Was ist BDSM?
Die wenigsten leben BDSM aus und müssen sich über externe Quelle darüber informieren. Leider betreibt da gerade der Mainstream mit dem Bedienen von Klischees keine gute Arbeit – und auch keine hilfreiche.
Zuerst einmal gibt es einen Unterschied zwischen BDSM und SM. Warum wissen das so wenige?
Im letzten Jahrhundert wurde alles, aus dem bizarren oder perversen Bereich unter SM eingestuft.
Da die Szene wuchs, verliefen sich immer mehr Leute mit ungewöhnlichen Neigungen dorthin, auch wenn sie mit SM selbst wenig bis gar nichts zu tun hatten. Daher trennte sich die SM-Szene etwas ab, indem man die Gruppe in SM/BDSM umbenannte.
Folglich wurde jede nicht der Norm entsprechende Neigung oder Fetisch die kein SM war in die BDSM Schublade gesteckt.
Doch auch BDSM folgt gewissen Regeln und nur weil jemand z.B. gerne Leder oder Latex trägt, hat er noch nichts mit BDSM am Hut.
Daher gibt es inzwischen drei Unterteilungen: SM – BDSM – Kinky
Was ist SM?
SM steht für Sadismus und Masochismus. Es gibt Menschen, die es sexuell erregt, wenn sie anderen Schmerzen zufügen und andere, die es erregt Schmerzen zugefügt zu bekommen. Für jemanden ohne diese Neigungen ist das meistens schwer zu verstehen.
Sadismus kann sowohl in physischer als auch in psychischer (mentaler) Form auftreten.
Einen gewissen Grad an Sadismus trägt jeder in sich. Die schwächste Form davon ist die Schadenfreude. Sobald dieser Sadismus so stark ausgeprägt ist, dass er die Person sexuell erregt, nennt man es sexuelle Neigung. Dabei ist es sekundär, welches Ausmaß der Sadismus dafür benötigt.
Der Masochismus ist schon schwerer zu verstehen, da es sich um einen biologischen Prozess handelt. Vereinfacht ausgedrückt, durch das Empfangen von Schmerzen werden Glückshormone ausgestoßen, die vergleichbar sind mit denen, die beim Sex produziert werden. Vielleicht haben Sie schon einmal im Zusammenhang mit Ausdauersportlern den Begriff »Joggerorgasmus« gehört. Biologisch ist es der gleiche Vorgang.
Beim SM treffen diese beiden sich ergänzenden Neigungen aufeinander. Dabei ist zwischen den handelnden Personen kein Machtgefälle nötig – oft aber vorhanden. Womit wir zum BDSM kommen.
BDSM ist ein Akronym und steht für Bondage (Fesseln), Disziplin + Dominanz, Submission + Sadismus, Masochismus.
Viele machen den Fehler und glauben, sobald gefesselt wird, handelt es sich um BDSM. SM ist nicht zwingend auch BDSM.
Was macht also BDSM aus?
Vorweg: Auch wenn ich geschlechtsbezogene Begriffe verwende, im BDSM kann jeder geschlechtsunabhängig die Position einnehmen, die seiner Neigung entspricht. Frau darf Dom und Mann Sklave sein. Es gibt übrigens etwa genauso viele devote Männer wie Frauen. – circa zweidrittel.
BDSM ist, wenn jemand selbstbestimmt einer anderen Person Macht über sich gibt. Wenn man sehr zynisch sein möchte, macht sich jeder mit seinem Kreuz auf dem Wahlschein, zum Sklaven der Regierung. Doch eine Grundsäule des BDSM ist Vertrauen – und wer vertraut schon einem Politiker?
Denn man gibt nur jemanden Macht über sich, wenn man ihm so weit vertraut, dass er diese Macht nicht über festgelegte Grenzen hinaus missbraucht.
Hat BDSM etwas mit sexuellen Praktiken zu tun?
Nicht zwingend, aber sie wirkt sich dort am häufigsten aus. Doch BDSM kann auch ohne Sex ausgeübt werden, wie bei Formen des DDLG (Dom Daddy Little Girl – oder allen anderen möglichen Kombinationen)
Ein Paar hat nur ein Konto und der eine Partner gibt dem anderen die alleinige Vollmacht über dieses Konto. Dann übergibt dieser die finanzielle Macht an seinen Partner und lebt eine Form des BDSM aus.
