auf den Tisch neben den Sekt gestellt. Während Maria den Krimsekt herunterkippte wie die Männer den Wodka, nippte Oxana an dem Sekt-O-Saft-Gemisch und verputzte die beiden Hamburger. Nach mehrmaligem Betrachten des Videos hatte Maria noch einen Kundentermin. Sie fragte, ob Oxana sie begleiten wollte und diese sagte neugierig zu.
Die 27-jährige Maria besaß etwas außerhalb des Stadtkerns ein Grundstück. Der Garten war durch eine Hecke von außen nicht einsehbar. Sie zeigte Oxana die beiden mit Gittern abgedeckten Gruben, an deren Boden sich ein Abfluss befand. Als Maria den Grund erklärte, wusste Oxana, was sie auf jeden Fall machen wollte. Unter dem Haus, mit für russische Verhältnisse großzügigem Wohnraum, befand sich ein schalldichter SM-Keller, wo sie die Kunden quälen konnte. Oxana war von den Spielgeräten, die Maria dort hatte, beeindruckt. Dann ertönte eine Klingel.
„Mach die Tür auf und behandle ihn so wie deinen Sklaven im Video.“
„Meinst du wirklich?“
„Natürlich, je schlechter du ihn behandelst, desto besser gefällt es ihm.“
Oxana nahm die kurze dreischwänzige Peitsche und ging zur Tür. Maria folgte mit etwas Abstand, um notfalls eingreifen zu können. Oxana griff nach der Klinke und riss die Tür auf. Vor ihr stand ein kleiner rundlicher Mann in einem für russische Verhältnisse guten Anzug. Aufgrund der Stiefel war Oxana etwas größer als dieser, der ganz offensichtlich eine andere Person erwartet hatte.
„Was hast du denn an, kleidet sich so ein Sklave?“
„Ähm - nein. Ähm, wer …?“
„Los, runter mit den Klamotten und auf den Boden knien, du Wurm.“
Er zögerte einen Moment zu lang. Oxanas Peitsche schlug gegen seine Hüfte.
„Hast du die Zunge verschluckt? Das heißt ja, Gospozha, Sklave.“
Immer noch irritiert, fing er an, sich auszuziehen.
„Ja, Gospozha. Wer bist du?“
Rechts, links, rechts, links schlug die Peitsche auf Hüfte und Becken des Mannes ein.
„Spricht man seine Herrin in der 2. Person an und habe ich dir erlaubt hier Fragen zu stellen?“
Maria musste sich angesichts der Vorstellung zusammenreißen, um nicht loszulachen.
Inzwischen stand der Mann nur noch in Strümpfen und Unterwäsche vor dem Mädchen und machte keine Anstalten, sich weiter auszuziehen. Die Peitsche traf seine Unterhose genau zwischen den Beinen. Er schrie auf.
„Ausziehen, habe ich gesagt! Ein Sklave hat alles zu zeigen, was man benutzen kann.“
Nun hatte er verstanden, dass mit diesem Mädchen ebenso wenig zu spaßen war wie mit Maria.
„Ja, Gospozha.“
Noch immer in der offenen Tür zwischen SM-Keller und Garten stehend, zog er auch die letzten Kleidungsstücke aus und kniete sich auf den Boden. Maria warf ihr ein Halsband zu, das Oxana dem Mann anlegte. Maria trat hinzu und befestigte eine Leine an der Halsmanschette. Dann fischte sie die Brieftasche aus seiner Hose und steckte sie in ihren Stiefelschaft.
„Bewegung, Sklave. Das ist Gräfin Oxana. Sie wird heute die Bestrafungen durchführen. Sei also besser gehorsam, sie ist nicht so mitfühlend wie ich.“
„Ja, Lady Maria.“
„Gräfin, sammeln Sie bitte die Klamotten von dem Wurm ein und schließen Sie diese in die Kiste ein“, sie zeigte dabei mit der Gerte auf die angesprochene Holzkiste. „Die Sachen braucht er die nächsten 48 Stunden nicht oder sehen Sie das anders, Gräfin?“
„Bestimmt nicht, er hat aber auch nicht viel zu verstecken.“
„Stimmt. Ein Wurm mit einem Wurm.“
„Ich hoffe, er ist wenigstens belastbar und langweilt uns nicht.“
„Das können wir gleich mal ausprobieren. Für den Ungehorsam Ihnen gegenüber hat er sowieso noch eine Strafe verdient.“
Beide grinsten sich an – amüsiert davon, wie sie sich schon gegenseitig die Bälle zuspielten, obwohl sie sich erst ein paar Stunden kannten.
Oxana verschloss den Deckel der Truhe mit einem Vorhängeschloss, steckte den Schlüssel in den Ausschnitt und ging zu Maria. Die Frauen tuschelten kurz.
„Gute Idee, Gräfin, ich hole mal eben, was wir dafür brauchen.“
Daraufhin reichte sie Oxana die Leine und ging zu dem Schrank mit den Toys. Oxana, die noch hinter dem Sklaven stand, schlug mit der Peitsche zweimal auf dessen Po.
Maria zeigte ihr, wie man mit dem Rohrstock zuschlägt, ohne ernsthafte Schäden anzurichten. Auch den Umgang mit einem Strap-on und wie man einen Sklaven gefahrlos aufhängen konnte, brachte sie Oxana praktisch bei. Über Nacht sperrten sie den Kunden in eine der Gruben ein und erleichterten sich auf dem Gitter stehend auf ihn; dann gingen sie schlafen und ließen ihn angepinkelt zurück.
Es wurden achtundvierzig sehr erhellende Stunden für Oxana. Sie lernte viel von Maria und konnte auch einige der eigenen Ideen verwirklichen.
Nachdem Maria den Kunden entlassen hatte, kehrte Oxana in den Sexclub zurück und flog mit Michail nach Hause.
10.
Oxana hatte die Behandlung des Sklaven so viel Spaß gemacht, dass sie ihre sadistische Ader bestätigt sah und diese akzeptierte. Auch für ihre finanziellen Planungen hatte der Ausflug einen Plan-B aufgezeigt; einen, der nicht nur eine andere Einnahmequelle auftun konnte, sondern zusätzlich viele mächtige Freunde im Rücken. In Kürze würde sie fünfzehn werden, dann hätte sie nicht mal zwei Jahre Zeit, bevor sie nach Westen ziehen wollte.