Der Mainstream proklamiert die Beziehung auf Augenhöhe. Doch wird diese wirklich in allen Teilen der Beziehung ausgelebt oder fügt man sich nicht doch in gewissen Bereichen der Entscheidung des anderen, ohne dieses vorher ausdiskutiert zu haben?
Ein Mann kann noch so sehr denken, er hat bei sich zu Hause die Hosen an: Wenn seine Frau bestimmt, welche Kleidung er kauft und anzieht, was es zu essen gibt, welche Wohnungseinrichtung gekauft wird, wohin man in den Urlaub fährt oder welches Auto man kauft und welche Farbe es hat; dann ist er im Sinne des BDSM ihr Sklave.
BDSM hat also nichts damit zu tun, wie pervers man im Bett ist!
Schon eine Augenbinde oder Handschellen stellen einen Machtaustausch dar und gehören somit zum BDSM, selbst wenn man es dann nur in Missionarsstellung treibt.
Warum übergibt man seinem Partner Macht über sich?
Während die dominante Person führen und die Kontrolle haben will, möchte sich die devote Person davon befreien.
Indem man jemanden Macht über sich abtritt, gibt man die Verantwortung Entscheidungen zu treffen mit ab. Dieses kann befreiend sein, wenn man dem Partner vertraut. Ziel ist es, sich so weit zu befreien, damit man sich beim Sex fallen lassen kann und diesen so intensiver empfindet.
Ein weiteres Ziel ist es, seine Grenzen auszutesten.
Bevor man im BDSM Macht abgibt, sollte vorher festgelegt sein, wo die Grenze ist. Überschreitet der Dominante diese, muss der devoten die Möglichkeit gegeben sein, diesen Vorstoß zu unterbinden. Die einfachste Form ist ein Safewort. Ein Missachten des Safewortes stellt einen Vertrauensverlust dar und wird der Beziehung ernsthaft Schaden. Will also die dominante Person diese vorher festgelegte Grenze überschreiten, muss sie z.B. durch Erzeugen von Neugierde und/oder Erregung die devote Person davon abhalten, das Safewort zu benutzen. Dabei kann schon allein der Gedanke daran, jetzt eine Grenze zu überschreiten Angst auslösen, die sich in Erregung verwandelt. Sagen Sie nicht Unsinn oder glauben Sie Bungeespringer haben keine Angst, wenn sie auf der Plattform stehen. Doch genau dieses Gefühl treibt sie dorthin.
BDSM ist also ein selbstbestimmter Machtaustausch. Dabei spielt es keine Rolle, ob es nur eine geringfügige Macht ist, oder ein kompletter Machtaustausch (TPE).
Kinky
Nun gibt es noch viele, weniger verbreitete, ungewöhnliche Fetische und Neigungen, die weder etwas mit SM, noch mit BDSM zu tun haben. Um für diese eine Schublade zu öffnen, wurde das Etikett Kinky als Oberbegriff geschaffen. Jeder SM oder BDSMler ist Kinky, aber nicht jeder der kinky ist, hat etwas mit SM oder BDSM am Hut. Auch muss ein SMler nichts mit BDSM zu tun haben, kann es aber. Ebenso kann auch BDSM ins SM abschweifen. Dadurch sind Irritationen für Außenstehende verständlich. Ebenso Personen, die keine festgelegte Rolle einnehmen – sogenannte Switcher.
Auch im BDSM und SM gibt es noch Leute die ein wenig mehr kinky (abseits der Norm) sind. Oft sind bei Leuten die diese Neigung ausleben die Rollen klar verteilt. Es gibt den Dom/Femdom und den/die Sub oder Sklave/in und den SadistInnen und MaschochistInnen. Es gibt aber auch einige, die diese feste Rollenzuteilung nicht befriedigt und die Rollen je nach Situation tauschen. Oft geschieht dieses in Zusammenhang mit einem anderen Partner. So gibt es viele bisexuelle, die gegenüber dem einen Geschlecht dominant und dem anderen gegenüber devot sind. Die häufigsten Formen sind Frauen, die bei Frauen dominant und gegenüber Männern devot sind und Männer die Frauen gegenüber dominant, aber Männern gegenüber devot sind.